Fassade der Godesburg Eifelsteine für das Godesberger Wahrzeichen

BAD GODESBERG · Diese Nachricht dürfte alteingesessene Godesberger wie Ausflügler gleichermaßen interessieren: Vermutlich vom 1. April an können sie sich auf der renovierten Aussichtsplattform der Godesburg wieder die Frühlingsluft um die Nase wehen lassen.

 Die Sanierung des Turmes ist fast fertig. Gesimsvorsprünge wurden aufwendig mit handgefertigten Bleiplatten geschützt.

Die Sanierung des Turmes ist fast fertig. Gesimsvorsprünge wurden aufwendig mit handgefertigten Bleiplatten geschützt.

Foto: Axel Vogel

Das teilte am Donnerstag die Stadt bei einem Ortstermin mit. Anlass war das Ende der Sanierungsarbeiten am Burgturm, wo das Baugerüst von Tag zu Tag sichtlich schrumpft.

Dabei nutzten Helga Erwe und Friedhelm Brücken vom Gebäudemanagement der Stadt (SGB) die Gelegenheit, sich ein Bild vom fast "fertigen" Bergfried zu machen, wo Fachplaner Thomas Lehmkuhl den Verlauf und die Herausforderungen der Arbeiten noch einmal Revue passieren ließ.

Dabei sind die Kosten übrigens im ursprünglich vorgesehenen Rahmen von 1,2 Millionen Euro geblieben, wie Helga Erwe erklärte. Die Bauzeit habe sich vor allem durch den harten und langen Winter im vergangenen Jahr um einige Monate verlängert. Begonnen hatten die Handwerker im September 2012.

"Vor Beginn der Arbeiten hatten sich im Fanggitter schon hunderte Kilo alter Zementmörtel gefangen. Viele der Tuffziegel in der äußeren Mauerschicht des Turmes lagen förmlich frei. Unsere Prämisse war es von Anfang an, möglichst viel der Originalsubstanz zu erhalten", rief Thomas Lehmkuhl am Donnerstag noch einmal die Ausgangssituation in Erinnerung.

Wie aufwendig sich gerade die Erfüllung des letztgenannten Zieles erwies, veranschaulichte Lehmkuhl anhand einiger Zahlen: So hätten die Handwerker eine Gesamtfläche von 1200 Quadratmetern zu bearbeiten gehabt. Allein auf einem Quadratmeter befinden sich zwischen 60 und 65 Tuffziegel, die allesamt einzeln begutachtet und bewertet wurden.

"Diese Einzelfallprüfung war natürlich sehr zeitaufwendig", gab Lehmkuhl eine Erklärung für die eineinhalbjährige Beschäftigung der Steinmetze in luftiger Höhe. Vollständig entfernt und ersetzt wurde hingegen der Zementmörtel. Dass er in den 1960er-Jahren als Bindemittel für die darunter liegenden Tuffziegel verwendet wurde, sehen die Experten heute als fachlichen Fehler an.

Thomas Lehmkuhl: "Von innen nach außen sollte das Material weicher werden, hier war es genau andersherum." Letztlich mussten knapp 20 Prozent der äußeren Schicht ersetzt werden. Fündig wurde man auf der Suche nach einem geeigneten Substitut in der Eifel in Gestalt des "Weiberner Tuffs".

Besondere Handwerkskunst war vor allem bei einer Gesimsabdeckung im oberen Teil des Turmes notwendig. In etwa 15 Metern Höhe, dort wo in früheren Zeiten einen Umlauf um den Turm führte, von denen Wachposten einst weit ins Land schauen konnten, ragen jetzt nur noch Mauervorsprünge hervor. Das Problem war bislang: Die Vorsprünge waren inzwischen ungeschützt und boten eindringendem Regenwasser viel Angriffsfläche.

Um die Schwachstellen abzudichten, bediente sich der Bad Godesberger Dachdeckermeister Ralph Roberz einer alten Technik: Der Abdeckung durch Bleiplatten. Dazu hatten seine Bauklempner Erwin Schlich, Andreas Dazer und Sven Bruder Dutzende Plattenstücke von jeweils 50 Kilogramm schweren Rollen abgeschnitten.

Die zweieinhalb Millimeter dicken Platten wurden per Hand passgenau auf eine Breite von 40 Zentimetern zugeschnitten und dann in Pfalztechnik auf den Vorsprüngen angebracht. Und zwar ganz ohne zu löten, lediglich eingehangen in sogenannte "Hafterbleche": "Dieses Verfahren mit Bleiabdeckungen wurde viele hundert Jahre angewendet, und wird heute noch vor allem bei denkmalgeschützten und historischen Bauten angewendet", erklärt Roberz.

Warum die alte Technik im Falle der Turmsanierung Sinn machte, erklärt Ralph Roberz so: "Ein normales Blech passt sich den Steinen des Turmes einfach nicht so gut an. Blei lässt sich viel besser formen und ist dazu noch sehr haltbar."

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