Michaelskapelle in Bad Godesberg Rätsel gelöst - Robert Verburg schuf die Barockfiguren

BAD GODESBERG · Man wusste, wer die Stuckarbeiten in der Michaelskapelle angefertigt hatte - es war Giovanni Pietro Castelli. Weiterhin war bekannt, dass Johann Schießel die Fresken hergestellt hatte. Doch Arbeiten, wie die Figuren im Hochaltar, stammten von keinem der beiden. Wer hatte sie also geschaffen?

 Die Altarfiguren: Vanessa Krohn hat herausgefunden, dass sie von dem flämischen Künstler Robert Verburg stammen. Ähnliche Statuen entdeckte sie in einer Kirche in Lüttich.

Die Altarfiguren: Vanessa Krohn hat herausgefunden, dass sie von dem flämischen Künstler Robert Verburg stammen. Ähnliche Statuen entdeckte sie in einer Kirche in Lüttich.

Die Kunsthistorikerin Vanessa Krohn hat für ihre Doktorarbeit recherchiert und wurde fündig. Während die Fachwelt ihre Arbeit erst in den nächsten Jahren zu Gesicht bekommt, präsentierte sie jetzt ihre Ergebnisse exklusiv den Mitgliedern des Bad Godesberger Heimat- und Geschichtsvereins im Anschluss an die Mitgliederversammlung in der Stadthalle Godesberg.

"Überraschendes aus der Michaelskapelle" versprach sie. Bekannt war laut Krohn, dass die Kapelle auf dem Godesberg bereits 1660 geweiht wurde. 1698 gab Kurfürst Erzbischof Josef Clemens von Bayern die prunkvolle Ausstattung des schlichten Hauses in Auftrag.

Zur gleichen Zeit hatte der Kurfürst, der auch Fürstbischof von Lüttich war, dort und in Bonn seine Bauwerke errichten oder ausstatten lassen. Krohn hat die Ausstattung dieser Bauten mit der in der Michaelskapelle verglichen. Auf diese Weise fand sie heraus, dass der Künstler Robert Verburg (1654-1720) in Lüttich Barockfiguren geschaffen hatte, die denen in der Kapelle sehr ähneln.

Bekannt war, dass Verburg Mitarbeiter in der Ausstattungswerkstatt von Arnold Hontoire war, die Kurfürst Josef Clemens für seine Bonner Bauwerke engagiert hatte. Krohn schreibt Verburg die Skulpturen in der Kapelle zu und erläuterte diese Einschätzung anschaulich. Daneben hatte sie sich mit Ölmalereien befasst, die bei einer Restaurierung im 19. Jahrhundert stark übermalt und im 20. Jahrhundert wieder freigelegt worden waren.

Auch der wallonische Maler Englebert Fisen (1655-1733) arbeitete bei Hontoire. Er führte ein eigenes Werkverzeichnis und ein Rechnungsbuch - für Kunsthistoriker ein Segen. In dieser Sammlung fand Krohn Vorzeichnungen zu den Malereien in der Michaelskapelle. Die Anwesenden bei ihren Ausführungen hatten die Ehre, diese im Vergleich zu den Malereien zu sehen - die Ähnlichkeit war eindeutig.

Alleine für ihre Erkenntnisse rund um die Michaelskapelle, die ein Kapitel in ihrer Doktorarbeit darstellt, habe sie vier Monate gebraucht, so Krohn. Akten in vielen verschiedenen Archiven wälzen, Reisen nach Lüttich, sie hat keine Mühen gescheut. Vom Ergebnis war Martin Ammermüller vom Heimat- und Geschichtsverein beeindruckt.

Zuletzt warb Krohn noch für eine Mitgliedschaft beim Förderverein der Michaelskapelle, die ihr ans Herz gewachsen sei. Das Bauwerk wird derzeit restauriert - durch das undichte Dach eindringendes Wasser hatte Fresken und Stuck beschädigt. Dafür könne der Förderverein jeden Euro gebrauchen.

Vanessa Krohn:
Die 33-jährige Kunsthistorikerin hat in Augsburg, Rom und Bonn Kunstgeschichte, Archäologie und orientalische Kunstgeschichte studiert. Sie promoviert und arbeitet dabei an einem Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit, das von Prof. Dr. Georg Satzinger am Bonner Kunsthistorischen Institut geleitet wird. Es handelt sich um die Erforschung der Höfischen Repräsentation der Kölner Kurfürsten aus dem Hause Wittelsbach. Ihr Untersuchungsschwerpunkt liegt auf der kirchlichen Bautätigkeit der Wittelsbacher im Rheinland, zu der auch die Ausstattung der Michaelskapelle gehört.

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