Kunst in der Villa Friede Zweisprachige Zwiesprache

BAD GODESBERG · Chinesische Sprache - schwere Sprache. Dass der Spruch eigentlich anders geht, wird unerheblich, sobald der Besucher die Ausstellung "Dialog 5:5" betritt. Dort haben die gezeigten Werke nämlich längst die zweisprachige Zwiesprache begonnen. Und so bietet die Gemeinschaftsschau zehn deutscher und chinesischer Künstler Übersetzungshilfe, wie sie auf künstlerischer Ebene kaum besser möglich ist.

 Abstrahierte Poesie: Wer sich auf Yang Limings großformatige Bilder einlässt, dem winkt eine Reise in die dritte Dimension.

Abstrahierte Poesie: Wer sich auf Yang Limings großformatige Bilder einlässt, dem winkt eine Reise in die dritte Dimension.

Foto: Ronals Friese

Nur mit Mühe konnte sich das Publikum erstmals gestern in der Mehlemer Villa Friede davon überzeugen, wobei es sich im positiven Sinne selbst im Weg stand. Und so dürfte im dichten Gedränge der abendlichen Vernissage gleich hundertfach der Entschluss gereift sein, zum Staunen noch einmal wiederzukommen.

Dialog, das klingt zunächst einmal nicht kompliziert. Doch wo der Begriff beim Wort genommen wird, wird eine Idee sichtbar, die nun für die kommenden sechs Wochen ein ausführliches Gespräch unter Gemälden, Skulpturen und Installationen ermöglichen wird. Ein Beispiel: In tiefem Rot und in ihrer Farbintensität changierend erzeugen die drei Bilder von Yang Liming an einer Wand meditative, wenn nicht hypnotische Wirkung. Und zwar nicht nur auf den Betrachter, sondern scheinbar auch auf die Phantasiefiguren aus Metallgeflecht, die Lutz Wagner alias Moto Waganari beisteuert.

Ähnlich kommunizieren die Werke von Michael Burges mit denen von Qiu Shihua. Hier lautes, ineinanderfließendes Farbenspiel; dort Landschaften, die wie aus einem Nebel erst erkennbar werden, wenn der Betrachter ausreichend Geduld erkennen lässt. Kontrast und Dialog, dieses Wechselspiel ist roter Faden einer Ausstellung, deren Konzept bis in die Winkel begreifbar wird.

Den Seltenheitswert der Ausstellung bekräftigt Gastgeber und Organisator Ren Rong, der in einem Teil der Villa Friede lebt und arbeitet und ebenfalls Werke beisteuert. Er bescheinigt dem Projekt gar Singularität: "Dass sich in einem Ausstellungsraum die Werke deutscher und chinesischer Künstler auf Augenhöhe miteinander verbinden, hat es so noch nicht gegeben", sagt der gebürtige Chinese. Gerade weil das Zusammenspiel von der Basis gegenseitigen Respekts getragen werde, entfalte sie für ihn eine enorme Symbolkraft, sagt der 54-jährige Wahl-Bonner.

Das gelte auch für die gesamte Zeit der Organisation und Vorbereitung, die - Stichworte Auswahl, Absprachen, Finanzierung, Transport - mehr als ein Jahr in Anspruch genommen haben. Auf Bonner Seite liegt die Ägide bei der Stiftung für Kunst und Kultur um deren Vorsitzenden Walter Smerling, Partner in China ist das Kunstmuseum in Nanjing, Hauptstadt der Heimatregion Ren Rongs. Neben Smerling führten gestern Abend Dieter Ronte als Kurator und der Bonner SPD-Landtagsabgeordnete Bernhard von Grünberg als Laudator in die Ausstellung ein.

Endgültig vitalisiert war die deutsch-chinesische Freundschaft am Abend dann mit den Klängen eines deutschen Konzertflügels, bedient von einem jungen Musiker der qua Abstammung beide Kulturen im Wortsinne verkörpert, und begleitet von den Tönen, die sich mittels Schlägel aus den zwölf eisernen Pflanzenmenschen Ren Rongs entlocken lassen.

Die Ausstellung

Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 4. Oktober im Kunstraum Villa Friede in Mehlem, Mainzer Straße 141-143. Beteiligt sind die Künstler Wang Jieying, Dieter Balzer, Qiu Shihua, Udo Nöger, Ren Rong, Moto Waganari, Liu Guofu, Michael Burges, Yang Liming und Jürgen Paas. Kontakt für Besichtigungstermine unter der Telefonnummer 0228/934550.

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