Internationale Serie "West of Liberty" ZDF dreht Spionage-Thriller in Bonn

Bad Godesberg · In Bad Godesberg wird momentan eine sechteilige Mini-Serie um Spionage gedreht. Die internationale Produktion bringt Hauptdarsteller Wotan Wilke Möhring, Lars Eidinger und weitere Stars ans Set nach Bonn.

Wotan Wilke Möhring (l.) und Lars Eidinger (r.).

Wotan Wilke Möhring (l.) und Lars Eidinger (r.).

Foto: Thomas Kölsch

Scherben und Schutthaufen liegen auf dem Boden, Zeugnisse einer Explosion oder einer Schießerei vor dem kruden Assad-Gemälde an der Wand. Das Botschaftsgebäude, in der Realität ehemaliges indonesisches und in der Fiktion syrisches Hoheitsgebiet, ist zum Schauplatz eines Spionage-Thrillers von epischen Ausmaßen geworden: In der vergangenen Woche haben Network Movie und Anagram im Auftrag des ZDF und des schwedischen Senders SVT in der Bernkasteler Straße Filmaufnahmen zu der sechsteiligen Miniserie „West of Liberty“ nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Engström gemacht. Am Donnerstag gewährte das Fernsehteam nun einen kleinen Blick hinter die Kulissen.

Die Serie erzählt die Geschichte des ehemaligen Stasi-Spitzels und Doppelagenten Ludwig Licht (Wotan Wilke Möhring), der sich in Berlin dem Alkohol hingibt, bis er von seinem CIA-Kollegen GT Brenner (Matthew Marsh) reaktiviert wird. Gemeinsam sollen sie Lucien Gell finden, den Kopf eines Whistleblower-Netzwerks, der nach Aussage der untergetauchten Faye Morris (Michelle Meadows) auch für den Mord an drei Amerikanern verantwortlich sein soll. Doch während Licht so langsam wieder zu seiner alten Form findet und in die Dunkelheit eindringt, stellt er fest, das längst nicht alles so ist, wie es scheint – und dass man manchmal für die Wahrheit kämpfen muss.

„Gerade das fasziniert mich an dieser Geschichte“, sagt Hauptdarsteller Möhring im Interview. „Zunächst nimmt Licht den Auftrag ja nur des Geldes wegen an, aber nach und nach gewinnt er einen gewissen Idealismus zurück. Er stellt fest, das eben nicht alles egal ist.“ So findet der Ex-Agent zu seiner alten Form zurück, innerlich wie äußerlich. „Licht ist eine Art Anti-Held, ein ziemlich kaputter Typ“, betont Möhring und lacht. „Das ist schon eine Herausforderung. Und oft geht es um Kleinigkeiten, etwa dass ich bei den Dreharbeiten daran denken muss, meinen Bauch rauszuschieben, weil Licht ja überhaupt nicht mehr fit ist. Ich liebe solche gebrochenen Charaktere.“

Angesichts der Relevanz von Whistleblowern und Fake News in den vergangenen Jahren weist der Stoff zugleich eine bemerkenswerte Aktualität auf. „Tatsächlich scheint es mitunter, als wäre die Fiktion der Realität voraus“, betonen Produzentin Bettina Wente und ihr schwedischer Kollege Gunnar Carlsson. „Erst vor zwei Tagen haben wir eine Szene gedreht, in der Gell das Internet abgedreht wurde – und kurz darauf haben wir in den Nachrichten gelesen, dass genau dies jetzt auch Julian Assange passiert ist.“ Einen direkten Bezug zum Wikileaks-Gründer gäbe es aber nicht, sagen sie.

Seit Ende Februar laufen die Dreharbeiten zu „West of Liberty“, voraussichtlich bis Ende Mai wird das Team noch in Berlin, Köln, Marokko und Schweden unterwegs sein. In Bonn, wo vor allem in den Nächten gearbeitet wurde, ist inzwischen alles im Kasten. Produzent Carlsson zeigt sich zufrieden mit der Location: „Ich kenne keine andere Stadt auf der Welt, in der es mehr leerstehende Botschaften gibt“, sagt er lachend. „Für uns war das ein Glücksfall.“ Wann das Ergebnis allerdings zu sehen ist, steht noch nicht fest. Immerhin: Sollte die Serie ein Erfolg werden, wäre eine Fortsetzung angesichts von insgesamt vier Ludwig-Licht-Romanen durchaus denkbar.

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