Alleen in Godesberg Mehr als 100 Bäume sollen fallen

BAD GODESBERG · CDU und Grüne sorgen sich um den Erhalt der Alleen in Bad Godesberg. Während die Christdemokraten bislang vergeblich eine langfristige Perspektive fordern, wie in Zukunft noch mehr Bäume den Stadtbezirk verschönern könnten, kritisieren die Grünen konkret die umfassenden Fäll- und Pflanzaktionen, wie sie an sechs Bad Godesberger Straßen geplant sind.

Es müsse hier "ein Missverständnis vorliegen", sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Philipp Lerch, als die Stadtverwaltung in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung ausführlich vortrug, an welchen Stellen Bäume aufgrund ihres Zustand gefällt werden müssen und welche Ersatzpflanzungen an ihren Stellen konkret geplant sind.

"Vielen Dank, aber das ist nicht der Kern unseres Anliegens", sagte Lerch. Ihm und seiner Fraktion gehe es vielmehr darum, die Zahl der Bäume in Bad Godesberg zu erhöhen. Auch beobachte man sehr genau, an welchen Stellen Bäume gefällt und dann nicht ersetzt werden: "In den vergangenen Jahren sind viele Bäume verloren gegangen, ohne dass dort nachgepflanzt wurde. Wir registrieren das sehr genau", so Lerch.

Er möchte von der Stadt nun am liebsten Zahlen sehen, welche Steigerungsraten in den nächsten Jahren möglich sind.

Derweil nehmen die Grünen eine umfassende Fällaktion ins Visier, die das Amt für Stadtgrün in sechs Bad Godesberger Straßen plant. Grundlage ist eine Bewertung der dortigen Alleebäume mit dem Ergebnis, dass dort zahlreiche Altbäume schadhaft sind und sich der Zustand fortlaufend verschlechtert.

"Es ist bereits jetzt absehbar, dass diese Bäume kurz- bis mittelfristig vollständig entfernt und ersetzt werden müssen", erklärt das Amt für Stadtgrün. Zwar sei es übliche Praxis, die entfernten Bäume kontinuierlich zu ersetzen. In einigen Alleen gebe es mittlerweile jedoch eine größere Anzahl unbesetzter Standorte und gleichzeitig viele Altbäume, die nicht mehr erhaltenswert seien.

"In solchen Straßen ist es sinnvoll, alle Bäume in einem Zug zu entfernen und zu ersetzen", so die Fachabteilung. Diesem Lösungsansatz hatten vor anderthalb Wochen in der Baumkommission mit Ausnahme der Grünen alle Fraktionen zugestimmt. Insgesamt sollen auf diese Weise mehr als 100 Alleebäume fallen. Ihr vollständiger Ersatz würde im Städtischen Haushalt wohl etwa mit etwa 200.000 Euro zu Buche schlagen.

Konkret ist ein solcher Radikalschnitt nebst Neuanpflanzung jetzt in folgenden Straßen vorgesehen:

  • An der Augustastraße zwischen Jahnallee und Welfenstraße (26 Baumstandorte, neun Bäume sind erhaltenswert).
  • An der Rheinstraße zwischen Basteistraße und Hotel Dreesen (15/5).
  • An der Spiegelhofstraße (25/9).
  • An der Stirzenhofstraße (40/8).
  • An der Wörthstraße zwischen Friesdorfer und Sankt-Augustinus-Straße (11/4).
  • An der Venner Straße zwischen Horion- und Waldstraße (19/6)

Die Grünen erkennen zwar an, dass sich der Zustand vieler Altbäume im Laufe der Jahrzehnte verschlechtert hat. Jedoch gingen bei weitem nicht von allen Alleebäumen Gefahren aus. Auch hätten mit 80 oder 100 Jahren viele der Bäume längst nicht ihren Zenit überschritten. Entsprechend scharf kritisiert Grünen-Bezirksverordneter Gerhard Lemm, für die Grünen in der Bezirksvertretung, die von der Stadtverwaltung angestrebte Radikallösung. Die Grünen fordern, zu dem Thema zunächst einmal eine Bürgerversammlung durchzuführen.

"Ziel ist es, die Anregungen und Wünsche der Anwohner dieser Straßen aufzunehmen und in das Gesamtkonzept einzuspeisen. Wir können bei einem so sensiblen Thema nicht ohne unsere Bürger entscheiden", meint Gerhard Lemm. Ulrike Aufderheide, Mitglied der Baumkommission, ergänzt: "Es ist mir völlig unverständlich, warum die Anwohner nicht zu ihrem Straßenbild, welches maßgeblich durch die Alleebäume geprägt ist, nach ihrer Meinung gefragt werden".

Weiterhin fordern die Grünen, die erhaltenswerten Bäume nicht zu fällen, bei der Wiederbepflanzung vorwiegend einheimische Bäume zu verwenden und dann auch schnellstmöglich die leerstehenden Baumscheiben zu bepflanzen.

Robinien unerwünscht

Viele Alleebäume in Bad Godesberg sind Robinien. Sie sind zwar laut Stadt erhaltenswert, müssten aber aufgrund ihres Alters im kommenden Winter ohnehin entfernt werden, weil ein verkehrssicherer Zustand der Bäume trotz intensiver Pflege nicht sichergestellt werden kann. Damit einhergehen soll ein genereller Wechsel der Baumart.

Robinien mit ihren dicken Stämmen und oberirdischen Wurzeln - wovon es 300 Exemplare gibt - hält die Stadt als Straßenbäume inzwischen für ungeeignet und will stattdessen Ahorn- und Amberbäume sowie Buchen pflanzen. Diese würden sich gut in das historische Stadtbild in Bad Godesberg einfügen, heißt es.

So seien schon 2005 an der Wittelsbacherstraße die Robinien durch Amberbäume ersetzt worden, und 2009 in der Hindenburgallee die Pappeln durch Hainbuchen. Das Ersetzen der 300 Robinien würde laut Stadt 600.000 Euro kosten, darin wären Fällung, Tiefbau und Rinnenbau noch nicht einmal berücksichtigt.

Derzeit stehen für Ersatzpflanzungen in Bad Godesberg pro Jahr nur 75.000 Euro zur Verfügung. Damit könnten rund 40 Bäume gepflanzt werden.

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