Qualitätszertifikat für Betriebe Bürgermeisterin will Tüv-Siegel für Verdiener am Medizintourismus

BAD GODESBERG · Wer mit dem Medizintourismus Geld verdient, soll sich ein Qualitätszertifikat erwerben, meint Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke.

Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke (CDU) hat mit Blick auf die Begleiterscheinungen des Medizintourismus in Bad Godesberg eine Initiative ins Leben gerufen, deren Ziel eine branchenübergreifende Zertifizierung von Betrieben und Institutionen ist, die unmittelbar oder mittelbar mit dem Thema Gesundheitstourismus zu tun haben.

"Wir sind dabei, ein konstruktives Netzwerk aufzubauen. Ziel muss es sein, die Wirtschaft zu stärken und Arbeitskräfte zu schaffen. Andererseits müssen wir den ansässigen Bürgern dabei helfen, ihre berechtigten Interessen zu wahren und die auswärtigen Gäste davor schützen, von einem 'grauen Immobilienmarkt' abgezockt zu werden", sagt Stein-Lücke. Ihre Vorstellung geht dahin, "dass alle gemeinsam stolz darauf sind, dass Bad Godesberg als Gesundheitsstandort so attraktiv ist", sagt sie. Hierzu müssten "alle guten Kräfte gebündelt werden", ergänzt sie.

Richten soll es deshalb nun ein Qualitätssiegel, mittels dessen sich Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie sowie Gesundheitseinrichtungen zertifizieren lassen können. Die Hoheit über das Verfahren soll beim Tüv Rheinland liegen, der dann ein entsprechendes "Audit" verleihen kann. Dies soll etwa Agenturen, die überbelegte Appartements zu Wucherpreisen vermitteln, das Leben erschweren. Letztere sind in Bad Godesberg zuletzt in rasant steigender Zahl in Erscheinung getreten. Ihre Klientel sind zumeist Patienten aus arabischen Ländern, die nach Recherchen dieser Zeitung in vielen Fällen bereits in den Heimatländern akquiriert werden.

Dies war ein Aspekt gewesen, der in jüngster Zeit besonders in Anlagen mit Eigentumswohnungen die Gemüter erhitzt hatte. Hinzu kamen alltägliche Probleme wegen Lärms und voller Mülltonnen, nicht zuletzt sorgen vollverschleierte Frauen bei vielen Bad Godesbergern für Irritationen. Höchst unterschiedliche Resonanz erweckt auch der Umstand vermehrter arabischer Schriftzeichen an Geschäften und Restaurants. Was manche als Weltläufigkeit interpretieren, ruft bei anderen Überfremdungsangst hervor.

Die Stadtverwaltung vertritt in einer aktuellen Stellungnahme zum Thema den Standpunkt, dass es einer speziellen Anlaufstelle nicht bedarf. Tourismus- und Congress GmbH und das Internetangebot der Stadt böten bereits einen umfassenden Service. Gleichwohl gelte es, die Gastpatienten noch stärker auf die vorhandenen Angebote aufmerksam zu machen. Zu diesem Zweck sieht die Stadtverwaltung Gesprächsrunden mit allen Beteiligten als sinnvoll an, um eine gemeinsame Handreichung zu erarbeiten. Eine isolierte Betrachtung für einen einzelnen Stadtbezirk reichte dabei aber nicht aus. Dazu Simone Stein-Lücke: "Wirtschaft ist Wirtschaft, und Verwaltung ist Verwaltung."

Über Zweckentfremdungssatzung wird neu abgestimmt

Nicht zuletzt auf einen einstimmigen Appell der Bad Godesberger Bezirksvertretung hatte der Stadtrat bereits im Mai die Änderung der Zweckentfremdungssatzung beschlossen. Mit der Novellierung bestimmter Passagen soll der Verwaltung eine Handhabung gegen das "wucherische Kurzzeit-Vermieten" von Wohnungen und Ferienwohnungen gegeben werden. Allerdings wies der Beschluss einen Formfehler auf, weil die öffentliche Bekanntmachung nicht fristgerecht erfolgte. Deshalb stimmt der Stadtrat in seiner Sitzung heute Abend erneut ab.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort