Wenig Verständnis für Fachkräftemangel aus der Politik Zwei Bäder am Wochenende zu

BAD GODESBERG · Das Sommerfest der Freibad Freunde Friesdorf fällt am Wochenende gleich mit ins Wasser. Allerdings nur wegen des Wetters. Der Förderverein hat die Veranstaltung angesichts schlechter Prognosen am Freitag um eine Woche auf Sonntag, 23. August, verschoben.

Am Samstag, bleibt das Friesi wegen "akutem Mangel an Fachkräften" ganztägig geschlossen. Das hatte das Presseamt der Stadt bereits Donnerstagnachmittag mitgeteilt (der GA berichtete). Morgen, Sonntag, ist das Panoramabad Rüngsdorf zu.

Heinz Karsten Abresch, erster Vorsitzender des Freundeskreises Panoramabad, hat wenig Verständnis für das Vorgehen der Stadt. "Die am Beckenrand stehen, sind meistens die Leute mit DLRG-Abzeichen. Die Fachkräfte sitzen im Büro", sagt er. In Sachen Verlässlichkeit kritisiert der Förderverein nicht nur die Öffnungszeiten.

Seit vier Wochen wartet er laut Abresch auf eine Antwort aus dem Sport- und Bäderamt, mit welcher Firma er neue Fitnessgeräte aufbauen kann. "Wir möchten dem Schwimmbad was schenken, aber niemand nimmt das Geschenk an", so der Vorsitzende, der sich nicht besonders willkommen fühlt, "weil wir unangenehme Dinge immer wieder ansprechen und publik machen". Der Förderverein hoffe, dass "durch den neuen Oberbürgermeister demnächst etwas passiert in der Bäderlandschaft".

Die Verwaltung könne zum Beispiel eine mobile Fachkraft einsetzten, die immer dann einspringe, wenn es wie an diesem Wochenende eine Lücke gebe. Bärbel Richter vom Vorstand der Freibad Freunde Friesdorf, die auch Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bonner Rat ist, sagte zu den kurzfristigen Schließungen: "Das Personal bei den Bädern muss anders aufgestellt werden. Man muss eine Verlässlichkeit herstellen für die Leute." Andererseits passe das Vorgehen zum System, dass "bei schlechtem Wetter zugemacht wird".

Einstellungsstopp und Wiederbesetzungssperre

Angesichts von Einstellungsstopp und zwölfmonatiger Wiederbesetzungssperre bei der mit 1,7 Milliarden Euro verschuldeten Stadt hatte Bäderamtschef Martin Herkt einen Einschichtbetrieb verfügt, um den Ratsbeschluss, alle Bäder offenzuhalten, umzusetzen. In Bad Godesberg reicht es an zwei Tagen auch dafür nicht, weil immer zwei städtische Fachkräfte anwesend sein müssen.

"Das ist alles andere als ein Vorgehen, das wir uns erhofft haben. So kann es nicht mehr weitergehen", sagte Sportausschuss-Mitglied Rolf Beu (Grüne) gestern dem GA. Die Verwaltung versuche, politische Beschlüsse ins Gegenteil zu verkehren. Beu glaubt, dass der Bäderamtschef durchaus Spielraum hätte, zum Beispiel durch Personal mit Werksverträgen. Auch die Zwei-Fachkräfte-Vorgabe des Bäderamtschefs hält er nicht für zwingend notwendig.

Auch der Sportausschussvorsitzende Christos Katzidis (CDU) findet, dass die Stadt mehr Rettungsschwimmer und Hilfskräfte einsetzen könnte. "Wir sind zurzeit in einer Umbruchphase und wollen sehen, dass wir das nächstes Jahr anders gestalten, vor allem längere Öffnungszeiten", sagte er. CDU, Grüne und FDP haben einen Antrag für den Sportausschuss am 1. September gestellt, damit die Verwaltung noch einmal darlegt, warum in den Bädern eine Doppelaufsicht notwendig ist und auf welcher Rechtsgrundlage.

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