Mehr Zulauf nach Zertifizierung Neue Ära für die Draitschquelle

BAD GODESBERG · Vor genau vier Wochen, am 23. Mai, erhielt die Draitschquelle die staatliche Zertifizierung als "anerkannte Heilquelle" von der Bezirksregierung in Köln. Pünktlich zur Einweihungsfeier des sanierten Draitschbrunnens am Tag darauf war dies gewissermaßen das i-Tüpfelchen für die wiederauferstandene Brunnenanlage an der Brunnenallee.

Doch was genau bedeutet diese staatliche Anerkennung? Welche Vermarktungschancen ergeben sich möglicherweise daraus? Und: Kann der Stadtbezirk nun im großen Konzert deutscher Heilwässer mitmischen?

Viele Fragen, die zum Teil noch mehr Fragen generieren, wenn es um die Zukunft des Godesberger Wassers geht. "Der Heilwassermarkt ist ziemlich unübersichtlich", gesteht sogar Josef Eigner, Mitglied des so genannten Heilwasserausschusses beim Verband Deutscher Mineralbrunnen (VDM), übrigens mit Geschäftssitz in der Godesberger Kennedyallee 28.

Erst einmal, so Eigner, bedeute die Anerkennung des Wassers als Heilquelle, dass ein öffentliches Interesse am Erhalt des Wassers bestehe. "Da kann man was draus machen." Allerdings, schränkt er sofort wieder ein, würde beispielsweise "eine Abfüllung in kleinem Stil" sogleich eine Zulassung als Arzneimittel erfordern. Diese vergibt dann das Bundesinstitut für Arzneimittelprodukte, übrigens auch mit Sitz in Bad Godesberg.

Neben der Godesberger Quelle gibt es noch fünf weitere Heilquellen im Regierungsbezirk Köln, darunter die beiden Honnefer Quellen, auf der Insel Grafenwerth sowie die Edelhofquelle. Seit dem Jahr 2000 trägt Bad Honnef den Titel "Erholungsort mit Kurmittelgebiet", berichtet Christine Pfalz, Pressesprecherin der Stadt. Im Grafenwerther Freibad betreibe man seit einem Jahr einen Trinkstein sowie sechs verschiedene Duschanwendungen. Mit der Edelhofquelle in der Innenstadt werbe man in Broschüren, so die Stadtsprecherin. Außerdem ist Bad Honnef seit 2006 Mitglied im Netzwerk "Gesunde Städte".

Die neue Situation neben seinem Brunnenpavillon sorgt bei Brunnenmeister Helmut Fiehl für neue Motivation. Seit der Eröffnung der sanierten Brunnenanlage freut er sich über "einen erheblich besseren Zulauf. Ich habe Kunden, die kommen aus Holland, aus Köln und vom Niederrhein", sagt er. Aber auch die Kundschaft aus Bad Godesberg weiß, was sie an ihrem Brunnenmeister hat. "Fiehl hat nach dem Abriss des Bäderhauses jahrzehntelang das Thema bei der Bonner Verwaltung in Erinnerung gebracht", sagt Kunde Bernd Krahforst. "Die Stadt Bonn muss Werbung für uns machen", fordert Fiehl, der darüber bereits mit Bäderamtschef Martin Herkt am Rande der Feierlichleiten vor vier Wochen gesprochen hat. Ein weiterer Gedankenaustausch ist avisiert.

Auch Günter Gottmann, Vorsitzender des Vereins Stadtmarketing, hat sich Gedanken gemacht: "Vielleicht werden wir künftig speziell etikettierte Flaschen verkaufen. Dann können die Kunden mit den Flaschen in die Brunnenallee und sich das Wasser abfüllen lassen. So könnten wir auch Touristen zum Brunnen locken", meint Gottmann.

Touristen das Godesberger Wasser schmackhaft zu machen, ist auch eine Aufgabe der Tourismus und Congress GmbH, die die Kurfürsten- und Draitschquelle bislang auf zwei Faltblättern mitbewirbt. "Eine weitere Produktentwicklung in Sachen Godesberger Wasser werden wir in enger Absprache mit dem Stadtmarketing vornehmen", sagt Bettina Schmidt, Sprecherin der Tourismus und Congress GmbH. "Allerdings lässt sich das nicht von jetzt auf gleich realisieren", dämpft sie Hoffnungen auf eine rasche Vermarkungsoffensive.

"Vielleicht organisieren wir im nächsten Jahr ein großes Brunnenfest", wagt Fiehl schon einmal einen Blick in die Zukunft. Und vielleicht war ja bis dahin auch Josef Eigner mal zu Besuch. "Ich würde das Wasser gerne mal probieren", warf er im Gespräch ein. "Möglicherweise lade ich auch unseren kompletten Ausschuss demnächst an den Draitschbrunnen ein", meinte er.

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