Innenminister in Bonn Jäger will Einbrecher stoppen

BAD GODESBERG · Unter dem Motto "Einbrecher stoppen - Gezielt Wohnraum schützen durch Präsenz und Beratung" startete die NRW-Polizei gestern in Bonn mit einem zusätzlichen Baustein der Kampagne "Riegel vor!", die sich nach Aussage der Polizei in der Vergangenheit bewährt hat.

 Als Präventionsteam im Bad Godesberger Villenviertel unterwegs: Polizeihauptkommissar Thomas Besten (links) und sein Kollege Kriminalhauptkommissar Hans-Jürgen Hoppe.

Als Präventionsteam im Bad Godesberger Villenviertel unterwegs: Polizeihauptkommissar Thomas Besten (links) und sein Kollege Kriminalhauptkommissar Hans-Jürgen Hoppe.

Foto: Ronald Friese

Für die Präsentation eines neuen Pilotprojekts zum besseren Schutz von Wohnraum hatte sich die Bonner Polizei am Montagvormittag einen ausgesprochen idyllischen Ort ausgesucht: Auf dem parkähnlichen Hohenzollernplatz vor sprudelnden Brunnen signalisierten das Polizei-Mobil und eine Heerschar von Medien- und Polizeivertretern jedoch, dass diese vermeintliche Idylle nicht erst seit Montag Risse bekommen hat.

"Es handelt sich hier um einen Bereich, wo in letzter Zeit viel eingebrochen wurde", sagte Robert Scholten, Pressesprecher der Bonner Polizei. Und: "Wir haben hier auch einen betroffenen Bürger aus der unmittelbaren Nachbarschaft, der authentisch erzählen kann, was ihm widerfahren ist", ergänzte Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa.

Unter dem Motto "Einbrecher stoppen - Gezielt Wohnraum schützen durch Präsenz und Beratung" startete die NRW-Polizei gestern in Bonn mit einem zusätzlichen Baustein der Kampagne "Riegel vor!", die sich nach Aussage der Polizei in der Vergangenheit bewährt hat. "Wir wollen die Wohngebiete, die von Einbrüchen betroffen sind und auch weiterhin für Einbrecher attraktiv sein könnten, wirksamer schützen", erklärte Innenminister Ralf Jäger. "Wenn eingebrochen wurde, befürchten die Menschen in der Nachbarschaft, auch Opfer eines Einbruchs zu werden. Genau dann wollen wir für die Anwohner da sein und ihnen noch mehr Sicherheit geben. Den Einbrechern geben wir damit das Signal, dass wir wachsam sind. Das schreckt ab."

In Bonn werden ab sofort sogenannte Präventionsteams als Einbruchschutzberater gut erkennbar in Uniform besonders betroffene Wohngebiete begehen. Im Bad Godesberger Villenviertel machen das Bezirksleiter Thomas Beste und sein Kollege, Kriminalhauptkommissar Hans-Jürgen Hoppe, der vor allem als technischer Sicherheitsberater agiert. "Es macht wirklich Sinn, dass wir gut erkennbar vor Ort aktiv sind", sagte Hoppe. "Ich kenne die Menschen hier im Viertel", ergänzte Polizeihautkommissar Beste. "Dadurch haben sie keine Hemmungen, mich anzusprechen."

Keine Hemmungen über seine Erlebnisse zu sprechen hatte auch Jens Böcker, der vor zwei Jahren Opfer eines Einbruchs geworden war. Die Einbrecher landeten bei ihm "einen Volltreffer" und stahlen zwei Autos, Laptops und Wertsachen. Der Schaden summierte sich auf rund 100.000 Euro. "Unser Haus war bereits gut gesichert, aber nicht sehr gut", sagte Böcker. "Heute ist unser Haus eine kleine Festung", bekannte er. Immerhin wurden die drei Täter dingfest gemacht, die Autos fanden die Ermittler in Italien.

"Rund 40 Prozent der Einbrüche in NRW bleiben im Versuch stecken", sagte Jäger. Sein Fazit: "Einbrecher haben keine Zeit." Sein Vier-Punkte-Rat an die Bürger: "Die Polizei anrufen, um einen Beratungstermin zu vereinbaren; den Hausschlüssel nicht unter die Fußmatte legen und kein Bargeld im Haus lassen; die Nachbarn über Urlaubszeiten informieren und im Notfall die 110 wählen - lieber einmal zu viel als zu wenig."

Am 1. September startet das Pilotprojekt auch in Dortmund, Gütersloh und Mönchengladbach. Täglich wertet die Polizei aus, wo Einbrüche passieren. Die Beamten fragen gezielt nach verdächtigen Beobachtungen und holen so aktiv Hinweise ein, um die Einbrüche aufzuklären. Und: Sie geben Haus- und Wohnungsinhabern wichtige Tipps zum Einbruchschutz. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigte sich skeptisch. Er bezweifle, dass man die stark steigenden Einbruchszahlen damit senken könne, sagte der GdP-Landesvorsitzende Arnold Plickert der Deutschen Presse-Agentur. "Wir haben Notbesetzung auf den Streifenwagen. Wir müssen die Flüchtlingsunterkünfte schützen und dort stärker präsent sein", betonte Plickert. Man brauche mehr Personal.

Weitere Informationen gibt es beim Kriminalkommissariat 34 (Einbruchermittlungen) der Bonner Polizei unter Tel. 0228/150.

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