Godesburg Stadt kündigt der Pächterin fristlos

BAD GODESBERG · Die Stadt hat den Pachtvertrag mit der Betreiberin der Godesburg fristlos gekündigt. Das geht aus einer nicht-öffentlichen Mitteilung der Verwaltung hervor, die dem General-Anzeiger vorliegt. Demnach hat die Pächterin massive Schulden bei der Stadt, und zwar weit mehr als 100.000 Euro.

 Eingerüstet: Zurzeit wird der Bergfried der Godesburg saniert.

Eingerüstet: Zurzeit wird der Bergfried der Godesburg saniert.

Foto: Ronald Friese

Außerdem sei sie mit ihren Zahlungen an die Stadtwerke Bonn im Rückstand. Der Anwalt der Betreiberin hat indes laut Vorlage der fristlosen Kündigung bei einem Ortstermin auf der Godesburg "ausdrücklich widersprochen. Dementsprechend wurden auch die Schlüssel zum Objekt nicht zurückgegeben".

Es scheint so, als sei die finanzielle Situation der Pächterin bereits seit einiger Zeit angespannt. Sie habe wiederholt dargelegt, dass sie "aufgrund der laufenden Sanierung des Bergfrieds (...) bereits ab Juni 2012 erhebliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen habe", heißt es in der städtischen Mitteilung. Im September habe sie daraufhin die Pachtzahlungen eingestellt und um eine Mietreduzierung gebeten.

Mittlerweile sei der Stadt das "umfangreiche buchhalterische Zahlenwerk" vorgelegt worden, in dem die Umsätze in 2011 und 2012 verglichen werden. Daraus ergebe sich, "dass insbesondere in der zweiten Jahreshälfte keine deutlichen Umsatzrückgänge zu verzeichnen waren". Die geringen Umsatzrückgänge rechtfertigten keine Stundung oder Pachtreduzierung.

Deswegen habe die Stadt die Pächterin aufgefordert, mit Stichtag 31. März mindestens 20.000 Euro zu zahlen. Bislang seien 17.000 Euro eingegangen, heißt es in der nicht-öffentlichen Vorlage vom 6. Mai. Somit sei weiterhin "eine Teilzahlung für Dezember und Januar sowie für Februar, März und April in Gänze offen".

Inzwischen seien die Umsatzzahlen für März vorgelegt worden. In diesem Monat habe es einen "eklatanten Umsatzrückgang" gegeben. Auch im Januar und Februar sei deutlich weniger umgesetzt worden, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Im April habe die Pächterin mitgeteilt, dass sie den Betrieb nur aufrecht erhalten könne, wenn die Pacht auf Null reduziert würde und die Stadt die ausstehenden Energiekosten übernehmen würde. Ansonsten werde ihr der Strom abgestellt und sie müsse in zwei Wochen Insolvenz anmelden.

Aus diesen Gründen und wegen der massiven Schulden habe sich die Stadt entschlossen, die fristlose Kündigung auszusprechen. Diese sei Ende April zugestellt worden. Nach dem Ortstermin habe der Anwalt der Pächterin um einen "angemessenen Prüfzeitraum" gebeten, und zwar "zur Beurteilung der Wirksamkeit der Kündigung sowie zur Prüfung des Vorliegens eines Insolvenzgrundes". Zurzeit läuft der Betrieb weiter. Die Pächterin war am Donnerstag trotz mehrfacher Nachfrage nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen.

2001 hatte die Pächterin den Betrieb in der Godesburg übernommen. Es gibt ein À-la-carte-Restaurant und verschiedene Veranstaltungen. Wer möchte, kann die Räume für Feiern buchen.

Hochzeiten sollten verlegt werden

Brautpaare erhielten ein Schreiben, das mitteilte, dass ihre Trauung nicht auf der Godesburg sondern im Alten Rathaus statt finden soll. Drei Hochzeiten, die für den 25. Mai auf der Godesburg geplant waren, werden eventuell nicht dort stattfinden können. Nach einer E-Mail, die die Hochzeitspaare vom städtischen Standesamt bekommen haben, sollen sie nun im Arbeitszimmer von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch getraut werden.

Auf Nachfrage erhielt ein betroffener Bräutigam nach eigenen Angaben jedoch weder von der Leiterin des Bonner Standesamts, Christine Marbach-Jörn, noch von den Betreibern der Außenstelle des Standesamts eine befriedigende Antwort. "Nach meinem Kenntnisstand und nach der Bestätigung der Leiterin des Standesamtes finden alle Trauungen, wie geplant, bei uns statt", sagte eine Mitarbeiterin der Godesburg-Pächterin dem General-Anzeiger auf Anfrage.

Gegenüber den heiratswilligen Paaren sprachen die Pächterin der Godesburg und Mitarbeiter des Restaurants Godesburg von einem bedauerlichen Missverständnis.

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