Bad Godesberg in zehn Jahren Widerspruch für den Stadtbaurat, Buhrufe für die Ex-OB

BAD GODESBERG · Bei einer Versammlung des Vereins Haus & Grund ruft Werner Wingenfeld mit seiner Sicht der Dinge vor allem Kritik hervor. Das Thema war offenkundig richtig gewählt, wie die knapp 100 erschienenen Besucher zeigten. Inwieweit allerdings auch seine Behandlung den Erwartungen entsprach, darüber gab es hernach unterschiedliche Auffassungen.

"Wie sieht Bad Godesberg in zehn Jahren aus?", so waren bei der Jahreshauptversammlung des Vereins Haus & Grund Bad Godesberg die Ausführungen von Stadtbaurat Werner Wingenfeld überschrieben, den Haus & Grund-Vorsitzender Pitt Hoffmann als Gastredner hatte gewinnen können.

"Ich weiß es nicht. Und wie es aussehen könnte, hängt in erster Linie von Ihnen ab", leitete Wingenfeld seinen Vortrag ein und dämpfte somit gleich zu Beginn die kühnsten Erwartungen. Kurz darauf breitete sich in den Gesichtern im Saal noch mehr Enttäuschung aus, als der Stadtbaurat anhand des Vergleichs mit Städten im Osten und im Ruhrgebiet empfahl, eine "gewisse Demut vor dem, was wir haben", walten zu lassen.

Jede Veränderung sei je nach Perspektive mit Vor- und Nachteilen verbunden, so Wingenfeld, der den Godesbergern empfahl, Zuzug von Ausländern als Bereicherung zu verstehen, auf Integration zu setzen und eine weitere Verdichtung der Bebauung zuzulassen. "Im Boot ist noch Platz", sagte der in Plittersdorf lebende Wingenfeld, stellte Vergleiche mit der Baudichte während der Gründerzeit und mit dem Kurpublikum des Barock her und musste sich über Mangel an Widerspruch nicht beklagen.

"Der Mann hat von Godesberg leider keine Ahnung", entfuhr es einem der Anwesenden, der wie einige andere die aus seiner Sicht "verfehlte Baupolitik" beklagte, mit der die "Stadt aus Interesse von Investoren strukturell zerstört" werde. Ebenfalls ins Kreuzfeuer nahm die Versammlung den zunehmenden Kauf von Wohnraum in der Innenstadt durch ausländische Investoren, die ihn dann zu überteuerten Preisen an arabische Medizintouristen weitergäben, was wiederum zu einem Verdrängungseffekt führe. "Wir empfinden das als Belastung", sagte eine Bürgerin unter breiter Zustimmung.

Während Werner Wingenfeld selbst mit einem kurzen, höflichen Applaus davonkam, wurden Bonns früherer Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann in Abwesenheit und animiert durch Hoffmann veritable Buhrufe zuteil. Die aus dem öffentlichen Leben Bonns verschwundene Ex-OB ist bei Haus & Grund in Ungnade gefallen, weil sie in ihrer Funktion als Präsidentin der Welthungerhilfe den Festakt zum 50. Jubiläum der in Bad Godesberg ansässigen Organisation in Berlin habe begehen lassen, "um sich dort vom Bundespräsidenten feiern zu lassen", wie es Pitt Hoffmann ausdrückte und ergänzte: "Das haben wir mit Bitterkeit zur Kenntnis genommen."

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