Godesberger Prinzenproklamation Provokante Rede war nicht jedermanns Geschmack

Bonn · Teuflisch gut oder teuflisch schlecht? Bad Godesbergs Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke hat mit ihrer Rede bei der Proklamation von Joachim I. und Godesia Martina die Schar der Karnevalisten aufgemischt.

 Als Teufel entwickelt Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke ihre Vision von Godesberg. Engel Armin Weins ist skeptisch.

Als Teufel entwickelt Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke ihre Vision von Godesberg. Engel Armin Weins ist skeptisch.

Foto: Schmelzeisen

Als Bösewicht hielt sie den Engel (Festausschusspräsident Armin Weins) in Schach und sprach markige Worte zu den Problemen des Stadtbezirks. Doch wie weit darf der Narr gehen?

Der Teufel will aus der Draitschquelle eine Kameltränke machen und so eine "Wohlfühlatmosphäre für arabische Medizintouristen" schaffen. Und nach dem Abriss der Godesburg soll dort ein rheinisches Taj Mahal hin, "nur nicht als Grabmal, sondern als Huldigungstempel, um dem neuen Oberbürgermeister Ashok Sridharan gnädig zu stimmen". Einigen im Saal stießen diese Sätze übel auf, viele lachten darüber.

Engelchen Weins sagt, dass der Festausschuss die Bezirksbürgermeisterin im Vorfeld zu überreden versucht habe, die provokanten Passagen aus ihrer Rede zu streichen. Sie habe das nicht gewollt, entsprechend sei das Echo im Saal nicht positiv gewesen - sagt er. Auch in der Maske des Teufels sei Stein-Lücke Bürgermeisterin - ein zu würdigendes Amt. Weins meint, die kritischen Dinge hätte sie auch anders ausdrücken können.

"Es mag ja sein, dass ich immer noch ein Karnevals-Azubi bin", sagt Stein-Lücke und nimmt alles mit Humor. Aber der Narr dürfe fast alles, auch Dinge überzeichnen. "Das ist sogar seine Aufgabe. Im schlimmsten Fall wird's dann an Aschermittwoch gebeichtet." Sie habe sich selbst und die Folgen der Entscheidungen alter Stadtfürsten auf die Schippe genommen. "Man muss sich auch mal trauen, übers Ziel hinauszuschießen." Die Profis vom Festausschuss seien hinterher "happy" über ihre "frechen und forschen Worte" gewesen. Selbst ihre Kritiker hätten gute Laune gehabt, sagt die Bezirksbürgermeisterin.

"Ich fand's in Ordnung", sagt Karl-Heinz Michels, bis 2002 Godesberger Festausschussvorsitzender. So was müsse der Narr wohl noch sagen dürfen. "Man kann es ja nicht allen recht machen." Außerdem stehe es fest, dass in Godesberg einiges im Argen liege, so das Präsidiumsmitglied des Regionalverbands Rhein-Sieg-Eifel. Es sei eine der besten Proklamationen seit langem gewesen, was vor allem am temperamentvollen Prinzenpaar gelegen habe. Marcel Schmitt (Bürger Bund) sagt, dass der Teufelsauftritt an der Grenze der Geschmacklosigkeit gewesen sei. "Aber das muss man im Karneval ertragen dürfen."

"Ich habe das gar nicht so mitgekriegt", sagt Peter Strohe, bis voriges Jahr Sprecher im Festausschuss und Senatspräsident der Bönnschen Funkentöter. "So schlimm war es doch gar nicht."

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