Bad Godesberger Stadthalle 150 Liebhaber boten bei der Steiff-Auktion mit

BAD GODESBERG · Da, wo seit 133 Jahren die Stofftiere mit dem berühmten Knopf im Ohr hergestellt werden, muss es Anfang der 80er Jahre einen sehr beliebten Buchhalter gegeben haben. Rudolf war sein Name. Das weiß jedes Kind, weil der Mann zu seinem 40. Geburtstag ein besonderes Präsent von seinem Brötchengeber bekam, den Steiff-Werken im süddeutschen Giengen an der Brenz.

 Ein langes Hundeleben: Den Plüsch-Vierbeiner namens Rattler stellte Steiff in den Jahren 1936 bis 1940 her.

Ein langes Hundeleben: Den Plüsch-Vierbeiner namens Rattler stellte Steiff in den Jahren 1936 bis 1940 her.

Foto: Axel Vogel

Als Buchhalterbär "Rudolf" hat die Firma den Mitarbeiter in Plüsch verewigt. Markenzeichen: grauer Maßanzug aus Filz, Brille, Telefon auf Rollen und eine Pappschachtel voll mit Mahnungen.

Raritäten wie der Buchhalterbär fanden sich am Samstag zuhauf auf der Steiff-Auktion in der Bad Godesberger Stadthalle. Der Wachtberger Auktionator Carsten Esser brachte rund 400 Stofftiere und Bären, vornehmlich aus dem Hause "Steiff" unter den Hammer. Von Spinne "Spidy" aus den 60er Jahren über einen lebensgroßen Irish Setter aus den 70er Jahren bis hin zu historischen Raritäten aus der Zeit vor 1945.

Der Name "Steiff" hat unverändert Klang in der Spielzeugwelt. Viele Sammler hatte Veranstalter Esser unter den rund 150 Auktionsteilnehmern ausgemacht. Die waren nicht nur aus ganz Deutschland angereist, sondern auch aus dem Ausland, zum Beispiel aus den Niederlanden. Esser erklärt das Interesse auch damit, dass sein Wachtberger Unternehmen weltweit das einzige Auktionshaus für wertvolle Stofftiere und Teddybären sei: "Rund 15 000 Namen umfasst unsere Kundendatei", führte der Wachtberger aus, den die Begeisterung für Steiff-Tiere bereits in jungen Jahren gepackt hatte.

Seit zwei Jahren bietet auch Ute Schmidt bei den Auktionen in Bad Godesberg mit. Die Duisburgerin war zusammen mit ihrem Mann Peter nach Bad Godesberg gekommen, in der Hoffnung, passende Stücke für ihre Sammlung zu finden. Schließlich ist im Hause Schmidt das Esszimmer alleine für rund 500 Steiff-Produkte reserviert. "Die Kinder sind aus dem Haus und das ist jetzt eben unser großes Hobby", sagte Ute Schmidt, die vor rund 30 Jahren mit dem Sammeln begonnen hatte.

Während sie speziell auf der Suche nach Bären war, hielt ihr Mann Peter Ausschau nach Fledermäusen, Küken und Puppen. Gegen 16 Uhr war die Sammlerin bereits mehr als zufrieden: Ein Dutzend Neuerwerbungen wartete auf die gemeinsame Rückkreise nach Duisburg.

Nicht mitbieten, sondern einfach nur mal Steiff-Luft schnuppern wollte die 74 Jahre alte Bad Godesbergerin Edith Sülzen: "Als Kriegskind konnte ich zunächst nur von Stofftieren träumen." Bis zum Jahr 1956 dauerte es, bis sie endlich ihren ersten eigenen Minibären bekam: "Mein Mann hatte ihn mir geschenkt, weil ich in meinem Mantel so ähnlich wie ein Teddy aussah."

Ihren Bären, der sonst zu Hause in einer Silberschale einen Ehrenplatz besitzt, hatte Edith Sülzen zur Auktion mitgebracht. Was sie allerdings umtreibt: "Wer hält das Stofftier in Ehren, wenn ich nicht mehr lebe?" Auf ihren Sohn setzt sie dabei keine allzu großen Hoffnungen: "Der hortet all seine Steiff-Tiere verpackt im Keller und rückt sie selbst für die eigenen Kinder nicht raus."

Dass die Begehrlichkeiten oft groß sind, war auch im weiteren Verlauf der Aktion zu erleben: Am späten Nachmittag kamen nämlich die historischen Raritäten, Objekte aus der Zeit vor 1945, unter den Hammer. Den Höchstpreis erzielte dabei die französische Bulldogge "Bully" auf dem Kissen, die Ende der 20er Jahre hergestellt worden war.

Mit 400 Euro angesetzt, wechselte das Stück laut Auktionator Esser für 700 Euro den Besitzer. Aber auch das absolute Liebhaberstück, Buchhalterbär Rudolf, blieb nicht im Regal zurück: Bei 510 Euro gab es den Zuschlag. Esser freute das besonders: "Der Bär zeigt, wie viel Herzblut die Firma Steiff selbst für ihre Mitarbeiter investiert hat."

Info: Weitere Infos zu den Auktionen unter www.teddydorado.de

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