Godesberger Netzwerk soll helfen Laura Cremer bräuchte eine teure Delfintherapie

FRIESDORF · Laura Cremer ist seit ihrer Geburt stark behindert, bräuchte regelmäßig kostspielige, aber sehr wirksame Therapien - doch alleine kann Lauras Familie diese nicht stemmen. Mit Hilfe der Facebook-Gruppe "Du kommst aus Bad Godesberg, wenn..." sollen Spenden gesammelt werden.

So jedenfalls wünscht es sich Holger Liczner. Als Freund von Lauras Großvater kennt er das Schicksal der Familie, gleichzeitig ist Liczner Gründer der Godesberger Facebook-Gruppe, in der sich knapp 3400 soziale Netzwerker aus dem südlichen Bonn organisieren. "Du kommst aus Bad Godesberg, wenn du Laura hilfst" - unter diesem Motto startete Liczner Ende März einen Spendenaufruf. "Hier können wir unter Beweis stellen, dass Facebook ein soziales Netzwerk ist. Wenn jeder nur einen kleinen Beitrag leistet, können wir Laura helfen, ihren Weg ins Leben zu finden."

Beim Besuch bei Familie Cremer in Friesdorf ist Laura etwas schüchtern. Der Rücken der Mama dient als Versteck, als wir zum verabredeten GA-Termin zusammenkommen. Doch nach wenigen Minuten sitzen wir mit Laura und ihrem Bruder Niklas am Esstisch der Familie, lachen und scherzen - wie ganz normale Bekannte das so tun. Doch ganz normal ist die Situation nicht. Es braucht die Hilfe von Mutter Daniela und Vater Marcus, damit wir uns verständigen können.

Laura leidet seit ihrer Geburt an einer Entwicklungsstörung, besonders betroffen davon ist ihre Sprachfähigkeit. "Dabei interessiert sich Laura für genau dieselben Dinge, wie jedes 14-jährige Mädchen. Sie möchte einfach ein normales Leben führen", erklärt Daniela Cremer unter heftigem Kopfnicken der Tochter.

Um das, so gut es geht, zu ermöglichen, bündelt die Familie seit Jahren alle Kräfte und ihre finanziellen Ressourcen. Denn was Laura am meisten hilft, ist gleichzeitig auch ein teures Unterfangen: eine Delfintherapie. Knapp 12 000 Euro kosten zwei Wochen, in denen Laura durch den täglichen Kontakt "Selbstbewusstsein, Eigenständigkeit und Lebensfreude" vermittelt bekommt, wie die Mutter, eine gelernte Friseurin, berichtet.

Ihren Beruf kann Daniela nicht mehr ausüben, dafür braucht Lauras Betreuung zu viel Zeit, Vater Marcus arbeitet als Paketlieferant - viel Geld für die Therapie bleibt da am Ende des Monats nicht übrig. Dennoch konnte die Familie bereits zweimal durch private Rücklagen, Stiftungsgelder und Spenden mit Laura ins türkische Marmaris reisen. Dort werden, das ist der Familie wichtig, die Delfine artgerecht gehalten.

Als das Gespräch auf die Tiere zu sprechen kommt, wirkt Laura wie elektrisiert, ein Dauerlächeln steht in ihrem Gesicht. Nur ausdrücken kann sie nicht, was die Zeit mit den Tieren in ihr auslöst. Da muss die Mutter helfen. "Vor dem ersten Aufenthalt hat sie fast nie gesprochen, die Finger waren verkrampft, sie hat kaum gelacht. Schon nach der ersten Therapie war Laura ein ganz anderes Kind."

Dann redete sie wie ein Wasserfall mit ihren Freundinnen, die motorischen Fähigkeiten verbesserten sich soweit, dass sie das Klavier- und Geigenspiel erlernte. Nur: Dieser positive Effekt hält in der Regel nur zwei Jahre an. "Dann merkt man, wie sich die Fähigkeiten langsam zurückentwickeln", so Daniela Cremer.

Deshalb möchte die Familie nach drei Jahren Pause im kommenden Herbst gerne ein drittes Mal in die Türkei reisen. Bei mehreren Dutzend Stiftungen habe man bereits angefragt, bislang aber nur drei Zusagen erhalten - um die Therapie zu finanzieren, reicht das Geld noch lange nicht, es fehlen rund 5000 Euro.

Also ist Holger Liczner aktiv geworden. Bis Ostern gingen über 300 Euro auf das Spendenkonto für Laura ein. "Ziel ist es aber, die noch fehlenden knapp 5000 Euro zusammenzubekommen", blickt Liczner einigermaßen enttäuscht auf das Ergebnis. Anders die Familie, die "für jeden Spender dankbar ist". Und auch wenn eine baldige Therapie Laura helfen würde, wolle man nicht aufdringlich um Hilfe suchen. Marcus Cremer: "Wenn wir die Therapie bis zum Herbst nicht finanzieren können, versuchen wir es halt im neuen Jahr wieder." Bei diesen Worten verzieht Laura das Gesicht.

Eine Mitgliedschaft in der Facebook-Gruppe "Du kommst aus Bad Godesberg, wenn..." kann hier beantragt werden.

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