Vorbereitung für Karneval Godesberger Kappen stehen hoch im Kurs

Villenviertel · Für sie ist wirklich das ganze Jahr über Karneval - die alteingesessene Godesberger Familie Karbach. Ohne ihr Traditionsunternehmen, das in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden ist, würden fast alle Narren in der Region ohne Kappe herumlaufen. Kaum vorstellbar, rheinischer Karneval ohne jecke Mütze.

 Wissen genau, was der Jeck so trägt: (von links) Ingrid Duvenbeck, Daniel Karbach und Dorothea Karbach.

Wissen genau, was der Jeck so trägt: (von links) Ingrid Duvenbeck, Daniel Karbach und Dorothea Karbach.

Foto: Ronald Friese

Pro Jahr werden in den etwa 90 Quadratmeter großen Geschäftsräumen in dem hübschen Gründerzeithaus an der Rüngsdorfer Straße etwa 1500 bis 2000 Kappen produziert, sagt Juniorchef Daniel Karbach.

Gemeinsam mit seiner Mutter Dorothea und seiner Tante Ingrid Duvenbeck sowie einer Handvoll Mitarbeiter werden hier auch Firmenlogos, Vereinswappen und Textilstickereien hergestellt. "Aber unser Hauptprodukt sind ganz klar die Karnevalsmützen", sagt Daniel Karbach.

"Daniel hat sich das Sticken schon als kleiner Junge beigebracht", sagt Mutter Dorothea. "Es ist allerdings ein aussterbender Beruf", so der Juniorchef. Mit Beruf meint er die Kombination aus Sticker, Hutmacher und Schneider.

Echte Handarbeit eben, unter Zuhilfenahme teils sehr alter Maschinen wie beispielsweise der sogenannten Freiarmmaschine, die in der Werkstatt steht. Und wenn die Stickmaschine, die mehr als 60 Jahre alt ist, mal kaputt ist? "Kein Problem", sagt Karbach. "Da haben wir noch einige von."

Die Stickmaschinen, die per Hand geführt werden, sind unverzichtbar für die Stickereien und Ornamente. Die computergesteuerten Maschinen dienen unter anderem der Produktion von Logos und Schriftzügen. "Um mit der Computerstickmaschine ein Logo sticken zu können, muss das vom Kunden angelieferte Muster mit einer speziellen Software nachgezeichnet werden. Dieser Vorgang ist sehr aufwendig. Es werden oft mehrere Stunden benötigt", sagt Daniel Karbach.

1913 gründete Franz Karbach den Handwerksbetrieb unter dem Namen "Rheinische Fahnenfabrik Franz Karbach" an der Burgstraße. Im Vordergrund stand zunächst die Herstellung von gestickten Fahnen, Flaggen und Wappen aller Art. Außerdem beschäftigte man sich mit dem Vertrieb von Papierdekorationen, Pokalen und Emblemen.

In den 20er und 30er Jahren waren in der firmeneigenen Werkstatt bis zu 25 Stickerinnen tätig. Firmengründer Franz Karbach starb 1935. Seine Ehefrau leitete den Betrieb mit Unterbrechungen während des Zweiten Weltkrieges bis ins Jahr 1948.

"Im Zuge der Altstadtsanierung mussten wir zu Beginn der 70er Jahre umziehen", erinnert sich Ingrid Duvenbeck. Dann führten die Söhne Johannes und Willi Karbach mit Mutter Karbach die Stickerei, erweiterten das Produktionsprogramm um Plissee und die Herstellung von Karnevals- und Prinzenmützen.

Daniel Karbach markiert nun die vierte Generation. Und die führt einen ziemlich einmaligen Betrieb, mit wachsenden Umsätzen. "Im Zuge des Internets ist das alles noch mehr geworden", sagt Karbach. Denn nicht nur in Godesberg und Bonn, wo etwa 90 Prozent aller Narrenkappen aus dem Hause Karbach stammen, ist man geschäftlich unterwegs. Auch für Vereine aus Köln und Düsseldorf sowie dem benachbarten Ausland sind Karbachs der erste Ansprechpartner, wenn es um hochwertige Karnevalsmützen geht.

Die heiße Produktionsphase läuft etwa bis zum 11.11. - dann folgt noch einmal Hochbetrieb "bis etwa drei Wochen vor Weiberfastnacht", wie Dorothea Karbach berichtet. "Und viele kommen dann noch auf den letzten Drücker", ergänzt Sohn Daniel.

Übrigens: Bei den Karbachs ist niemand in einem Karnevalsverein. "Mützen machen und Karneval feiern sind zwei verschiedene Dinge", meint Dorothea Karbach. "Aber es ist schon schön, seine eigenen Mützen auf dem Karnevalszug zu sehen." Und feiern? "Dazu haben wir gar keine Zeit", sagt Ingrid Duvenbeck.

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