Bürokomplex am Theaterplatz in Godesberg Leerstand auf Dauer droht

BAD GODESBERG · Rund 15.000 Quadratmeter Bürofläche dürften es wohl sein, die da mitten im Herzen von Bad Godesberg leer stehen. Und seitdem auch für die meisten Ladenlokale im Erdgeschoss die Mietverträge ausgelaufen sind, macht bei einigen Godesbergern bereits das Wort von einem "zweiten Hertie" die Runde.

 Zwar führt die Stadtverwaltung Gespräche mit einem potenziellen Käufer, der sich für die Immobilie am Michaelshof interessiert, aber konkret ist noch nichts. Die Wirtschaftsförderung kann sich eine Umnutzung in Wohnungen vorstellen. Das Argument: alles, nur kein Leerstand im Zentrum.

Zwar führt die Stadtverwaltung Gespräche mit einem potenziellen Käufer, der sich für die Immobilie am Michaelshof interessiert, aber konkret ist noch nichts. Die Wirtschaftsförderung kann sich eine Umnutzung in Wohnungen vorstellen. Das Argument: alles, nur kein Leerstand im Zentrum.

Foto: Ronald Friese

Diesen Begriff - mit Blick auf das langjährige Trauerspiel um die heutige "Fronhofer Galeria" vor eineinhalb Jahrzehnten - jedenfalls fand Ulli Hauschild (FDP) in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung für die Immobilie an der Ecke Theaterplatz/Michaelshof. Anlass für die Bemerkung war eine Anfrage des Bürger Bundes Bonn (BBB) zum Sachstand.

Immerhin eine neue Information hatte in dem Zusammenhang die Stadtverwaltung anzubieten: Demnach haben ihre Fachleute inzwischen Gespräche mit einem "potenziellen neuen Eigentümer" geführt. Dieser habe "andere bauliche Absichten", als jener Interessent, auf dessen Voranfrage die Verwaltung bereits im vergangenen Jahr einen positiven Vorbescheid erteilt hatte. In diesem Zusammenhang hatte es bereits im Herbst Verwirrung gegeben: Denn jener Investor, der das Gebäude mit einem Staffelgeschoss für Wohnungen versehen wollte, war nach Informationen des General-Anzeigers seinerseits von dem vermeintlichen "Kompromiss", den die Stadtverwaltung öffentlich präsentiert hatte, keineswegs so angetan wie die Experten im Stadthaus. Dissens bestand dem Vernehmen nach in der Fassadengestaltung.

In der Bezirksvertretung bekräftigten die Vertreter der Verwaltung die unklare Situation noch einmal: Es gebe unterschiedliche Interessenten, ohne dass dabei konkretes herausgekommen sei, hieß es sinngemäß. Ohnehin handele es sich um eine private Immobilie, so dass die Stadt erst ins Spiel komme, wenn bestimmte bauliche Veränderungen vorgesehen seien.

"Alles auf Anfang", so scheint nunmehr das Motto bei der Suche nach einem neuen Nutzer zu lauten. Abgerückt sind die bisherigen Eigentümer offenbar von dem Versuch, die vier Obergeschosse wie gehabt als Büros zu vermieten. Danach klingt zumindest die jüngste Schilderung der Stadtverwaltung gegenüber den Bad Godesberger Kommunalpolitikern. "Mit Blick auf die langjährigen Vermarktungsschwierigkeiten für eine Büronutzung", so heißt es seitens der Stadt, "steht die Bonner Wirtschaftsförderung der angestrebten Nutzungsänderung zu Wohnzwecken offen gegenüber, sofern dies zur Beseitigung des unerwünschten Leerstandes in dieser zentralen Lage von Bad Godesberg führt".

Dass es nun - zumindest theoretisch - auf eine Nutzung als Wohngebäude hinauszulaufen scheint, stößt bei den Fraktionen eher auf Interesse, denn auf Widerstand. Von Juppi Schaefer (Die Godesberger) bis zu Ralf Ehresmann (Linke) sehen die meisten Bezirksverordneten Wohnungsbau in der Innenstadt als durchaus sinnvoll an. "Es ist sinnvoll, mehr Wohnraum in den Innenstädten zuzulassen. Mehr Wohnungen bedeutet auch mehr Menschen vor Ort, die Kaufkraft mitbringen", sagt etwa Hillevi Burmester (SPD).

Wasser in den Wein gießen indes Liberale und Bürger Bund. So erinnert Ulli Hauschild (FDP) daran, dass die Deckenhöhe im Innern des Gebäudes für Wohnzwecke mutmaßlich nicht die gesetzlichen Vorgaben erfülle. Und Marcel Schmitt (BBB) verweist darauf, dass im Kerngebiet, wie der Bebauungsplan festlegt, das Wohnen nur eine untergeordnete Rolle spielen dürfe. Auch greift der Bürger Bund in seiner Argumentation ein Gerücht auf, das seit geraumer Zeit rund um den Theaterplatz zu vernehmen ist und demzufolge es Versuche gibt, den Gebäudekomplex zu einem Gästehaus für ausländische Medizintouristen umzugestalten.

"Der Verwaltung ist nicht bekannt, für welchen Personenkreis die Wohnungen geplant werden", heißt es dazu kurz und bündig seitens der Stadt. Gleichwohl spricht sich der Bürger Bund vorsorglich schon einmal dagegen aus: "Das ist kein geeignetes Objekt", so Schmitt. Den Wunsch mehrerer Politiker brachte in der Sitzung Philipp Lerch (CDU) zum Ausdruck: Weniger "Funkstille" und mehr "engmaschige Information".

Die "Hertie-Ruine"

Nachdem das Hertie-Kaufhaus am Fronhof 1997 geschlossen wurde, dauerte es sieben Jahre, bis aus dem mehrgeschossigen Betonklotz das heutige Einkaufscenter "Fronhofer Galeria" wurde.

Zwar war immer wieder die Rede davon, dass die Hertie-Ruine schnell abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird, doch alle Pläne zerschlugen sich früher oder später. Bis die Hertie-Stiftung das Gebäude letztlich an die ING Real Estate Germany verkaufte. Doch auch unter der neuen Eigentümerin dauerte die Realisierung des Center-Projekts weit länger, als sich die Godesberger das vorgestellt hatten.

Seitdem ist der Ausdruck "Hertie-Ruine" in Bad Godesberg ein Synonym für lange leer stehende Gebäude-Komplexe.

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