Diebstahl auf Godesberger Friedhof Trauer um die "Trauernde"

BAD GODESBERG · Unbekannte stehlen eine Bronzeskulptur von der Ruhestätte des Sportlers Johann G. Schmitt. Jutta Heine ist fassungslos. Seit Jahren pflegen sie und einige Bekannte das Grab ihres Freundes Johann Gustav Schmitt, der in den 60er Jahren ein berühmter Leichtathlet war und 2003 im Waldkrankenhaus starb.

 Nur noch ein leerer Sockel steht auf Johann Schmitts Grab. Jutta Heine ist entsetzt.

Nur noch ein leerer Sockel steht auf Johann Schmitts Grab. Jutta Heine ist entsetzt.

Foto: Ronald Friese

Kürzlich ereilte die Clique ein Schock: Eine 85 Zentimeter Bronzeskulptur, die bis dahin die letzte Ruhestätte schmückte, ist offenbar Beute von Dieben geworden. Jetzt ermittelt die Polizei.

"Trauernde" heißt die Bronzeskulptur mit Sonderpatina, die der namhafte Bildhauer Erwin A. Schinzel als Nummer sieben einer Gesamtauflage von 99 Stück geschaffen hat. "Der entstandene Schaden dürfte sich auf mehr als 20.000 Euro beziffern", schätzt Jutta Heine. Sie lobt zwar die engagierten Ermittler, auf die sie n bei der Polizei getroffen sei; inwieweit berechtigte Hoffnung darauf besteht, dass das Kunstwerk wiedergefunden wird, weiß sie indes nicht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass "professionelle" Metalldiebe am Werk waren, sei sehr hoch: "Man hört ja in jüngster Zeit sehr oft von Diebstählen und Grabschändungen dieser Art", sagt Jutta Heine und verweist auf fehlende Metallbuchstaben auf anderen Grabsteinen in der näheren Umgebung. "Es ist schon ein Jammer, dass man nicht einmal mehr Friedhöfe nachts unbewacht lassen kann", sagt sie.

Jutta Heine kannte Johann Schmitt gut. Dieser galt Anfang der 60er Jahre als bester Leichtathlet der Region, wurde 1961 Deutscher Meister über 400 Meter, im Jahr darauf Europameister in der Vier-Mal-400-Meter-Staffel und startete 1964 bei den Olympischen Spielen in Tokio. Lange Zeit lebte er mit Blick auf die Muffendorfer Kommende an der Deutschherrenstraße. In seiner Zeit beim LAV Bad Godesberg wurde er von Heinz Feuerborn trainiert. Auch Feuerborn, seines Zeichens selbst Bildhauer mit Wohnsitz in Muffendorf und viele Jahre lang Sport- und Kunstlehrer am Beethoven-Gymnasium, gehört zu dem Freundeskreis, der sich um Schmitts Grab kümmert.

Und Jutta Heine selbst? Sie hatte es als "Sprinterkönigin" nicht nur im September 1962 auf die Titelseite des "Spiegel" geschafft, sondern war wenige Wochen zuvor zur Sportlerin des Jahres gewählt worden. Bereits 1960 hatte sie bei den Olympischen Spielen in Rom zwei Silbermedaillen geholt, zwei Jahre später folgte bei den Europameisterschaften in Belgrad der Titel über 200 Meter. "Blondes Silber" und "110 Zentimeter Beine", so lauteten einige der ihr gewidmeten Schlagzeilen. Viele der damals geknüpften Freundschaften bestehen bis heute. Und manchmal kreuzen sich die Wege der Leichtathleten noch heute am Grab von Johann Schmitt.

Das sagt die Polizei

Die Kriminalpolizei fahndet nach den unbekannten Dieben der Bronzeskulptur "Trauernde" des Bildhauers Erwin A. Schinzel. Ihren bisherigen Ermittlungen zufolge muss sich der Diebstahl im Zeitraum vom 24. Januar zum 2. Februar ereignet haben. Die Statue, die das Grab von Johann Gustav Schmitt zierte, hat eine Größe von 85 mal 49 mal 48 Zentimetern und ein Gewicht von rund 200 Kilogramm. Bislang fehlt von den Dieben jede Spur.

Die Polizei hat deshalb auf ihrem Internetportal www.polizeipresse.de ein Foto der gestohlenen Statue veröffentlicht und bittet um Hinweise zu den Dieben, verdächtigen Personen oder Fahrzeugen oder dem Verbleib der Statue unter Telefon 0228 /150.

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