Festausschuss Godesberger Karneval Sammlung der "Rheinfunken" ans Stadtarchiv übergeben

BAD GODESBERG · "Jede deht wat er kann". So lautete das Motto des Bad Godesberger Karnevalszuges - im Jahr 1939. Damals startete er an der Moltkestraße, mit dabei waren wohlklingende Namen wie die Lotteriegesellschaft "Kollönchen", das Tambourkorps "Rheinklänge" und die "Lustigen Weiber".

 Teil der Sammlung ist ein Fahnenband von 1950, das (von links) Norbert Schloßmacher, Wilhelm Sims, Annette Schwolen-Flümann, Armin Lubig und Uta Nagel zeigen.

Teil der Sammlung ist ein Fahnenband von 1950, das (von links) Norbert Schloßmacher, Wilhelm Sims, Annette Schwolen-Flümann, Armin Lubig und Uta Nagel zeigen.

Foto: Ronald Friese

Das alles (und noch viel mehr) geht aus dem Nachlass der Plittersdorfer Karnevalsgesellschaft "Rheinfunken" hervor. Der befindet sich seit kurzem im Stadtarchiv - dank des Großen Senats des Festausschusses Godesberger Karneval. Die Truppe um Vorsitzenden Armin Lubig und Stellvertreter Wilhelm Sims nämlich hat das historische Kleinod erworben und dem Team um Stadtarchivar Norbert Schloßmacher zur Verfügung gestellt.

Der ist von der Leihgabe begeistert. Der Ankauf sei ein Bekenntnis "zur Geschichte des Stadtbezirks und des Karnevals, der ein wichtiges Kulturgut ist". Denn gerade mit Blick auf die närrische Historie der 30er und 40er Jahre liegt noch vieles im Dunkeln.

Der Nachlass bringt ein wenig Licht. Die Plittersdorfer Rheinfunken wurden im Mai 1937 gegründet - ein Jahr vor den offiziellen Anfängen des organisierten Godesberger Karnevals. Nach zwei Jahren des närrischen Trubels war es in der Session 1939/40 ruhig: Am 1. September 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus, "der Ernst der Lage konnte nicht mit Karnevalsveranstaltungen in Einklang gebracht werden", sagt Schloßmacher.

Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre dann das Wiedererstarken des karnevalistischen Treibens. "Es wird deutlich, dass die Rheinfunken im Januar 1951 beabsichtigen, wieder einen Umzug nach Plittersdorf zu bringen", so Schloßmacher. Vieles wisse man natürlich, "aber es ist ein anderes Gefühl, es Schwarz auf Weiß zu sehen".

Die Nazizeit und der Karneval: ein schwieriges Thema, das mit dem Nachlass angefasst werden kann. "Es war eine Zeit, in der der Karneval missbraucht wurde", sagt Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann. "Man kann die Geschichte nicht verschweigen, man muss dazu stehen, egal wie schlimm es ist", ergänzt Lubig.

Die Meinung des Großen Senats: "Man muss das aufarbeiten." Nun hofft man, dass die Sammlung erst der Anfang ist. "Es wäre schön, wenn andere Vereine oder Privatpersonen ihre historischen Kleinode zur Verfügung stellen", sagt Sims. Und das aus allen Jahrzehnten.

Der erste Hinweis auf den Nachlass kam übrigens von der Bezirksverwaltungsstelle, sagt Lubig. Angeboten wurde er von einem Trödelhändler. Die leeren Kassen machten eine Anschaffung unmöglich - und da sprang der Große Senat ein, nachdem der Stadtarchivar die Sammlung unter die Lupe genommen und eine positive Expertise abgegeben hatte.

"Bei unserer Mitgliederversammlung wurde dann beschlossen, den Nachlass als Sachspende an den Festausschuss zu geben mit der Maßgabe, dass daraus eine Dauerleihgabe für das Stadtarchiv wird", sagt Lubig. Aus ganz praktischen Gründen. Denn so sei eine ordnungsgemäße Lagerung der bis zu 76 Jahre alten Schriften, Wimpel, Vereinskorrespondenzen, Büttenreden, Lieder und Zeichnungen möglich.

Wer alte karnevalistische Unterlagen, Fotos und mehr besitzt, kann sich an Norbert Schloßmacher, Rufnummer 0228/772530 wenden.

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