Rosenduft in Afghanistan Projekt der Welthungerhilfe läuft seit zehn Jahren

BONN · Viele verbinden Afghanistan mit Krieg, Terror und dem Geschäft des Opiumanbaues. Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) stieg die Schlafmohn-Anbaufläche in 2013 erneut, es ist nach wie vor der größte Wirtschaftszweig im Land. Und dennoch gibt es andere Möglichkeiten: Seit vielen Jahren duftet und blüht es hoch oben in den Bergen.

 Erntet gemeinsam mit 805 Bauern 296 Tonnen Rosen: Agraringenieur Akbar Mohmand aus Afghanistan.

Erntet gemeinsam mit 805 Bauern 296 Tonnen Rosen: Agraringenieur Akbar Mohmand aus Afghanistan.

Foto: Brigitte Papayannakis

Inmitten der Bergwelt in der Provinz Nangarhar ist eine Alternative zur Droge entstanden - die Rosenzucht.

Das Projekt wurde vor zehn Jahren von der in Bonn ansässigen Welthungerhilfe (WHH) ins Leben gerufen. "Wir gewinnen aus der Zucht das wertvolle Rosenöl auf Bio-Basis. Eine zukunftsreiche Alternative für die Menschen in der Provinz", sagt Simone Pott von der WHH. Von Beginn an leitet Akbar Mohmand das Projekt und sieht es konkurrenzfähig zum Mohnanbau. "Der ist zwar stark entwickelt, besonders in den Grenzgebieten. Aber die Alternative setzt sich bei den Bauern zunehmend durch", meint der 61-Jährige.

Die Zahlen sprechen für sich. Das Projekt startete im November 2004 mit 20 Bauern und einer Fläche von zehn Hektar. Mittlerweile sind 805 Bauern beteiligt, rund 108 Hektar werden derzeit angebaut. "Wir haben zu Beginn acht Tonnen geerntet, jetzt liegen wir bei 296 Tonnen. Das Produkt ist sehr stark gefragt. Immer mehr Bauern möchten Rosen anbauen und wir unterstützen jeden, der mitmachen möchte", so der gelernte Diplom-Agraringenieur.

Mohmand hat in Leipzig studiert und ist seit 2002 für die WHH in Afghanistan tätig. Das aktuelle Projekt organisiert er von der Produktion bis zur Vermarktung. "Ich habe zurzeit 32 Mitarbeiter. Sie kontrollieren die Felder. Wir haben entsprechende strenge Inspektionen jährlich", so der Leiter der Rosenzucht. Größter Abnehmer ist ein großer Naturkosmetikhersteller in Süddeutschland. "Bereits in 2002 hat das Unternehmen der WHH vorgeschlagen, Rosen anzubauen, um der Mohnproduktion entgegenzuwirken. Die Firma nutzt das kostbare Rosenöl für ihre Kosmetik und hatte dazu schon in der iranischen Provinz Kerman gute Erfahrung gesammelt", berichtet Mohmand.

Die bulgarische Rosensorte Damaszener wird auf den Feldern gezüchtet. Mittlerweile sind zwei weitere Kosmetikfirmen Abnehmer des Rosenöls. Auch die afghanische Regierung befürwortet den Ausbau des Projekts. "Es kommen Vorschläge, dass es erweitert werden soll. Denn der Rosenanbau hat die Familien im Tal verändert, gerade auch in der Infrastruktur. Die Kinder sind besser ernährt", berichtet Mohmand. Doch der Anbau hat auch Grenzen. "Die Rosen brauchen eine Höhe von 1000 Metern, um das Öl zu produzieren. Überall im Land ist es daher nicht möglich", sagt der Manager und fügt zuversichtlich hinzu: "Der Markt für Bio-Rosenöl ist weltweit vorhanden. Und ich bin von Rosen abhängig, das ist sehr positiv. Mir geht es gut."

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