Vorbereitung auf Blitzmarathon am 18. September Kinder sagen, wo kontrolliert werden soll

Bonn · Sie sind schwarz-weiß, zeigen den Fotografierten im Porträt - und sind nie ganz scharf: Radarfallen-Bilder. In der Regel freut der Adressat sich nicht über diese Bilder, ziehen sie doch je nach Verstoß unangenehme Konsequenzen nach sich.

 Mit dem Rad durch die Radarfalle: Dominik testet die vor der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule aufgebaute Messstation.

Mit dem Rad durch die Radarfalle: Dominik testet die vor der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule aufgebaute Messstation.

Foto: Ronald Friese

Ganz anders war das Montagvormittag bei Dominik Voos. Der Elfjährige stand in der geöffneten Schiebetür eines blauen Mercedes-Vans der Bonner Polizei, an seiner Seite Reiner Müller. "Schau, das da auf dem Foto bist du!", erklärt der Polizeihauptkommissar und zeigt auf einem Touchscreen-Bildschirm ein Foto.

Nicht ganz ohne Stolz blickt Dominik auf sein erstes "Blitzer-Foto" und bewertet es als "ziemlich cool". Zuvor war der Sechstklässler der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule (ESG) mit seinem Fahrrad auf einem Teilstück der Germanenstraße in eine Radarfalle geraten - diese war zu Vorführungszwecken dort aufgebaut worden.

Wenn die Bonner Polizei sich am Donnerstag, 18. September, am zweiten bundesweiten Blitzmarathon beteiligt, werden Dominik und seine Klassenkameraden aus der 6f an einer Messstelle in der Nähe ihrer Schule den Polizeibeamten über die Schulter schauen können. Weil beim zweiten bundesweiten Blitzmarathon die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen im Fokus stehen wird, wendet sich die Bonner Polizei in den nächsten Tagen an mehrere Tausend Schüler von insgesamt fünf Schulen im Zuständigkeitsbereich der Behörde.

Die Auftaktveranstaltung, an der auch die Verkehrswacht Bonn beteiligt war, fand dazu gestern an der ESG mit den Mädchen und Jungen der Klassen 6f und 7e statt. "Wir wollen, dass uns Kinder und Jugendliche aus ihrer Sicht Gefahrenpunkte auf den von ihnen genutzten Straßen melden - dabei soll es sich nicht nur auf den Schulweg beschränken", erklärte Polizeioberrat Alberto Coppola, Leiter der Direktion Verkehr der Bonner Polizei.

Den Mädchen und Jungen wurden dazu vorher Fragebögen ausgehändigt, auf denen sie Gefahrenstellen benennen konnten. "Die genannten Stellen werten wir aus und lassen sie in die Messstellen-Planungen für den Blitzmarathon einfließen", erläuterte Coppola.

Sein Kollege, der Verkehrssicherheitsberater Erich Klaus, machte deutlich, dass Kinder Raser ganz anders sehen. "Sie können Geschwindigkeiten nicht richtig einschätzen, und wegen ihrer Körpergröße sind sie nicht gut sichtbar - daher müssen die Kinder sensibilisiert werden." ESG-Schulleiterin Andrea Frings begrüßt das Projekt: "Ich finde, dies ist eine ganz tolle Aktion der Polizei, schließlich sind es die Kinder, die im Straßenverkehr am gefährdetsten sind."

Bundesweite Kontrollen

Beim zweiten bundesweiten Blitzmarathon am Donnerstag, 18. September, finden ab sechs Uhr morgens 24 Stunden lang zahlreiche Kontrollen statt. Wie der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Ralf Jäger, gestern in Aachen ankündigte, steht die Aktion unter dem Motto "Respekt vor Leben - Ich bin dabei". Jeder dritte Verkehrstote sei Opfer von zu hohem Tempo.

"Geschwindigkeit ist bundesweit der Killer Nummer eins", sagte Jäger. Sein NRW-Innenministerium hat die Federführung der Aktionen übernommen. In Nordrhein-Westfalen dürfen Kinder und Jugendliche Standorte für die Kontrollen vorschlagen. "Kinder können sagen, wo sie sich vor Rasern fürchten", sagte Jäger. Autofahrern solle bewusst werden, dass Kinder nicht nur in Tempo-30-Zonen spielen und sich oft unvorhersehbar verhalten. Die Blitz-Standorte sollen vorab bekanntgegeben werden.

Bei der Premiere des Blitzmarathons im vergangenen Oktober waren rund 83.000 Temposünder erwischt worden. Die Gewerkschaft der Polizei hält Tempo 30 grundsätzlich in Städten und Ortschaften für richtig, schließt aber Hauptverkehrsstraßen davon aus.

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