Benefizveranstaltung zugunsten der Flüchtlingshilfe "Europa muss seine Afrikapolitik ändern"

BAD GODESBERG · Ein echter Prinz in Bad Godesberg, das zog. Am gestrigen Abend strömten gut 500 Zuhörer in die Stadthalle, um Asfa-Wossen Asserate, den Prinzen aus dem äthiopischen Kaiserhaus zu hören.

Alle Plätze im großen Saal der Godesberger Stadthalle sind besetzt, als Prinz Asfa-Wossen Asserate zum Rednerpult schreitet.

Alle Plätze im großen Saal der Godesberger Stadthalle sind besetzt, als Prinz Asfa-Wossen Asserate zum Rednerpult schreitet.

Foto: Ronald Friese

"Integration und Interkultur im 21. Jahrhundert", darüber referierte der Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie zugunsten der Godesberger Flüchtlingshilfe. Und der Buchautor und Unternehmensberater brach temperamentvoll eine Lanze für die Offenheit und Bereitschaft Deutschlands, aktuell die Kriegsflüchtlinge aufzunehmen und zu integrieren.

"Integration war in der Menschheitsgeschichte immer ein Prozess des Zusammenwachsens. Migration war immer ein Motor für die Entwicklung", beschwor der Prinz sein Publikum. Europa, ja auch Deutschland tue angesichts der aktuellen Flüchtlingswelle gut daran, die eigene millionenfache Auswanderung etwa in die USA nicht zu vergessen.

"Niemand kann heute nur einer Kultur zugehörig bezeichnet werden", betonte der Prinz. Und gerade Europa gründe sich auf eine große Zahl christlicher, aber auch muslimischer Denker. "Die Idee eines Kampfes der Kulturen ist also schlichtweg unsinnig", kritisierte der Mann, der selbst einst Asyl in Deutschland erhalten hatte, rechte Denker scharf.

Einlader des Abends war ein Kreis von Institutionen und Clubs, die vor Ort soziale Aktivitäten fördern, darunter federführend Burkhard und Friederike Sträter, Godesbergs Dechant Wolfgang Picken sowie Michael C. Gussone von der Anwaltskanzlei Meyer-Köring. Der Abend galt als Auftakt einer Spendenverdopplungsaktion zugunsten der Bad Godesberger Flüchtlingshilfe, deren leitender Runder Tisch sich mit vielen Ehrenamtlichen für Flüchtlinge einsetzt, Spendenmittel für Wohnungen, Sprachkurse und Ferienmaßnahmen gewinnt. Ein Ergebnis des Festabends: Die Bethe-Stiftung wird für drei Monate jede eingehende Spende zugunsten der Flüchtlingshilfe verdoppeln.

Im illustren Publikum sah man Bonns designierten Oberbürgermeister Ashok Sridharan, Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke, Altersforscherin Ursula Lehr und Imke Schauhoff für den Evangelischen Konvent. Die dann auch lauschten, wie der äthiopische Prinz mit Verve für seinen Heimatkontinent Afrika eintrat.

Asfa-Wossen Asserate prophezeite Europa eine millionenfache Völkerwanderung, wenn Europa nicht endlich zu einer einheitlichen Afrika-Politik finde, die nicht wirtschaftlichen Vorteilen, sondern ihren eigenen, den europäischen Werten verpflichtet sein müsse. "Europa darf den Gewaltherrschern in Afrika nicht weiter zuspielen, sondern muss endlich die Ursachen einer Massenfluchtbewegung bekämpfen." Sonst stehe der Kontinent vor einer noch größeren Herausforderung als der, die die aktuelle Flüchtlingswelle aus Syrien bedeute.

Weitere Spenden zur Verdopplungsaktion können ab dem 30. September auf das Konto: KGV, Sparkasse KölnBonn (BIC: COLSDE33XXX) IBAN: DE52 3705 0198 1901 0771 62 überwiesen werden. Spendenbescheinigungen werden zugeschickt.

Zur Person

Prinz Asfa-Wossen Asserate, 66, stammt aus dem entthronten äthiopischen Kaiserhaus. Er studierte auf elterlichen Wunsch in Deutschland, erhielt hier Asyl. Seit 1981 besitzt der Unternehmensberater die deutsche Staatsbürgerschaft. Der vielfache Buchautor setzt sich für die Erhaltung der äthiopischen Kultur ein. Er sagt: "Deutschland ist meine Heimat und Äthiopien mein Vaterland".

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