Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt Eintauchen in Rollenspiele

BAD GODESBERG · Mit einem "orbitalen Schlag" wird die Spielfigur auf der Tischplatte getroffen. "Ist der Angriff panzerbrechend?", fragt jemand Spielleiter Robert Gaida. "Nein", antwortet der bestimmt, "das gibt nur 4W8 Schaden." Soll heißen: Viermal darf der achtseitige Würfel geworfen werden, die addierte Zahl gibt die Schadenspunkte wieder.

 Bogenschütze Marc Bruns übt für das Rollenspiel.

Bogenschütze Marc Bruns übt für das Rollenspiel.

Foto: Nicolas Ottersbach

Und die werden dann nur von den Rüstungs- und nicht den Lebenspunkten der Spielfigur abgezogen, weil der Angriff die Panzerung nicht durchdringen kann.

Für Laien wirken die Spielzüge und Kommandos, die am Wochenende auf der 25. FeenCon, einer Art Messe für Rollenspiele in der Godesberger Stadthalle, gezeigt wurden, befremdend. Vor wenigen Jahren war das aber noch viel komplizierter. "Mittlerweile geht der Trend in die Richtung, dass wir die Regelwerke wieder vereinfachen, um neue Spieler zu locken", sagte Gaida.

Wollte man früher jeden möglichen Zug geklärt haben, drücke man heute vor allem bei demonstrativen Spielen wie auf der FeenCon ein Auge zu. Die Regeln sind entschärft und erleichtern so den Einstieg. Zu seiner Eintrittskarte bekam sogar jeder Besucher ein kleines Heftchen überreicht, in dem die wichtigsten Grundlagen über Rollenspiele festgehalten sind.

"Eigentlich kann sich jeder sein eigenes Rollenspiel machen", sagte Gaida. So kam "Jim Bob", wie er sich im Spielerleben nennt, auf die Idee, aus altem Playmobil sein Spielfeld zu basteln. Die Plastikfiguren hatten einige Vorteile gegenüber den gewöhnlichen Zinn-Männchen.

Weil sie für Kinder gemacht seien, seien sie besonders robust. Und gingen sie doch einmal kaputt, gebe es günstigen und leicht erhältlichen Ersatz. Auf der FeenCon war Gaidas Feld bunt gemischt. Dort kämpften Godzilla gegen Roboter und Pinguine gegen Monster. Sogar eine Bank wurde in die Luft gesprengt.

"Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wenn man in die Rollenspielwelt abtaucht, strickt man sich in der Gemeinschaft Geschichten zusammen", sagte Michael Janissen vom Verein Gilde der Fantasy-Rollenspieler, der die FeenCon seit 1990 organisiert. So eine Convention sei keine herkömmliche Messe, sondern vielmehr eine Freizeittreff. "Die Leute kommen nicht nur, um zu gucken, sondern auch um sich auszutauschen und zu spielen", erklärte er. Diesen gesellschaftlichen Aspekt hätten bisher Internet und Computer nicht verdrängen können. Die schönsten Rollenspiele entstünden immer noch, wenn man sich persönlich gegenüberstehe und Ruhe habe.

Auf der FeenCon gab es rund um die Uhr nicht nur die klassischen Tabletops, die auf Tischen stattfinden, sondern auch Live-Rollenspiele. Sie folgen den selben Regeln, nur dass Menschen die Figuren darstellen. Im Park gab es dafür abgegrenzte Flächen, auf denen sich die verkleideten Darsteller mit Schaumstoffwaffen bekämpften.

Die Rüstungen hingegen waren echt, aus richtigen Metallplatten oder handgemachten Kettenhemden. "Wir wollen niemanden verletzen, das unterscheidet auch gute von schlechten Spielern", sagte Marc Bruns, das als Bogenschütze in die Schlacht zog. Seine Pfeile hatten eine weiche und große Spitze. "Dadurch kann man sich zwar ein blaues Auge holen, ernsthafte Verletzungen verhindert der Schaumstoff."

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