Jubiläen Als im Markusstift noch operiert wurde

BAD GODESBERG · Einst Kranken-, heute Seniorenwohnhaus: Die Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft lädt für Samstag, 27. September, zu zwei Jubiläen ein.

 Diese alte Ansicht zeigt das Stift, als es noch ein Krankenhaus war.

Diese alte Ansicht zeigt das Stift, als es noch ein Krankenhaus war.

Foto: HEIMAT- UND GESCHICHTSVEREIN

Ein Traditionshaus an der Ecke Burgstraße / Pfarrer-Minartz-Straße feiert am morgigen Samstag ab 15 Uhr mit einem Fest für Alt und Jung ein Doppeljubiläum: 135 Jahre ist es her, dass hier vis-à-vis der Kirche St. Marien das St. Markusstift erbaut wurde. Und vor nun genau 25 Jahren machte die Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft (CBT) dieses langjährige Krankenhaus zum Wohnhaus St. Markusstift. Heute leben hier 70 Senioren in nachbarlicher Gemeinschaft.

Pfarrer Theodor Minartz war es, der mit der Berufung der Ordensschwestern der "Armen Dienstmägde Jesu Christi", der "Dernbacher Schwestern", den Grundstein zum Markuskrankenhaus legte. Schon vor 135 Jahren wurden hier Kranke behandelt und gepflegt sowie Kurgäste aufgenommen, berichtet Kathrin Wild-Flock vom CBT-Haus.

Schnell wurde das Haus zu klein und bereits 1892 durch großzügige Bürgerspenden ein Neubau ermöglicht. Eingeweiht wurde er von Dechant Hermann-Josef Winter, der für mehr als 40 Jahre die Geschicke des Spitals leitete. Auch die weitere Historie liest sich spannend: Lazarett im Ersten Weltkrieg, zehn Jahre Ort der Volksspeisung für 400 arme Bürger. Zwischenzeitlich kaufte der Dechant die ihn störende Eckkneipe "Gambrinus" auf, um sie verschwinden zu lassen: Die Biertrinker sollen so laut gefeiert haben, dass die Kranken nicht schlafen konnten.

Im Zweiten Weltkrieg drohte dem Krankenhaus die Aufgabe. Schwestern und Patienten harrten wochenlang im Keller aus. Danach wurde das Haus mehrfach erweitert, bis 1984 der ökonomische Druck eine Schließung unabwendbar machte. Die Caritas- Betriebsführungsgesellschaft (CBT) übernahm das Haus von der Pfarrgemeinde und eröffnete 1989 nach umfangreichen Umbauten ein Wohnen mit Service für Menschen ab 60 Jahren in 51 von der Stadt geförderten Wohnungen.

Eine Erweiterung um 13 frei finanzierte Wohnungen erfolgte 1997. Gefördert durch das Projekt der Deutschen Fernsehlotterie "Lebendige Nachbarschaft Godesberg-Mitte", ist das Wohnhaus zu Füßen der Godesburg zu einer festen Größe für Menschen aus dem Quartier geworden. Man trifft sich zum Kaffeenachmittag, zu Ausflügen, zu Festen, Lesungen und Sportkursen. Das Markusstift ist also auch in diesem Sinne ein "Godesberger Haus" geblieben.

Geschäftsleiterin Susanne Littfinski lädt nun für Samstag zum Besinnen auf die lange Geschichte ein. Und über die können am besten Zeitzeugen wie der Fotograf Günter Klein erzählen, der eine Bilderausstellung und sein Buch "Damals vor langer Zeit" präsentiert. Der "Paparazzo von Bad Godesberg" wuchs im ans Spital angrenzenden "Knolleveedel" auf, das ja in der siebziger Jahren der Bausünde Altstadtcenter weichen musste. Mit seiner Burgschul-Klasse ging es regelmäßig in die Markusstifts-Kapelle zum Schulgottesdienst. Nach einem Fahrradunfall lag Klein-Günter auch selbst mit Gehirnerschütterung im Krankenhaus. "Junge, ganz ruhig liegen, dann kommst du auch bald wieder raus", hätten die netten Stiftsschwestern ihn getröstet.

Klein weiß auch noch, dass er mit seiner Tante, die in einem der zum Markusstift gehörenden Altenzimmer wohnte, liebend gerne zum Eisessen in die Burgstraße ging: Die freundliche Betreuerin der alten Dame hatte ihm dafür Geld zugesteckt.

Und Klein erzählt mit Freude eine Anekdote, die er dem inzwischen verstorbenen Freund Nikolaus Düren verdankt: Da sollen doch zwei vom Stift Beauftragte eines Tages eine Leiche zum Burgfriedhof bringen, kamen aber oben an der steilen Winterstraße ohne Leiche im Handkarren an - die Bierchen, die sich die beiden noch in der Burgstraßenkneipe gegönnt hatten, waren wohl nicht folgenlos geblieben.

Fest von damals bis heute

Für Samstag, 27. September, laden das CBT-Haus, das FamilienzentrumBurgviertel und die Pfarrgemeinde St. Marien und St. Servatius inder Pfarrer-Minartz-Straße 11 zu einem „Fest von damals bis heute“mit vielen Spiel- und Essgelegenheiten ein.

Um 15 Uhr findet dieBegrüßung statt. Danach gibt es Musik und Tanz mit der Big Band desAmos-Comenius-Gymnasiums und der Kölner Jugendband Soundbomb, eineTanzrevue mit den Holly Hoppers sowie Hausführungen. Um 18.30 wirdeine Heilige Messe gefeiert.

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