Süßwarenhersteller aus Bonn Haribo schafft noch mehr Platz

BAD GODESBERG · Was hat der Süßwarenhersteller Haribo mit seinen Liegenschaften im Bad Godesberger Norden vor? Diese Frage treibt derzeit Anwohner der umliegenden Straßen und andere interessierte Bürger um.

Anlass für allerlei Mutmaßungen bietet ein aktueller Bürgerbrief, mit dem das Unternehmen weitere Abrissarbeiten in Aussicht stellt. Was danach aus den Flächen werden soll, lässt die Firma auch auf Nachfrage im Unklaren.

Es geht um das rund 15.000 Quadratmeter große Firmengelände, das zu Füßen der Godesburg zwischen Friesdorfer, Weißenburg- und Truchseßstraße liegt. Haribo hat dort schon vor drei Jahren eine ganze Zeile der historischen Fabrikhallen abgerissen. Nun, so lässt sich der Brief an die Nachbarschaft interpretieren, sollen offenbar die restlichen Gebäude an die Reihe kommen.

Es sei geplant, so heißt es in dem Schreiben, "den letzten Teil des traditionsreichen Standorts in naher Zukunft zurückzubauen, um das Gelände für eine neue Nutzung vorzubereiten". Im Folgenden geht es dann um mögliche Belästigungen durch Lärm und Staub sowie die Einsatzzeiten der Baumaschinen. Zudem werden die Anwohner im Stile einer Umfrage befragt, ob sie dafür sind, dass die Abbrucharbeiten in möglichst kurzer Zeit erledigt werden, auch wenn dies eine Erhöhung der Belastung an den verbleibenden Tagen mit sich brächte.

Keine Antwort des Unternehmens

Auf die konkrete Antwort auf die Frage dieser Zeitung, wie viele Gebäude abgerissen und welche erhalten werden, verzichtet das Unternehmen derzeit ebenso wie auf die eigentlich wichtigste Information, nämlich welche Pläne sie für das Filetgrundstück inmitten der Stadt eigentlich hegt. "Über die zukünftige Nutzung des Geländes informieren wir die Anwohner sobald wie möglich", ist der einzige Satz, der einem Sprecher des Unternehmens derzeit dazu zu entlocken ist.

Über das Firmengelände in Bad Godesberg hat Haribo vor einiger Zeit zumindest mit der Stadtverwaltung gesprochen. Diese zeigte dem Unternehmen die Möglichkeiten auf, die es unter den gegebenen rechtlichen Bedingungen auf dem Areal gibt: "Die bestehenden Bebauungspläne sehen für den nördlichen Teil Gewerbegebiet und für den südlichen Teil Mischgebiet vor", erklärt Marc Hoffmann vom städtischen Presseamt. Beide Bebauungspläne schlössen den "großflächigen zentrenrelevanten Einzelhandel" aus".

Der Bau von Wohnhäusern wäre somit zumindest im Mischgebiet grundsätzlich möglich. Hoffmann: "Für das Gewerbegebiet sind im geltenden Bebauungsplan weitere Regelungen zur zulässigen gewerblichen Nutzung getroffen worden, mit denen die umliegende Wohnbebauung vor unzumutbaren Beeinträchtigungen geschützt werden soll".

Anfragen von CDU und BBB

Unterdessen haben sowohl die CDU als auch der Bürger Bund Bonn (BBB) Anfragen auf den Weg gebracht, mittels derer die Zukunftspläne von Haribo in der Augustsitzung der Bad Godesberger Bezirksvertretung thematisiert werden sollen. Wie CDU-Fraktionschef Philipp Lerch hervorhebt, kann sich seine Fraktion das Haribo-Areal gut als Standort für die örtliche mittelständische Wirtschaft vorstellen.

Einen Abrissantrag hat die Firma Haribo bei der Stadtverwaltung gestellt, die Genehmigung harrt laut Hoffmann jedoch einiger Unterlagen, welche das Unternehmen noch beibringen muss. Der umfassende Teilabriss vor drei Jahren hatte zumindest ein politisches Nachspiel gehabt, weil sich Teile der Kommunalpolitik von der Aktion überrumpelt fühlten. Dort war der "Rückbau" nie thematisiert worden. Weil die Untere Denkmalbehörde zumindest eine der entfernten Hallen als erhaltenswert einstufte, setzte die Stadt Bonn ein Bußgeldverfahren gegen Haribo in Gang.

Keine Freunde machte sich der Süßwarenhersteller im vergangenen Herbst mit dem Abriss der Hans-Riegel-Badmintonhalle am Stammsitz der Firma in Kessenich, die entgegen ursprünglich anderslautender Stellungnahmen urplötzlich doch niedergelegt wurde.

Eine gute Nachricht gibt es indes für die Kunden: Der Fabrikverkauf von Haribo an der Friesdorfer Straße, so ein Sprecher, bleibt bestehen.

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