Neujahrsempfang des Marketing-Clubs Köln/Bonn Wenn der Bewerber den Spieß umdreht

BAD GODESBERG · Es war ein langer, ein gehaltvoller Abend, und auch als es schnurstracks auf Mitternacht zuging, wollte ein großer Teil der rund 150 Gäste die Säle der stilvoll geschmückten Redoute noch nicht verlassen. Gesprächsstoff gab es beim Neujahrsempfang des Marketing-Clubs Köln/Bonn ja auch zur Genüge. Und das lag längst nicht nur am kurzweiligen Vortrag von Professorin Jutta Rump vom Institut für Beschäftigung und Employability mit Sitz in Ludwigshafen.

 Empfang zum neuen Jahr: Angela Maas, Peter Manshausen, Harald Schein, Ralf Strauß und Jutta Rump in der Redoute.

Empfang zum neuen Jahr: Angela Maas, Peter Manshausen, Harald Schein, Ralf Strauß und Jutta Rump in der Redoute.

Foto: Tomás Wild

In freiem 50-minütigen Vortrag hatte die als Koryphäe des Personalwesens in Deutschland geltende Dozentin einen Generationenkontrast herausgearbeitet, der ihrer Überzeugung nach die Wirtschaft in den kommenden 20 Jahren noch nachhaltig beschäftigen wird: Es geht um die Unterschiede in Lebensstil, Arbeitsethos und Flexibilität zwischen der Generation der "Babyboomer" auf der einen und der "Generation Y" auf der anderen Seite. Letztere bildet den Sammelbegriff für die seit den frühen 80er Jahren geborenen Menschen, deren Wertebild und Lebenseinstellung sich in erheblicher Weise von denen der Geburtsjahrgänge 1955 bis 1970, der "Babyboomer", unterscheiden.

Von Belang werde dies für die Unternehmen, weil aufgrund längerer Lebensarbeitszeit beide Generationen über einen weiten Zeitraum zusammenzuwirken haben. Beide Altersgruppen seien leistungsorientiert, wobei die Babyboomer jedoch vielfach von Pflichtbewusstsein und Disziplin, die Generation Y hingegen hauptsächlich vom Streben nach Spaß getrieben sei. Anhand zahlreicher Beispiele zeigte Jutta Rump die Unterschiede und deren Folgen für Mitarbeiterbindung, Motivierung und Führungsstil auf.

Auch die Bindung hochqualifizierter, junger Arbeitnehmer sei für Unternehmen heute schwieriger. Anschaulich und zum großen Vergnügen ihrer Zuhörer berichtete die Professorin von einem Bewerbungsgespräch, in dem der Aspirant den Spieß kurzerhand umdrehte und gönnerhaft verkündete: "Ich glaube, Sie sind in der näheren Wahl." Eine Herausforderung, so Rump, sei es darüber hinaus, gute Mitarbeiter langfristig im Unternehmen zu halten, wenn gleichzeitig auch andere attraktive Arbeitgeber locken; der Anspruch der Flexibilität sei den Jüngeren erfolgreich eingeimpft worden.

"Wir erleben eine Ökonomisierung von Loyalität", so Jutta Rump. Die Chance liegt ihrer Überzeugung nach darin, die Wertevielfalt der verschiedenen Generationen in einem Unternehmen zu berücksichtigen, auf diese Weise Identifikation und Loyalität zu schaffen und dadurch erheblich zur Wertschöpfung beizutragen.

All das bot ausreichend Gesprächsstoff für eine anschließende Podiumsdiskussion mit Magnus Tessner von der ifp Personalberatung als Vertreter der Generation Babyboomer, Nicolas Lecloux von der Bonner true fruits GmbH als einem typischen Vertreter der Generation Y sowie Ralf Strauß, Präsident des Dachverbandes Deutscher Marketing-Verband (DMV).

Nicolas Lecloux konstatierte für seine Generation, "dass persönliche Erfüllung sowohl beruflich als auch privat bedeutender wird", und stellte herausfordernd klar: "Wir haben keinen Bock, uns für den Shareholder Value verheizen zu lassen." Magnus Tessner von der ifp Personalberatung relativierte: "Gemeinsamkeiten und mithin Identitäten wie eine Generationsmelange zu finden, ist der Versuch, sich von anderen abzugrenzen - auch dort, wo es vielleicht gar nicht notwendig wäre." Als Moderatorin führte die Journalistin Angela Maas durch den Abend. Mit einem Augenzwinkern fragte sie abschließend, "ob alles anders bleibt oder doch noch so wird, wie es niemals war ..."

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