Ausgebranntes Bistro in Godesberg Versicherung zahlt wohl nichts

BAD GODESBERG · Ruby Sardar steht vor den Scherben ihrer Existenz. Die 41-jährige Betreiberin des Bistros in unmittelbarer Nähe der Hauptpost, das in der Nacht zu Samstag abgebrannt ist, ist unterversichert, muss ihre laufenden Kosten decken - und hat nun keine Einnahmen mehr.

Doch die Bad Godesberger, darunter Geschäftsleute, Kunden und Freunde, haben beschlossen zu helfen. Sie haben eine Aktion ins Leben gerufen, um der dreifachen Mutter finanziell wieder auf die Beine zu helfen.

Mit Flyern, im Internet und per Mundpropaganda weisen sie auf ein Sonderkonto hin, das sie auf den Namen der 41-Jährigen Bistro-Betreiberin eingerichtet haben. "Ein Spendenkonto konnte es nicht sein, da kein Verein dahinter steht", sagt eine Initiatorin, die aber - wie die anderen auch - nicht genannt werden möchte. Denn: "Wir wollen helfen. Helfen heißt nicht, sich dafür in die Öffentlichkeit zu stellen."

Vor gut einem Jahr hat Sardar, deren erstes Enkelkind gestern zur Welt gekommen ist, das Bistro übernommen. Insgesamt hat sie rund 55.000 Euro investiert, 25.000 Euro hat sie als Ablösesumme an den vorherigen Besitzer bezahlt. Der Rest floss in die Erneuerung des Lokals und die Anschaffung neuer Geräte.

Versichert war das Inventar aber nur über 10.000 Euro, wie Sardar jetzt feststellen musste. Der zuständige Versicherungsmakler habe sie "falsch, beziehungsweise gar nicht beraten". Allerdings räumt Sardar auch einen eigenen Fehler ein: "Ich habe die Versicherungsunterlagen nicht richtig durchgelesen." Und dennoch: Sie habe sich auf den Versicherungsmakler verlassen. "Ich habe gesagt, ich möchte das an Versicherungen haben, was man in der Gastronomie braucht", sagt Sardar.

Nun allerdings steht noch nicht einmal fest, ob sie überhaupt etwas bekommt. "Der Gutachter war am Donnerstag da, und es sieht so aus, als würde ich nicht mal das erhalten, was im Vertrag steht", sagt die 41-Jährige verzweifelt.

Keine Einnahmen, aber Kosten: Die zwei fest angestellten Mitarbeiter erhalten bis Mitte Mai ihr Gehalt, die studentischen Aushilfskräfte müssen bis Ende des Monats bezahlt werden. Insgesamt belaufen sich allein die Personalkosten auf rund 2000 Euro, so Sardar.

Hinzu kommen 500 bis 600 Euro für Knappschaft, Versicherungen und ähnliches für die Mitarbeiter. Miete allerdings muss sie nicht mehr bezahlen. "Der Vermieter verhält sich sehr korrekt", sagt die 41-Jährige.

Er war es auch, der den Bretterzaun vor dem ausgebrannten Bistro errichtet hat, um Schaulustige und Plünderer von der Brandruine fernzuhalten. Dort waren gestern wieder einige Leute, die weiße Schutzanzüge trugen, beschäftigt, räumten unter anderem Lebensmittel aus dem Laden.

Wie hoch der Schaden ist, kann die 41-Jährige noch nicht sagen: "Ich muss schauen, was beschädigt wurde und ob überhaupt noch etwas nutzbar ist." Zuerst aber müssen laut Sardar die Räume entgiftet werden. Dann kann man alles genauer unter die Lupe nehmen. Eins aber ist schon jetzt klar: "Ich muss und möchte den Laden wieder aufmachen."

Sonderkonto:
Wer etwas spenden möchte, findet die Bankverbindung im Internet auf der Facebook-Seite des Bistros. Nachdem man sich bei dem sozialen Netzwerk unter www.facebook.de eingeloggt hat, muss in der Suchfunktion "Ruby's Baguetterie" eingeben. Außerdem ist ein Flyer an dem Bistro, Koblenzer Straße 65, ausgehängt. Es handelt sich um ein Sonderkonto, bei dem keine Kosten anfallen. Spendenquittungen können nicht ausgestellt werden.

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