Die beiden ältesten Kinder der Familie besuchen seit einigen Jahren die Beethovenschule. Im Sommer sollte dort - eigentlich - ein weiterer Sohn eingeschult werden. Die jüngste Tochter besucht noch den Kindergarten am Königsplatz, also in der Nähe der Grundschule sowie der Otto-Kühne-Schule, auf die die älteste Tochter im Sommer wechseln wird. Somit lägen die Bildungseinrichtungen weiterhin dicht beieinander - was bei vier Kindern für die Organisation des Alltags von Bedeutung ist.

Jetzt jedoch erfuhr das Konzept der Familie Sedemund, die an der Drachenfelsstraße wohnt, einen herben Dämpfer: Auf die fristgerechte Anmeldung des dritten Kindes an der Beethovenschule folgte die Absage. Die Familie fiel aus allen Wolken, zumal sich Kirsten Sedemund ehrenamtlich als Klassenpflegschaftsvorsitzende engagiert hatte: "Ich habe am Tag der offenen Tür noch eine Rede für die Schule gehalten", sagt sie konsterniert.

An einer Aufnahme ihres dritten Kindes habe sie nie gezweifelt und den Sohn deshalb auch an keiner anderen Schule angemeldet. Weil inzwischen die Fristen abgelaufen sind, kommen jetzt nur noch Schulen mit verbliebenen freien Plätzen infrage. Nach derzeitigem Kenntnisstand der Familie finden sich diese nur noch an der Bodelschwinghschule in Friesdorf. Um der ganzen Familie unzumutbaren Aufwand zu ersparen, überlegen sie nun, auch den älteren Sohn aus seinem vertrauten Umfeld der Beethovenschule herauszunehmen und ebenfalls an der Bodelschwinghschule anzumelden.

Um doch noch zum Ziel zu gelangen, haben die Sedemunds in den vergangenen Tagen zahlreiche Entscheidungsträger und Multiplikatoren auf ihren Fall aufmerksam gemacht. Erste Vermittlungsgespräche führten zwar nicht zum gewünschten Erfolg, ergaben aber, dass beispielsweise an GGS Heiderhof zumindest noch ein Platz frei wäre. Auch hinter den verschlossenen Türen von Beethovenschule und Schulamt soll der Fall heute Vormittag noch einmal Thema sein. Die Kapazitäten der Schulen sind wesentlich von der Zahl der Eingangsklassen abhängig. Über die so genannte Zügigkeit an den Bonner Grundschulen entscheidet heute der Stadtrat.

Das Problem der Sedemunds ist beileibe kein Einzelfall. Insgesamt, so steht es in der Vorlage für den Stadtrat, wurden an der Beethovenschule 22 Kinder mehr angemeldet als Plätze vorhanden sind, laut Kirsten Sedemund erhielten sieben Geschwisterkinder eine Absage. Auch mehrere andere Bad Godesberger Grundschulen verzeichnen aktuell einen Anmeldeüberhang.

Der Schulträger, also die Stadt Bonn, bestimmt anhand der eingegangenen Anmeldungen die Anzahl der Grundschulklassen (kommunale Klassenrichtzahl) und die Verteilung auf die einzelnen Schulen. Im Falle eines Anmeldeüberhangs führt die Schule eigenständig ein Aufnahmeverfahren durch. Kinder mit Wohnsitz in der Gemeinde werden in diesem Verfahren bevorzugt. Besondere Härtefälle können bei der Entscheidung eine Rolle spielen.

Kirsten und Jan Sedemund kritisieren in diesem Zusammenhang auch, dass die Inklusionsklasse an der Beethovenschule seit der Verpflichtung zum Gemeinsamen Unterricht 28 Kinder aufweist. "Wie", so fragen sie, "soll da noch qualifizierter Unterricht stattfinden?". Erschwert werden ihre Bemühungen letztlich dadurch, dass die Zuständigkeiten zwischen Schule, Schulamt und Bezirksregierung für den Laien nur schwer zu durchschauen sind.

Der Stadtrat entscheidet Donnerstagabend um 18 Uhr im Stadthaus über die Zügigkeit der Bonner Grundschulen. Vorschlag der Verwaltung: Weiterhin zwei Züge für Beethoven- und Donatusschule. Als Ausweichmöglichkeit nennt die Stadt Bodelschwingh-, Goten- und Servatiusschule. Zur Diskussion steht eine dritte Eingangsklasse für die GGS Heiderhof.