Letzter Öffnungstag der Kurfürstensauna Zwischen Schwitzen und Hoffen

BAD GODESBERG · Das war's. Oder doch nicht? In der Sauna des Kurfürstenbades schwankte gestern die Stimmung irgendwo zwischen Aufguss und Eisbecken. Anlass zur Atemlosigkeit bot den routinierten Saunagängern allerdings weniger das schweißtreibende Klima als der Umstand, dass es sich mutmaßlich um den allerletzten Öffnungstag handelte. Denn nach aktuellem Stand der Dinge ist der Ofen gestern Abend um 21 Uhr für immer ausgegangen, wie von Rat und Verwaltung beschlossen. Nach über 50 Jahren. Zugleich aber gibt es Vorstöße aus der Politik, die Anlass zur Hoffnung auf einen Fortbestand nähren.

Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker gehörte - während seiner Amtszeit - zu den regelmäßigen Gästen, Schauspieler Martin Semmelrogge schaute während eines Engagements vorbei. Und dann sind da natürlich all die Stammgäste. Seit 21 Jahren etwa treffen sich die rund 15 Mitglieder des Clubs "Klatschnass" freitags zu einem porenaktiven Nachmittag und nahmen gestern rituell Abschied von ihrem Vereinsmittelpunkt. "Wir werden wohl in das private Wellness-Center in Pennenfeld ausweichen", sagte Hans Lierz gestern. "In der Hoffnung, dass die Sauna hier doch wieder öffnet", ergänzte Werner Grigutsch.

Zumindest einen Strohhalm für seine Hoffnung gibt es. Er steckt in einem fraktionsübergreifenden Antrag, der in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung am 19. August zur Beratung auf dem Tisch liegt. Mit ihm wollen CDU, Grüne und Einzelmitglied Jürgen Bruder die Stadtverwaltung dazu bewegen, im Vorfeld der Sitzung einen vorläufigen Weiterbetrieb der Sauna zu prüfen.

So soll nach dem Willen der drei Antragsteller untersucht werden, "unter welchen mindestens aufkommensneutralen Bedingungen die Sauna ab dem 1. September gemeinsam mit dem Kurfürstenbad wieder geöffnet werden und ihr Betrieb mindestens solange gewährleistet werden kann, bis die Zukunft des Kurfürstenbades geklärt ist", wie es in dem Antrag heißt. Warum könne beispielsweise das Schwimmbadpersonal die Sauna nicht mitbetreuen, wie dies in anderen Städten gang und gäbe sei, so lautet eine ihrer Fragen. Auch bringen sie Vorschläge ins Spiel, wie die Attraktivität der zuletzt eher schwach besuchten Sauna gesteigert werden könnte und nennen verstärkte Werbung, einen attraktiveren Internetauftritt, "Schnuppereintritte" sowie Studententarife.

Und nicht zuletzt fußt ihr Antrag auf einem Rechenmodell: Denn sowohl beim Schließungsmodell der Stadt wie auch bei dem Mitbetreuungsmodell durch das Schwimmbadpersonal würden die Personalkosten eingespart. "Bei Fortführung der Sauna würden zwar weiterhin die Betriebskosten von etwa 30 000 Euro anfallen, dagegen könnten aber auch weiterhin die Einnahmen von rund 80 000 Euro verzeichnet werden. Somit läge der Vorteil des 'Mitbetreuungsmodells' gegenüber dem 'Schließungsmodell' bei rund 50 000 Euro", rechnen Philipp Lerch (CDU), Andreas Falkowski (Grüne) und Jürgen Bruder vor.

Umgekehrt ausgedrückt: Schlösse die Sauna, sparte die Stadt zwar etwa 30 000 Euro Betriebskosten, verlöre aber zugleich etwa 80 000 Euro an Einnahmen. "In Städten wie Meckenheim, Bad Neuenahr, Brühl, Bornheim und Rheinbach wird ein Mitbetreuungsmodell selbstverständlich, unproblematisch, reibungslos und erfolgreich praktiziert", sagen sie. Ähnlich hatten mehrere GA-Leser zuletzt in Leserbriefen argumentiert. Wie berichtet, hat sich kürzlich der "Förderverein Sauna des Kurfürsten" gegründet, der dem Vernehmen nach bereits 100 Mitstreiter um sich schart. Auch sie blicken nun gespannt auf den 19. August - und hoffen, dass gestern vielleicht doch nicht die letzten Schweißtropfen vergossen wurden.

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