Gebäude an der Kurfürstenallee Stadt will Rathaus verkaufen

BAD GODESBERG · Am späten Dienstagnachmittag hat die Stadtverwaltung das Geheimnis gelüftet, wie sie sich die Zukunft der kurfürstlichen Zeile vorstellt. Entgegen der bisherigen Überlegungen - und der geltenden politischen Beschlusslage - möchten die Verantwortlichen im Stadthaus nun auch das historische Bad Godesberger Rathaus verkaufen.

Im Eigentum der Stadt blieben in diesem Fall nur noch die Redoute und das Haus an der Redoute nebenan. Im letztgenannten sollen nach den städtischen Plänen fortan sämtliche Verwaltungstätigkeiten gebündelt werden. Jetzt muss die Politik über den Vorschlag entscheiden.

Was die Verwaltung zu ihrer Haltung gebracht hat, erläuterte Stadtdirektor Wolfgang Fuchs gestern am "Runden Tisch", der sich - rekrutierend aus Kommunalpolitik, Verwaltung, Bürgerinitiative und Heimatverein - seit geraumer Zeit mit der Zukunft der Häuserzeile entlang der Kurfürstenallee beschäftigt. Zuletzt hatten bekanntlich Architekten geprüft, inwieweit eine Zusammenführung der bislang auf mehrere Gebäude verteilten Dienstleistungen und Fachabteilungen im Rathaus-Altbau möglich ist. Dort hätten somit Sportamt, Kulturamt, Musikschule und Trauzimmer zusammengefunden.

Ausschlaggebend dafür, dass die Verwaltung von diesen Überlegungen Abstand nimmt, waren nach Aussage von Fuchs mehrere Faktoren. Zum einen sind da die Kosten für Sanierung und Umbau, die von der Verwaltung auf rund sieben Millionen Euro veranschlagt werden. Eine Sanierung des Gebäudes sei aber aus brandschutztechnischen, baulichen und energetischen Gründen "dringend notwendig".

"Das ist eine Grobplanung, Abweichungen von 30 Prozent wären durchaus noch möglich", so Fuchs, der diesen Aufwand im Verhältnis zu den 70 Arbeitsplätzen, die es einzurichten gilt, für unverhältnismäßig hoch hält. Zum anderen, so Fuchs, sei die Dienstleistungsfunktion des Gebäudes, welche die politische Diskussion noch vor wenigen Jahren geprägt hatte, aufgrund der aktuellen Entwicklung überholt. Bekanntlich sollen die Bürgerdienste - wie auch das Standesamt - im Stadthaus zentralisiert werden. "Damit stände auf dem Gebäude nur noch 'Rathaus' drauf, in Wirklichkeit befinden sich dort aber nur Büros der Sport- und Kulturverwaltung", so Fuchs.

Um diesen Etikettenschwindel gänzlich aufzulösen, schwebt ihm ein Umzug auch dieser beiden Abteilungen an zentraler Stelle in Bonn vor. Die Musikschule, deren heutiges Domizil ebenso zum Verkauf steht, könnte in ein Godesberger Schulgebäude umziehen, das nicht mehr so intensiv genutzt wird, sagte Fuchs, ohne dabei konkret zu werden.

Somit will die Verwaltung demnächst an der Kurfürstenallee noch stärker als bisher als Immobilienverkäufer auftreten. Mehrere der dortigen Altbauten haben bereits den Eigentümer gewechselt. Es gehe mitnichten darum, so Fuchs, Bad Godesberg zu schaden. "Im Gegenteil: Wir wollen den Stadtbezirk mit einem Mehrwert nützen." Mit einem Paket aus Rathaus-Altbau, Neubau, der daneben liegenden Baulücke, Musikschule und - womöglich - dem (ebenfalls weiterhin zur Disposition stehenden) Kurfürstenbad kam auch gestern wieder die Sprache auf Dienstleister aus der Gesundheitsbranche. Diese Idee wurde bekanntlich schon vor Jahren geäußert.

"Wir wollen eine Lösung, die Bad Godesberg nach vorne bringt", sagte Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke. Sie werde sich aber gegen den Vorschlag nicht sperren. Wie die Kommunalpolitik ihn bewertet, bleibt nun abzuwarten.

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