Französischer Botschafter Am Ako Wie aus der Grenze ein Bindestrich wird

BAD GODESBERG · In der spannenden Wiedervereinigungsphase zwischen 1988 und 1991 hatte der amtierende französische Botschafter Maurice Gourdault-Montagne bereits in Bonn als Botschaftsrat für bilaterale Beziehungen gearbeitet. Jetzt kam er auf Einladung der dem Aloisiuskolleg (Ako) verbundenen Familie Eiden zurück an seine alte Wirkungsstätte.

 Der französische Botschafter Maurice Gourdault-Montagne (3. von rechts) bei seinem Besuch im Aloisiuskolleg.

Der französische Botschafter Maurice Gourdault-Montagne (3. von rechts) bei seinem Besuch im Aloisiuskolleg.

Foto: Ako

Mit Schülern der Französisch- und Geschichtsleistungskurse diskutierte er über das deutsch-französische Verhältnis 50 Jahre nach Abschluss des Élysée-Vertrags.

Die Schüler der Jahrgangsstufe 11 um die beiden Moderatoren Oscar Roever und Sven Sliwian erlebten einen aufgeschlossenen, redegewandten Politiker, der Interessantes zu berichten wusste und begeisterte. Etwa dadurch, dass er von der deutsch-französischen Freundschaft als von "einem tollen Abenteuer" sprach, aus dem man lernen und "von dem man noch viel erwarten kann."

Neben den Hinweisen auf den regen wirtschaftlichen Austausch der beiden Länder erfuhren die Schüler vom Botschafter, dass zwischen Frankreich und Deutschland weltweit die meisten literarischen Werke gegenseitig übersetzt würden, teilen Alexander Bloemer, Emily Kaever und Robert Wittbrodt von der Schule mit. Laut Gourdault-Montagne könne man die Bedeutung des kulturellen Austausches nicht hoch genug einschätzen. Dabei täte kulturelle Verschiedenheit einer Freundschaft durchaus gut.

Pianistin Luise Haße und Sänger Konrad Eilers begrüßten den Botschafter mit klassischer Musik. Die beiden Schüler spielten ein Klavierstück des französischen Komponisten Olivier Messiaen, der 1940 neun Monate in deutscher Kriegsgefangenschaft verbrachte, sowie Kunstlieder des in Bonn begrabenen Romantikers Robert Schumann.

Gourdault-Montagne, dessen Urgroßväter beide als Generäle gegen Deutschland gekämpft hatte und gleichwohl mit der deutschen Sprache und Kultur eng vertraut waren, bedauerte, dass die Zahl der französischen Schüler, die Deutsch lernten, in den vergangenen Jahren sinke. "Die guten Beziehungen zwischen Franzosen und Deutschen, um die uns viele andere Länder beneiden, sind nicht in erster Linie das Verdienst der Politik, sondern der Bürger", sagte er. Die deutsch-französische Freundschaft dürfe einem daher nie gleichgültig sein und müsse immer wieder neu belebt werden.

Der 60-jährige, der nach Botschafter-Stationen in Tokyo (1998 bis 2002) und London (2007 bis 2011) seit März 2011 für Frankreich das höchste diplomatische Auslandsamt in Berlin bekleidet, fügte hinzu: "Es gab viele Kriege, aber immer auch die Hoffnung auf Freundschaft zwischen Deutschen und Franzosen. Aus der Erbfeindschaft hat sich eine Erbfreundschaft entwickelt. Aus der Grenze, die die Länder trennt, ist längst ein Bindestrich geworden."

Es blieben aber auch kritische Fragen nach dem Deutschlandbild der Franzosen nicht aus. "Ich hätte mir gewünscht, dass der Botschafter auch auf die aus französischer Sicht problematischen Folgen etwa der Wiedervereinigung eingegangen wäre", sagte Jakob von Twickel aus dem Geschichtskurs. Sein Mitschüler Oscar Miller meinte: "Die Worte des Botschafters waren nicht übertrieben diplomatisch, sondern wirkten insgesamt sehr authentisch."

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