Altbau-Sanierungsprojekt in Bad Godesberg Die Bauarbeiter können kommen

Bad Godesberg · Endlich, es kann nach rund anderthalb Jahren Verzug endlich los gehen mit dem ambitionierten Bauprojekt an der Bonner Straße in Bad Godesberg: Die Stadt Bonn hat die Sanierung des Altbaus, der noch aus den Zeiten des wilhelminischen Kaiserreiches stammt, abgesegnet.

 Aus dem Altbau an der Bonner Straße in Bad Godesberg will die Bauherrin ein Passivhaus machen (Gebäude rechts). Da der neue Eigentümer des baugleichen Nachbarhauses (links) auch sanieren will, werden nun aus beiden Vorhaben Synergieeffekte abgeschöpft.

Aus dem Altbau an der Bonner Straße in Bad Godesberg will die Bauherrin ein Passivhaus machen (Gebäude rechts). Da der neue Eigentümer des baugleichen Nachbarhauses (links) auch sanieren will, werden nun aus beiden Vorhaben Synergieeffekte abgeschöpft.

Foto: Axel Vogel

Seit Ende Mai hält Bauherrin Naphawan Böttcher die Genehmigung in Händen. Wie der General-Anzeiger bereits seit Anfang 2012 in einer losen Serie berichtet, will die Bad Godesbergerin mit Unterstützung der Architektin Nicole Wolff aus dem traditionsreichen Gebäude ein Passivhaus machen. Dass sich das Genehmigungsverfahren so lange hinzog, hatte vor allem mit Umplanungen zu tun.

Diese waren aber nicht nur gesetzlichen Auflagen geschuldet, sondern auch aktuellen Entwicklungen: So hatte sich Anfang des Jahres der neue Eigentümer des Nachbarhauses entschlossen, sein Gebäude ähnlich zu modernisieren wie die Familie Böttcher. Um Synergieeffekte abzuschöpfen, passte Architektin Wolff ihre Planungen an. Zumal Naphawan Böttcher auch noch eine innovative Sanierungsidee berücksichtigt wissen wollte.

[kein Linktext vorhanden] Seit mehr als zwei Jahren regte sich kein Leben mehr in jenem Haus der Familie Pies, in dem auch der Arzt Paul Pies gewohnt hatte. Er schrieb im März 1945 Stadtgeschichte durch seine mutige Beteiligung bei den Übergabeverhandlungen mit den anrückenden GIs. Dass jetzt die Firmen beauftragt werden können, hat viel mit der Beharrlichkeit zu tun, mit der die Bauherrin an ihrer Vision festhielt und diese auch sogar weiterentwickelte.

Ziel bleibt: "Das alte Zweifamilienhaus möglichst ökologisch und energieeffizient zu sanieren", so Naphawan Böttcher: "Dabei sollen die Architektur und die Besonderheiten des Gebäudes aber weitgehend erhalten bleiben."

Um für die Planungen eine Genehmigung zu bekommen, musste die auf Passivhäuser spezialisierte Architektin allerdings einiges mit den gesetzlichen Vorgaben in Einklang bringen: Dabei ging es etwa um Brandschutzauflagen wie auch um den Ausbau des Kellers, in dem die Bauherrin Platz für eine dritte Wohnung schaffen wollte. Das ist aber laut Fachfrau Wolff genehmigungsrechtlich aufwendig. Langwierige Verhandlungen mit dem Bauamt der Stadt waren die Folge.

Zudem gab noch ein wissenschaftliches Projekt dem Sanierungsvorhaben ungeahnte Impulse: Tabea Riss, die an der Hochschule Bremerhaven das Fach Gebäude-Energietechnik studierte, hatte sich anlässlich ihrer Bachelorarbeit für das Sanierungsprojekt der Familie Böttcher interessiert. Riss untersuchte am Beispiel des Altbaus, welche Möglichkeiten sich eröffnen, wenn man bei einer Haussanierung in größeren Zusammenhängen denkt. So wenn man gleich mehrere Häuser in ein und derselben Straße saniert.

Dabei spielte die Verfasserin verschiedene Varianten durch, etwa eine Sanierung nach dem Standard der Energieeinsparverordnung (EnEV), und in einer weiteren nach dem Passivhaus-Standard. Ein Ergebnis ihrer Arbeit: Werden mehrere Häuser gleichzeitig saniert, lassen sich eine Reihe Synergieeffekte nutzen, etwa bei der Energieversorgung.

Genau solche Effekte will Bauherrin Böttcher nun auch nutzen, nachdem ihr baugleiches Nachbarhaus einen neuen Eigentümer bekommen hat. Der will namentlich nicht in der Zeitung genannt werden, nun aber seine geplante Sanierung des Altbaus auch mit den Böttchers und Architektin Wollf abstimmen.

"So wird in eine etwas größere Anlage für Restwärme und Warmwasser für beide Häuser investiert", erklärt Wolff. Das spare nicht nur Investitionskosten, sondern bedeute später "auch geringere Wartungs- und Reparaturkosten". Auch lassen sich laut Wolff nun "Mengenrabatte" für die doppelte Ausführung etwa von Fenstern und die Dämmung an Außenwand und Dach und Putz aushandeln.

Was Architektin Wolff bei ihren Umplanungen ebenfalls berücksichtigen musste: Naphawan Böttcher hatte sich für das Einziehen einer unterspannten Holzbalkendecke entschlossen, auf die sie unlängst aufmerksam geworden war.

Aus gutem Grund: Denn diese Konstruktion "soll für eine statische, schall- und schwingungstechnische Verbesserung der Holzbalkendecke ohne Eingriff in die vorhandene Substanz sorgen", sagt Professor Gerhard Berg aus Hildesheim, der ein Patent auf diese Erfindung hat. Besonders gut eigne sich diese Konstruktion laut Berg bei "dröhnenden, schwingenden, lauten Holzbalkendecken von Wohnungen in guter Wohnlage mit anspruchsvollen Mietern oder Eigentümern".

Angesichts der Mehrkosten aufgrund der Umplanungen musste Familie Böttcher auch Abstriche machen: So wird es einen zusätzlichen Badetrakt, der den Altbau mit dem Gartenhaus verbinden würde, so wie es bereits jetzt beim Nachbarhaus der Fall ist, nicht geben. Verzichten wird Naphawan Böttcher auch auf die ursprünglich im Keller angedachte dritte Wohnung: "Das würde meinen finanziellen Rahmen überschreiten", sagt sie.

Wann die Bauarbeiten starten, vermag sie allerdings noch nicht genau zu sagen: " Wir müssen jetzt in einem ersten Schritt zunächst Angebote von Handwerksbetrieben einholen", erklärt sie. Auch wenn die Hälfte des Jahres bereits vorbei ist, hofft sie, "dass es noch vor Weihnachten losgehen kann".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort