Polizei gibt praktische Tipps Zivilcourage kann jeder

Lannesdorf · Ulrich Hansmann von der Bonner Polizei gab am Montag beim Quartiersmanagement Lannesdorf wichtige und praktische Tipps zum Umgang in Gefahrensituationen.

 Leicht gesagt, doch manchmal schwer getan: Für das friedliche Zusammenleben in der Gesellschaft kommt es auf Zivilcourage an.

Leicht gesagt, doch manchmal schwer getan: Für das friedliche Zusammenleben in der Gesellschaft kommt es auf Zivilcourage an.

Foto: picture alliance / dpa

Gewalt im Alltag – im öffentlichen Raum, in der Straßenbahn oder im Park – ist nicht erst seit dem Tod von Niklas P. ein wichtiges gesellschaftspolitisches Thema. Deshalb hatte das Quartiersmanagement Lannesdorf bereits vor vielen Wochen die Polizei zum Thema „Zivilcourage“ eingeladen.

Die aktuellen Beispiele in Godesberg und anderswo zeigten, so Hansmann, dass man schnell selbst in Gefahr kommen könne. Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit und Desinteresse am Schicksal des Nächsten seien hierzulande leider oft anzutreffen. Doch schon die Gesetzeslage zeige: „Wir sind alle verpflichtet, bei einer Straftat im Rahmen unserer Möglichkeiten einzugreifen. Jeder von uns trägt Verantwortung dafür, dass das Zusammenleben in unserer Gesellschaft friedlich und zivilisiert verläuft. Deshalb ist auch jeder gefordert, selbst als Zeuge und Helfer aktiv zu werden.“

Als Anschauungsmaterial für die Teilnehmer hatte Hansmann einen Film mitgebracht, der eindringlich dokumentierte, wie man sich richtig und wie man sich falsch in Gefahrensituationen verhalten kann. Dabei ging es um eine Situation während einer Straßenbahnfahrt, in der zwei Skinheads einen Schwarzen anpöbelten und bedrohten. Die drei waren Schauspieler, die Fahrgäste jedoch wussten das nicht. Anhand ihrer Verhaltensweisen nannte Hansmann sechs wichtige Regeln für derartige Situationen. Die oberste Regel lautet:

„Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen.“ Manchmal hilft schon ein lautes Wort, um den Täter einzuschüchtern und von seinem Vorhaben abzubringen. Wichtig ist auf alle Fälle eine umsichtige Reaktion: „Niemand erwartet, dass Sie Ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzen und den Helden spielen.“ Wichtig: „Duzen Sie den Täter nicht, denn sonst könnten umstehende Passanten einen rein persönlichen Konflikt vermuten.“

„Ich fordere andere aktiv und direkt zur Mithilfe auf.“ Einer direkten Ansprache kann sich keiner entziehen: „Sie, der Herr im Polo-Hemd, helfen Sie mir.“ Und: „Wenden Sie sich an das Personal in öffentlichen Verkehrsmitteln. Eine starke Gemeinschaft sorgt für ein zivilisiertes Zusammenleben und ein friedliches Miteinander.“

„Ich beobachte genau, präge mir Tätermerkmale ein.“ Jedes Detail ist wichtig. Wie groß ist der Täter? Welche Haarfarbe hat er? Wie war er bekleidet? Mit welcher Automarke ist er entkommen?

„Ich organisiere Hilfe unter Notruf 110.“ Je schneller die Polizei informiert wird, desto besser können die Täter ermittelt werden. „Bei ihrem Anruf kommt es darauf an, dass Sie der Polizei das Geschehen in wenigen Worten, aber dennoch umfassend schildern: Wer? Was? Wo? Wann?“

„Ich kümmere mich um Opfer“. Erste Hilfe ist die beste Hilfe. Jedes Opfer muss sofort versorgt werden, denn oft kann jede Sekunde über Leben und Tod entscheiden. „Kümmern Sie sich deshalb unverzüglich um verletzte Personen, allein schon die Ausrichtung in eine stabile Seitenlage kann für das Opfer lebenswichtig sein.“

„Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung.“ Viele Täter kommen ohne Strafe davon, weil sich Zeugen nicht bei der Polizei melden. „Sorgen Sie deshalb mit Ihrer Aussage dafür, dass Straftaten aufgeklärt werden können.“

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