Salafismus in Bonn Der Rat der Muslime wartet ab

BONN · Der Eklat zwischen Stadtverwaltung und Rat der Muslime (RMB) liegt mittlerweile gut zwei Monate zurück. Geklärt ist bis heute nichts. Anfang Oktober hatte die Stadt wie berichtet den RMB-Sprecher Karim Lakhal wegen seiner Verstrickungen im salafistischen Milieu von einer Veranstaltung ausgeschlossen - es ging um Salafismus-Prävention.

Woraufhin die Mitglieder des RMB - arabische Moscheen, Muslimliga und Islamische Hochschulvereinigung - ihrerseits die Teilnahme absagten.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch hatte seinerzeit auf eine schnelle Klärung in der Personalie gedrängt. Später forderte der auch mit Muslimen besetzte Integrationsrat den RMB auf, "sich von Äußerungen und Handlungen seines Sprechers zu distanzieren". Ein Verantwortlicher des Muslimrates solle bei der nächsten Sitzung des Integrationsrats "berichten und Fragen beantworten". Das sollte am Mittwochabend ab 18 Uhr der Fall sein.

Doch daraus wird wieder nichts. Dem GA hatte der Gründer des RMB, Haluk Yildiz, immer wieder neue Termine genannt (zuletzt "Ende November"), wann sich der Muslimrat mit der Personalie Lakhal beschäftigen werde. Wie der GA gestern erfuhr, erhielt der Geschäftsführer des Integrationsrats, Thomas Klein, Mitte November ein Schreiben des "Rechtsbeirates" des Rats der Muslime. Das aber wird den Mitgliedern des Integrationsrates erst in der Januarsitzung vorgelegt.

In dem nicht namentlich unterzeichneten Brief des RMB wird Klein gebeten, vor Abgabe einer Stellungnahme zu Lakhal "konkret mitzuteilen, von welchen Handlungen und Äußerungen des Sprechers sich der Rat der Muslime distanzieren soll". Wie zuletzt am Samstag berichtet, unterstützt Lakhal seit Monaten ultrakonservative Vereine, die der Verfassungsschutz als extremistisch bezeichnet. Zudem postet der Mittdreißiger auf seiner Facebook-Seite radikalislamische Prediger wie Sheikh Arifi, der im Nahen Osten einen Gottesstaat errichten will.

Der "Rechtsbeirat" des RMB wirft dem Integrationsrat in seinem Brief vor, Lakhal vorzuverurteilen und der "Medienhysterie" um Lakhal nicht standzuhalten.

Auf Anfrage waren gestern weder Nimptsch noch die Integrationsbeauftragte der Stadt, Coletta Manemann, noch Haluk Yildiz zu erreichen.

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