Pro-NRW Kundgebung und Gegendemonstration in Bad Godesberg verlaufen friedlich

BAD GODESBERG · Lautstark, gewaltfrei und weitgehend ohne unbeteiligtes Publikum sind gestern die beiden Kundgebungen auf dem Theaterplatz verlaufen. Sowohl die rechte Bürgerbewegung Pro NRW mit etwa 60 Teilnehmern, als auch das Bündnis "Bonn stellt sich quer", dessen Aufruf zur Gegendemonstration knapp 300 Menschen folgten, blieben hinter den angekündigten Teilnehmerzahlen zurück, so dass die Polizei gestern in der Bad Godesberger Innenstadt die stärkste Gruppe stellte.

In mehreren Schulen, Kirchen und auf Sportplätzen lautete das Motto derweil: "Wir gehen woanders hin". Mit einem Dutzend Fußballturnieren und anderen Veranstaltungen wollten Vereine, Gemeinden und Bürger abseits der Demonstrationen ebenfalls gegen die Haltung von Pro NRW demonstrieren. Koordinatorin Elisabeth Thissen: "Es waren allesamt gelungene Veranstaltungen, an denen erfreulicherweise sowohl deutsche als auch muslimische Menschen teilgenommen haben".

Pünktlich um 11 Uhr begann auf dem Theaterplatz die Kundgebung der Gegendemonstranten. Mani Stenner, Sprecher des Bündnisses "Bonn stellt sich quer", bezeichnete es als "Zumutung", dass Gruppen wie Pro NRW ihre Meinung frei äußern dürfen und lobte das breite Spektrum des Protests, das von der CDU bis hin zu Antifa-Gruppen reichte.

[kein Linktext vorhanden]Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch nannte Bonn eine "Stadt des Respekts, der Vielfalt und des Miteinanders", die nicht zulasse, dass dieser Ruf beschädigt wird. Als Beleg zählte er die Fülle an Begegnungs- und Integrationsfesten auf, wie sie in Bonn zuletzt nahezu täglich stattfänden. Die Vorsitzende des Integrationsrates, Safiye Temizel, warf Pro NRW vor, eine "rassistische und deutschnationale Gruppierung" zu sein, die eine internationale und multikulturelle Gesellschaft ablehne.

Bad Godesbergs Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann forderte dazu auf, sich "gegen die Auftritte von Provokation, Intoleranz, Einschüchterung und Verleumdung sowie gegen Parolen, die verunsichern und Ängste schüren", zu wehren. Ihren Dank sprach sie den Polizeibeamten im Einsatz aus.

Knapp zwei Stunden blieben die Gegendemonstranten am westlichen Ende des Theaterplatzes unter sich. Dann begann etwa 50 Meter entfernt auch Pro NRW mit der zweieinhalbstündigen Kundgebung. Ihre Redner, unter ihnen Bundesvorsitzender Markus Beisicht, wiesen Radikalismusvorwürfe zurück und warnten vor der Verbreitung des islamistischen Extremismus in Deutschland.

Für einen kurzen Überraschungseffekt sorgten 30 junge Leute, die plötzlich aus einem Wohnhaus am Theaterplatz strömten und den Pro-NRW-Vertretern unverhofft nahe kamen. Sitzend wurden die Protestler von der Polizei eingekreist. Später wurde einer von ihnen von einer Flasche getroffen, die ein Pro-NRW-Vertreter geworfen haben soll. Zudem wurde ein Pro-NRW-Plakat angezündet.

Ansonsten blieb es friedlich, auch von Verkehrsbehinderungen wurde nichts bekannt. Und noch eine Prognose der Polizei erfüllte sich: Personen, die äußerlich erkennbar dem salafistischen Umfeld zuzuordnen wären, blieben dem Geschehen fern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort