Evangelischen Beratungsstelle in Bad Godesberg Wenn das Kind kein Wunschkind ist

BAD GODESBERG · 1188 Ratsuchende haben sich im vergangenen Jahr an EVA, die Evangelische Beratungsstelle für Schwangerschaft, Sexualität und Pränataldiagnostik, im Bad Godesberger Diakoniezentrum gewandt. Es kamen nicht nur Frauen, sondern auch Paare und Familien.

EVA ist eine anerkannte Beratungsstelle nach § 219 Strafgesetzbuch, die nach einer Schwangerschaftskonfliktberatung den Beratungsschein ausstellen darf. 149 Frauen befanden sich im vergangenen Jahr in solch einer Konfliktsituation. "Viele sagen: Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passiert", berichtete Einrichtungsleiterin Claudia Mühl-Wingen.

Die Gründe sind vielfältig. Als ein Beispiel nannte sie das der jungen Frau zwischen den Kulturen, die Angst habe, verstoßen zu werden. Aber auch Frauen, die bereits mehrere Kinder haben und sich überfordert fühlen, denken über einen Schwangerschaftsabbruch nach.

Die Ratsuchenden teilen sich in zwei Gruppen: Zum einen sind es Frauen, die zum Abbruch entschlossen sind und dafür die Bescheinigung der Konfliktberatung brauchen. Andere sind noch unentschlossen. "In solchen existenziellen Krisen ist die familiäre Unterstützung oft das Ausschlaggebende", sagt Mühl-Wingen.

Die Erfahrung zeige aber auch: In Situationen, wo sich die Frauen für ein Kind entscheiden, übernehmen die Partner oft keine Verantwortung. Die Beratungen sind anonym und ergebnisoffen. Es gehe darum, die Lebenssituation der Betroffenen zu verstehen und den Frauen oder Paaren zu helfen, ihre eigene Entscheidung zu treffen, so der Ansatz des evangelischen Trägers.

Die EVA-Mitarbeiterinnen geben auch Auskunft zu rechtlichen Fragen, zu finanziellen und sonstigen Hilfen und zum Ablauf eines Schwangerschaftsabbruchs. Ob Frauen diesen tatsächlich durchführen lassen, erfahren die Beraterinnen in der Regel nicht. Es kommen aber Frauen wieder, die sich für ihr Kind entschieden haben, um weitere Hilfen in Anspruch zu nehmen.

Die Konfliktberatung macht, wenn man die Zahlen betrachtet, den kleineren Teil der Gespräche aus. Zur allgemeinen Schwangerenberatungen kamen im vergangenen Jahr insgesamt 387 Frauen, es gab außerdem 97 Beratungen zu Familienplanung, 236 zu Pränataldiagnostik und 157 nach der Geburt des Kindes. Betrachtet man das Alter der Frauen, bilden die 27- bis 34-Jährigen die größte Gruppe gefolgt von den 22- bis 26-Jährigen und den 35- bis 39-Jährigen. 87 Frauen waren über 40 Jahre als, 17 zwischen 14 und 17 Jahren.

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