Bad Godesberg Stadtmarketing Andreas Lüderitz soll übernehmen

BAD GODESBERG · Zehn Jahre sind genug - neue Impulse müssen her, neue Wege müssen eingeschlagen werden. Das dachte sich Brigitte Grüll. Und handelte. Die 59-Jährige wird noch bis Juni 2014 die Geschicke von Stadtmarketing leiten. Danach tritt sie ins hintere Glied zurück und macht den Platz für ihren Nachfolger frei.

 Vor dem Pavillon von Godesberg Stadtmarketing: Vorsitzende Brigitte Grüll und ihr möglicher Nachfolger Andreas Lüderitz.

Vor dem Pavillon von Godesberg Stadtmarketing: Vorsitzende Brigitte Grüll und ihr möglicher Nachfolger Andreas Lüderitz.

Foto: Ronald Friese

Der ist zwar noch nicht endgültig gefunden, ein aussichtsreicher Kandidat aber steht bereits fest: Andreas Lüderitz. Ein Jahr lang begleitet der 48-Jährige Grüll bei ihrer Arbeit, schaut ihr über die Schulter, bringt sich ein. Das hat der Vorstand des Vereins abgesegnet. Im Juni, bei der Hauptversammlung, sind dann die Stadtmarketing-Mitglieder gefragt. Wenn deren Votum positiv ausfällt, ist Lüderitz der neue Mann an der Vereinsspitze.

Am 1. Juli 2002 wurde Stadtmarketing gegründet. Der Verein ging aus der damaligen Werbegemeinschaft und Citymarketing hervor. Grüll war von Anfang an im Vorstand dabei, erst als Schatzmeisterin, seit 2004 als Vorsitzende. Doch bald ist Schluss.

Das hänge zum einen mit ihrem Jahrgang zusammen - sie ist dann 60 Jahre alt - zum anderen "muss man wissen, wann die Zeit ist, ein Kind loszulassen, das laufen gelernt hat und ganz gut auf eigenen Beinen steht", sagt Grüll.

Es gehe darum, die Geschicke in jüngere Hände zu legen, "ab einem gewissen Punkt kann man das Projekt erhalten, aber nicht mehr weiter nach vorne bringen. Und das hat Bad Godesberg nötig." Sie sei stolz auf das, was das Team, was der Verein geleistet habe. Man habe gut gewirtschaftet und es gebe keine Altlasten. Allerdings könne sich niemand davon frei machen, dass er nach einer gewissen Zeit stets altbekannte Wege gehe. Frei nach dem Motto "das war schon immer so".

Hier kommt Andreas Lüderitz ins Spiel. Der 48-Jährige hat schon etwas Einblick erhalten. Was er gesehen hat, gefällt ihm. "Normalerweise werde ich zu Projekten gerufen, die sanierungsbedürftig sind. Es ist eine neue Erfahrung, zu einem gesunden Haus zu kommen, das übernommen und weitergeführt werden soll", sagt der Berater, der im Bereich Marketing und Kommunikation tätig ist - Schwerpunkt Kulturmanagement.

So ist er Teil des Villa-Friede-Projekts. Seit zwei Jahren lebt er in Bad Godesberg. In Plittersdorf, um genau zu sein. "Ich habe hier meine Heimat gefunden", sagt der gebürtige Rösrather, der unter anderem in Kiel und den USA gelebt hat. Wohl auch ein Grund dafür, dass er sich gerne engagieren möchte - und es schon getan hat. So war er zum Beispiel einige Zeit im hiesigen Lions-Club aktiv. "Ich finde Godesberg ist eine Herausforderung."

Es sei eine Stadt, die eine tolle Geschichte und viel Potenzial habe. Er aber spüre, "dass die Godesberger nach und nach ihr Selbstbewusstsein verlieren - das ist schade und nicht nötig". Natürlich sehe er auch die Probleme, wolle nichts beschönigen, aber man müsse die Möglichkeiten sehen. Und dürfe sich nicht unterbuttern lassen. "Die Stadt Bonn blockiert und demontiert Bad Godesberg. Das sieht man an vielen Ecken."

So werde zum Beispiel die Bezirksverwaltung und ihre Verbindungen zu engagierten Bürgern und Vereinen untergraben. "Das Engagement ist so wichtig, und es wird immer schwieriger, wenn die Grundlage entzogen wird." Er werde weiter forcieren, dass sich nicht nur die Geschäftsleute, sondern auch die Bürger bei Stadtmarketing einbringen.

Denn: "Bad Godesberg ist das Aushängeschild der Stadt Bonn." Auch vor dem Hintergrund der zwei Welten, des Aufeinanderprallens von Kulturen, das er durchaus sehe. Man dürfe aber auf jeden Fall nicht vergessen, dass "Multikulti" generell etwas Gutes sei. Allerdings brauche man Kommunikation, "und die fehlt". Generell reizen ihn Themen "die zum Miteinander der Menschen führen".

Dafür wird er nicht alleine stehen. Drei weitere Vorstandsmitglieder, die noch gesucht werden, werden mit dabei sein, "falls ich gewählt werde", betont der zweifache Vater. Wenn dem so ist, bleibt vermutlich nicht mehr so viel Zeit für seine Hobbys. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin konsumiere er Kunst.

"Wir sind viel unterwegs in den Rhein-Ruhr-Metropolen, schauen uns Konzerte und Ausstellungen an." Im Sommer stehen außerdem ausgedehnte Radtouren auf dem Programm. Weg möchte Andreas Lüderitz aus Bad Godesberg wohl nicht mehr. "Die Stadt ist einfach schön und liegt in einem unglaublichen Gebiet. Es gibt das Siebengebirge, den Rodderberg. Es ist ein Geschenk, hier wohnen zu können."

Und was wird ab Juni aus Brigitte Grüll? Sie werde ihre Arbeit "auf jeden Fall vermissen". Zunächst aber wird dafür nicht viel Zeit bleiben. Als erstes steht im kommenden Jahr eine Reise auf dem Programm, außerdem will sie sich weiter "einsetzen und etwas bewegen". Das würde sie auch im hinteren Glied gerne weiter bei Stadtmarketing tun, "wenn es gewünscht ist".

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