Briefmarken-Sammler-Verein in Bad Godesberg Kultur und Geschichte im Miniaturformat

BAD GODESBERG · "Das Schöne am Sammeln von Briefmarken ist das Fehlen aller verbindlichen Vorschriften außer denen, die im Umgang mit anderen Sammlern selbstverständlich sind. Man kann also im wahrsten Sinne des Wortes nach eigener Façon selig werden", sagt Jürgen Endemann, ehemaliger Bürgermeister und selbst beim Thema Briefmarken ganz liberales Urgestein.

 Bei der Ausstellung in der Sparkasse spricht Vereinsvorsitzender Herbert Jess (links) mit Sammler Jürgen Endemann.

Bei der Ausstellung in der Sparkasse spricht Vereinsvorsitzender Herbert Jess (links) mit Sammler Jürgen Endemann.

Foto: Ronald Friese

"Wichtig allerdings ist das Wissen, an das je nach Sammelgebiet höchst unterschiedliche Anforderungen gestellt werden", fügt der passionierte Briefmarkensammler, der Mitglied des Bad Godesberger Briefmarken-Sammler-Vereins ist, hinzu. Der Unterschied zwischen "rot", "hellrot", "rosarot", "karmin", "rosakarmin" oder die etwa zwanzig weiteren Farbtöne spielen beim Sortieren ebenso eine Rolle wie Druckbild und Farbintensität, ganz zu schweigen von Alter und Lichteinfluss.

Apropos Licht: Die Gründung des Godesberger Briefmarkenvereins im Jahr 1939 geht letztlich auf Verdunkelungsmaßnahmen nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zurück. Wegen der erschwerten Verkehrsbedingungen im ersten Kriegsjahr entschlossen sich die Bad Godesberger Sammler, statt zu Clubabenden nach Bonn zu fahren, einen eigenen Verein zu gründen.

Heute hat der Verein rund 40 Mitglieder und verhehlt nicht, dass dieses Hobby insbesondere für junge Menschen wenig attraktiv erscheint: "Wir verschließen nicht die Augen vor der Tatsache, dass der Einstieg in das Hobby des Briefmarkensammelns nicht zuletzt durch veränderte technische Methoden der Postbeförderung gerade für junge Menschen erschwert worden ist", sagt der Vorsitzende des Vereins, Herbert Jess.

Die Philatelie biete auch heute "mannigfache Aspekte kultureller, historischer, wissenschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Fakten". Es gebe "umfassendes Anschauungsmaterial, mit dem zu beschäftigen sich lohnt", so Jess.

Besonders stolz war der Vorsitzende und Botschafter a.D. bei der Eröffnung der Briefmarkenwerbeschau des Vereins in der Sparkassenfiliale am Theaterplatz auf die Mitglieder des Vereins: "Alles was Sie hier sehen, ist auf dem Boden unserer Mitglieder gewachsen. Mit der Ausstellung zeigen wir auch, wie bunt und interessant das Briefmarkensammeln sein kann."

Als Höhepunkt der Ausstellung bezeichnete Jess die von Sammlerin Wilma Droemont zur Verfügung gestellten Marken, die "Belege der Postgeschichte unter den Franzosen in der Zeit von 1797 bis 1814 darstellen" und schon mehrmals auf großen Ausstellungen mit Goldmedaillen bedacht worden sind.

Ab 1799 finden sich zwei Grundtypen von Aufgabestempeln: Die Stempel für unfreie Briefe (Porto zahlt Empfänger) tragen die Départementsnummer über dem Ortsnamen, die Stempel für bereits bezahltes Porto zusätzlich jeweils ein "P" links und rechts neben der Départementsnummer (Port Payé).

Höhepunkt des Jubiläumsjahres der Briefmarkenfreunde wird ein Festakt am kommenden Dienstag in der Stadthalle. In einem Festvortrag spricht der Journalist Wolfgang Maassen über die "Zukunft der Philatelie - Ausblicke auf die nächsten 25 Jahre".

Maassen ist Unterzeichner der "Roll of Distinguished Philatelists", einer Ehrenrolle der Philatelie, die 1921 als Erster König Georg V. von Großbritannien unterzeichnet hat. Außerdem wird beim Festakt das Lebenswerk von Wilma Droemont gewürdigt. Sie leitet seit vielen Jahren die Mehlemer Briefmarken-Tauschtage.

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