Quingdao Wasserkunst für China

BAD GODESBERG · Nur an der Fassade des neuen Ver- und Entsorgungszentrums in Qingdao in China erkennt man, dass es hier um Wasser geht. Pumpen und Wassertanks sind in den grauen Gebäuden verborgen. Für die schillernden Wasserspiegelungen über dem Eingangsbereich hat eine Godesbergerin gesorgt: Susanna Neunast hat hier ihr erstes "Kunst am Bau"-Projekt umgesetzt.

 An der Fassade des Wasseraufbereitungswerks in Qingdao (oben) scheint sich ebenfalls Wasser zu spiegeln.

An der Fassade des Wasseraufbereitungswerks in Qingdao (oben) scheint sich ebenfalls Wasser zu spiegeln.

Wasser fasziniert die Künstlerin, die Arbeitsräume in Godesberg und ein Atelier in Köln hat, schon lange. "Bei älteren Arbeiten kann man das Wasser noch sehen. Jetzt zeige ich Spiegelungen und Kollagen, bei denen man nicht genau weiß, was man sieht", sagt die 32-Jährige. Um einen Eindruck davon zu bekommen, muss man nicht nach China fahren. Noch bis zum 13. Juni sind Werke von Susanna Neunast in der Agentur "Liebe Glaube Hoffnung" im Villenviertel zu sehen.

Mitarbeiter des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das das Projekt in China fördert, waren bei einer Ausstellung im Haus auf der Redoute auf die Künstlerin aufmerksam geworden und hatten den Kontakt nach China hergestellt. Das Thema Wasser passte hervorragend zu einer Acht-Millionen-Einwohner-Metropole in der ostchinesischen Provinz Shandong, die unter großem Wassermangel leidet. Hier wurde kein einfaches Wasserwerk gebaut, sondern die weltweit erste Anlage eines neuen Infrastrukturansatzes, an dem deutsche Wissenschaftler und Unternehmen mit gearbeitet haben. Das Prinzip "Semizentral" verknüpft die traditionell getrennten Bereiche Wasser, Abwasser, Abfall und Energie, was Wege verkürzt und die Versorgung besonders flexibel macht. Was die Anlage kann, muss sie zurzeit bei der Weltgartenbauausstellung in Qingdao zeigen, wo zahlreiche neue Gebäude und Hotels entstanden sind.

Susanna Neunast war für eine Woche in China, um das Kunstwerk fertigzustellen. Die einzelnen Elemente waren dort schon vorbereitet. Die Feinarbeit, zum Beispiel das Ausrichten der einzelnen Spiegel, übernahm die Künstlerin selbst. Während man die neun mal 14 Meter große Fassadeninstallation auch von Ferne betrachten kann, taucht man im Informationszentrum des Gebäudes ganz ins Kunstwerk ein. Neunast hat hier nicht nur Fotos von Wasserspiegelungen verarbeitet. "Durch die Spiegel wird der Betrachter selbst Teil der bewegten Wasseroberfläche", erklärt sie. Die ersten Reaktionen konnte sie bei der feierlichen Eröffnung des Semizentral-Baus selbst erleben. "Es ist sehr positiv angekommen, auf deutscher wie auf chinesischer Seite."

  • Die Ausstellung "Perception - Wahrnehmung" von Susanna Neunast ist wochentags von 9 bis 18 Uhr in der Agentur "Liebe Glaube Hoffnung", Dürenstraße 1, zu sehen. Sie endet mit einer Finissage am Freitag, 13. Juni, von 18 bis 21 Uhr.
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