Der Friesdorfer Joseph Roth Er starb für seine Überzeugung

FRIESDORF · Joseph Roth ist für seine religiöse und politische Überzeugung gestorben. Am 22. Januar 1945 starb der Friesdorfer Volksschullehrer und erste Vorsitzende der Zentrumspartei Bad Godesberg an den Folgen der Haft im KZ Buchenwald. Für seinen Mut und seinen Widerstand gegen das Nazi-Regime erklärte die katholische Kirche Roth 2000 zum Märtyrer.

 Familienbild: Joseph Roth (hinten, dritter von links) mit seinen Eltern und den sechs Geschwistern.

Familienbild: Joseph Roth (hinten, dritter von links) mit seinen Eltern und den sechs Geschwistern.

Foto: GA

Nun möchte seine Familie um Enkel Josef Roth erreichen, dass der gebürtige Kölner - genau wie Zentrumspolitiker Otto Gerig - seliggesprochen wird.

Joseph Roth wurde am Mittwoch vor 117 Jahren, am 30. Januar 1896, in Köln geboren. Sein Vater war der Kirchenmaler Wilhelm Roth, der unter anderem die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Friesdorfer Kirche verschönert hat. Roth hatte vier Brüder und zwei Schwestern - und fiel in Sachen Berufswahl aus der brüderlichen Reihe. "Sie wurden fast alle Priester, bis auf meinen Großvater", so Josef Roth, der an einer Biografie über seinen Ahnherrn schreibt. Nichtsdestotrotz war er der Kirche stets treu: "Er war sehr gläubig und ein großer Marienverehrer."

Beruflich schlug Roth dennoch einen anderen Weg ein. Er absolvierte eine Ausbildung als Volksschullehrer in Euskirchen. "Dort wurde er bei Gastfamilien untergebracht", erzählt sein Enkel. Die unbeschwerte Zeit endete 1914: Roth wurde eingezogen, kämpfte bis 1917 im Ersten Weltkrieg, bekam das Eiserne Kreuz. Verwundet aus dem Militärdienst entlassen, schloss er seine Ausbildung ab. Nach verschiedenen Stationen bekam er 1927 eine Anstellung an der Bad Godesberger Burgschule.

Mittlerweile war er nicht mehr allein: 1924 hatte er die Friesdorferin und Bauunternehmertochter Katharina Paffenholz geheiratet, mit der er drei Kinder bekam. Dass er auch politisch tätig wurde, lag auf der Hand: Schon sein Vater war Mitglied der Zentrumspartei, Joseph Roth folgte ihm und wurde 1931 zum ersten Vorsitzenden gewählt. 1933 wurde er Vollmitglied im Kreistag Bonn-Land. Seit 1924 arbeitete er als Schriftleiter der Parteizeitung. "In den Artikeln griff er immer wieder die Nazis an", sagt Josef Roth. Womöglich war auch das ein Grund dafür, dass er 1933 nicht ganz freiwillig vom Schuldienst "beurlaubt und einen Tag in Schutzhaft gesteckt wurde".

Zwar durfte er schließlich wieder arbeiten, wurde aber an die kleinere Friesdorfer Volksschule zwangsversetzt. Seine politischen Ämter aber musste er aufgeben. 1939 eingezogen, war er 1940 bis 1944 wieder als Lehrer tätig, "aus akutem Lehrermangel". Da sei es auch egal gewesen, dass sein Großvater nicht ins Raster gepasst habe. Unter Beobachtung aber blieb er dennoch. Und so kam es, dass er nach dem gescheiterten Attentatsversuch auf Adolf Hitler am 22. August 1944 im Zuge der Aktion Gewitter verhaftet wurde.

Zunächst kam er mit anderen Politiker wie Konrad Adenauer ins Gestapo-Gefängnis in Bonn. Von dort aus ging es ins Kölner EL-DE Gestapo-Haus und dann ins Arbeitserziehungslager in Deutz. Von dort aus wurde er am 16. September 1944 ins KZ Buchenwald deportiert. Dort bekam er die Nummer 81555.

"Sie hatte vorher dem Résistancekämpfer Victor Delplanque gehört", so sein Enkel. Am 28. Oktober wurde Roth entlassen - allerdings wurde ihm eine Benzinspritze injiziert. "Bei seinem Haftantritt wog er 120 Kilo, als er nach Hause kam, waren es noch 48." So zeichnete sich ab, dass er nicht mehr lange zu leben hatte: Am 22. Januar 1945 starb er an den Folgen der Injektion.

Ehrungen für Joseph Roth:
1950 wurde der Friesdorfer Dorfplatz in Joseph-Roth-Platz umbenannt. Nach Bürgerprotesten wurde das 1956 aufgehoben, allerdings wurde eine Straße nach ihm benannt, die noch heute seinen Namen trägt. Im Jahr 2000 ernannte Papst Johannes Paul II. Roth zum Märtyrer.

In der Wanderausstellung "Märtyrer des Erzbistums Köln aus der Zeit des Nationalsozialismus" ist ein Replikat der KZ-Nummer und eine Kurzbiografie Roths zu sehen. 2005 machte die Stadt seine Ruhestätte zum Ehrengrab. Am 26. Mai 2006 verlegte Gunter Demnig einen Stolperstein vor Roths Wohn- und Sterbehaus an der Annaberger Straße 74.

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