Gespräch über das Buch "Unheiliger Berg" Einblick in geknickte Seelen

BAD GODESBERG · Pfarrer Siegfried Eckert begrüßte die Zuhörer in der Friesdorfer Pauluskirche zu einem "sicher nicht einfachen Abend". Herausgeberin Ebba Hagenberg-Miliu stellt den Sammelband "Unheiliger Berg" über das Aloisiuskolleg (Ako) und die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals vor.

 Bei der Lesung in der Pauluskirche spricht Pfarrer Siegfried Eckert (links) mit Anselm Neft, Rudolf Jekel, Ebba Hagenberg-Miliu und Conny Schulte.

Bei der Lesung in der Pauluskirche spricht Pfarrer Siegfried Eckert (links) mit Anselm Neft, Rudolf Jekel, Ebba Hagenberg-Miliu und Conny Schulte.

Foto: Ronald Friese

Sie hatte dabei die Mitautoren Anselm Neft, Rudolf Jekel und Conny Schulte an ihrer Seite, die auch Passagen aus den Texten nicht namentlich genannter Betroffener lasen. "Was, wenn meine Seele nicht so früh geknickt worden wäre?", fragt sich einer.

Insgesamt haben sich 13 ehemalige Schüler "in einem aufreibenden Schreibprozess ihren Gespenstern gestellt", berichtete die Herausgeberin. Sie hätte an diesem Abend gerne einen Vertreter des Kollegs zu Wort kommen lassen. Internatsleiter Christopher Haep, der auch einen wichtigen Teil zum Buch beigetragen habe, musste jedoch kurzfristig aus dringenden privaten Gründen absagen. Schulleiter Pater Johannes Siebner hatte einen auswärtigen Termin.

In Texten, aber auch in den Fragen des Publikums ging es oft um Wissen und Mitwissen sowie um das Problem, Unaussprechliches in Worte zu fassen. Der ehemalige Ako-Schüler Anselm Neft analysierte, warum eine "geschlossene Machtinsel" wie das Aloisiuskolleg zu einem "Biotop für Missbrauchstäter" werden konnte. Selbst als der Skandal öffentlich wurde, sei bagatellisiert worden. Der Kampf der Betroffenen sei außerdem als geldgieriges Gewinnstreben hingestellt worden. Erst die klare Aussage von Pater Siebner "Ich glaube den Betroffenen" brachte eine Wende.

"Das Buch ist wirklich ein Meilenstein, weil es in den Berichten der Betroffenen sehr deutlich aufzeigt, wie Missbrauch und seine Täterstruktur funktioniert", sagte Conny Schulte, die seit 22 Jahren in der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt in Bonn arbeitet. Die Täter seien keine "Monster", sondern Personen, die große Anerkennung genießen.

Zwei aktuelle Ako-Schüler berichteten an dem Abend in der Pauluskirche, dass sie bedauernde Abschiedsbriefe an Pater Theo Schneider schreiben sollten, als der im Zuge des Skandals zurücktrat. "Wir wurden aufgefordert, keine Kommentare abzugeben, aber wir wussten nicht, was los ist."

Das Kollegium des Aloisiuskollegs setzt unterdessen die Aufarbeitung fort. Es hat bei Fortbildungstagen Ende März mit ehemaligen Schülern gesprochen, die von Missbrauch betroffen waren. Außerdem ging es um mögliche Erinnerungsorte, den Verhaltenskodex und die Aktualisierung des Präventionsleitfadens.

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