Klang aus 2265 Pfeifen Wie in Plittersdorf Stück für Stück eine neue Orgel entsteht

Plittersdorf · Derzeit wird die Orgel in der Christuskirche eingebaut. Zu Weihnachten erklingt allerdings noch ein Ersatzinstrument. Frühestens am Sonntag nach Ostern wird das 800.000-Euro-Projekt beendet sein.

 Mitarbeiter der Orgelfirma Claudius Winterhalter aus dem Schwarzwald, darunter Christian Kroll, bauen die neue Orgel in der Christuskirche ein.

Mitarbeiter der Orgelfirma Claudius Winterhalter aus dem Schwarzwald, darunter Christian Kroll, bauen die neue Orgel in der Christuskirche ein.

Foto: Barbara Frommann

Zu Weihnachten könne die neue Orgel der evangelischen Christuskirche leider noch nicht erklingen, sagt Pfarrer Oliver Ploch bedauernd und zeigt hoch zur Empore, wo seit November Mitarbeiter der bekannten Orgelfirma Claudius Winterhalter aus dem Schwarzwald eifrig wirken. Frühestens am Sonntag nach Ostern 2019 könne das ehrgeizige 800.000-Euro-Projekt beendet sein. „Aber dann feiern wir ein Riesending. Eine Orgelweihe erlebt eine Gemeinde ja wahrlich nur selten“, verspricht Pfarrer Ploch. Fast alle der Tausenden von Einzelteilen der Neuanschaffung sind seit Mitte November angeliefert und in Seitenräumen gelagert worden. Das Gehäuse steht fertig auf der Empore. Derzeit wird jede Menge technische Detailarbeit erledigt. Im Januar kommt das Schwellwerk in die Wurzerstraße. Und dann gehe es mit dem Einbau der 2265 Pfeifen über zwei Monate an die diffizile Klangabstimmung im Raum, erläutert Max Ehlers das Prozedere.

Der Presbyter engagiert sich seit 2015 als Vorsitzender des Orgelbauausschusses. „Was bisher an Arbeiten lief, war Handwerk. Im neuen Jahr kommt die künstlerische Feinarbeit“, meint Ehlers. Wie berichtet, war vor drei Jahren das vormalige Instrument des Orgelbauers Paul Ott aus dem Jahr 1956 von der Evangelischen Landeskirche als kaum mehr sanierungsfähig und fürs weiträumige Kirchenschiff in ihrem scharfen Klang längst für nicht mehr geeignet bewertet worden. Folgerichtig ließ die Thomas-Kirchengemeinde die Orgel im Juli dieses Jahres abbauen. „Sie ist momentan im französischen Lyon eingelagert, wo sie 2019 in einer katholischen Art-Déco-Kirche hoffentlich akustisch besser passen wird“, sagt Ehlers. Gerade hatte er Manfred Schwartz, den Orgelsachverständigen der Landeskirche, auf der Baustelle zu Gast. „Und er hat die bisherigen Aufbauarbeiten für ganz hervorragend befunden.“

Die neue Orgel wird eine perfekte Mischung aus Tradition und Moderne

Ehlers zeigt auf die vielen Einzelteile. Die neue Orgel werde eine perfekte Mischung aus Tradition und Moderne darstellen: Altes Orgelhandwerk in bewährter Tradition werde erweitert durch moderne Technologie. Mit 31 Registern auf zwei Manualen und Pedal sei das neue gute Stück zwar kleiner als die Vorgängerin. Für Kantorin Barbara Dünne werden sie aber viel größere klangliche Möglichkeiten in einem für Orgelklang an sich schwierigen Raum eröffnen. 1956 hatte der bedeutende Architekt Otto Bartnig, der danach auch die Heilandkirche errichtete, in der Christuskirche die Gemeinderäume vollständig im Gesamtraum integriert. Somit können durch Öffnung beweglicher Holzfaltwände bis zu 800 Sitzplätze verfügbar sein. Auf diese diffizilen Klangverhältnisse müsse die neue Winterhalter-Orgel nun punktgenau eingestellt werden, erklärt Pfarrer Ploch. Die alte Orgel habe den Raum nicht ausfüllen können. Er freue sich schon ungemein darauf, dass 2019 endlich dieses für die Verkündigung so wichtige Instrument seine Kirche wirklich fülle.

„Es war in den 1950er Jahren meiner Ansicht nach ein Missverständnis der Protestanten, zu glauben, nur das Wort sei entscheidend“, sagt der Pfarrer. Erst in der Verbindung mit der Musik ergreife es den Menschen unmittelbar und wesentlich. „Unsere alte Orgel mit dem harten Klang konnte keine Gefühle ausdrücken. Jetzt freuen wir uns bei der neuen Orgel auf die Sanftheit und die Vielfalt des Klangs.“

Wegen der Bauarbeiten und Lagerung der Materialien können bis auf Weiteres die Empore und die Seitenräume nicht im Gottesdienst genutzt werden: In einem der Letzteren steht für die Übergangszeit das Behelfsinstrument. Für den 24. Dezember hat die Gemeinde deshalb einen zusätzlichen Gottesdienst um 19 Uhr angekündigt. „Um 15, 17, 19 und 23 Uhr wollen wir also am Heiligen Abend alle Kirchgänger in unserer Christuskirche gut unterbringen“, sagt Pfarrer Ploch.

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