Neuer Betreiber in Bad Godesberg gesucht Was geschieht mit dem Gasthaus "Zur Traube"?

Lannesdorf · Seit zwei Monaten herrscht Leerstand im traditionsreichen Gasthaus „Zur Traube“. Die ehemalige "Alte Bauernschänke" war jahrzehntelang das Zentrum des Lannesdorfer Vereinslebens. Jetzt braucht der Dorfsaal einen neuen Betreiber.

 Über Jahrzehnte Treffpunkt der Lannesdorfer Vereine: Das Gasthaus „Zur Traube“ mit dem Dorfsaal.

Über Jahrzehnte Treffpunkt der Lannesdorfer Vereine: Das Gasthaus „Zur Traube“ mit dem Dorfsaal.

Foto: Axel Vogel

Jahrzehntelang war das gelbe Fachwerkhaus auf der Lannesdorfer Straße ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Unten im Gasthaus wurde gemütlich gegessen, oben im Dorfsaal getanzt und geschunkelt. Doch nun benötigt das traditionsreiche Areal im Zentrum des Viertels einen neuen Betreiber. Die Inhaberfamilie will das Gebäude verkaufen. Das wiederum könnte ortsansässige Vereine vor Probleme stellen.

Seit knapp zwei Monaten herrscht Leerstand an der Lannesdorfer Straße. Am 31. Dezember schlossen Gratiana und Christian Kaever ihr Gasthaus „Zur Traube“, das im vergangenen Jahr noch seinen zehnten Geburtstag gefeiert hatte, Die „Traube“ hatte seinerzeit die "Alte Bauernschänke“ abgelöst. Ursprünglich hätte der Pachtvertrag der Kaevers weitere fünf Jahre lang gegolten. Diesen beendete das Ehepaar aus persönlichen Gründen jedoch vorzeitig. „Wir haben uns beruflich verändert“, erklärt Gratiana Kaever, die sich mit ihrem Mann momentan im Ausland befindet, auf Anfrage.

Dass die derzeitigen Eigentümer das Objekt nun verkaufen wollen, hat finanzielle Gründe. Zwar gab es immer wieder wechselnde Pächter für das Gasthaus im Erdgeschoss, doch den Dorfsaal in der ersten Etage betrieben die Eigentümer selbst. „Das war schlichtweg ein wirtschaftliches Desaster“, erklärt der ältere Sohn der Inhaberfamilie, die namentlich nicht genannt werden möchte. Die Einnahmen der vergangenen Jahre hätten die notwendigen Ausgaben für Wasser, Strom, Heizung und Brandschutz bei Weitem nicht abdecken können.

In erster Linie hoffen die derzeitigen Besitzer nun, einen Eigentümer zu finden, der bereit ist, sowohl die Gaststätte als auch den Dorfsaal zu betreiben. Wegen der Lautstärke bei Feierlichkeiten sei es nicht möglich, die einzelnen Etagen unabhängig voneinander zu vermieten. Es werde versucht, das Objekt privat zu vermitteln, ein Makler sei nicht beteiligt. Ob und wann ein neuer Eigentümer gefunden werden könne, sei aber völlig offen.

"Im Idealfall findet sich ein Käufer aus dem Umfeld von Lannesdorf"

An der Lannesdorfer Straße fanden unter anderem der Feuerwehrball, Konzerte des Männergesangvereins, der Maiball des Junggesellenvereins sowie zahlreiche Karnevalsveranstaltungen statt. Sollte der Dorfsaal nach einem Verkauf nicht weiter von den Vereinen genutzt werden können, müssten diese nach Alternativen für ihre Feste und Bälle suchen. „Wir würden schon eine Lösung finden“, betont Oliver Brenner, Vorsitzender der Fidele Möhnen. Doch die Stimmung im Dorfsaal sei unvergleichlich gewesen. „Er war das Herzstück von Lannesdorf“, sagt der Vereinspräsident.

„Im Dorfsaal haben wir alle getanzt“, bestätigt auch Josef Verhoff, Schriftführer im Ortsausschuss Lannesdorf. Seiner Einschätzung nach gebe es für das traditionsreiche Gebäude zwei Möglichkeiten. „Im Idealfall findet sich ein Käufer aus dem Umfeld von Lannesdorf, und es geht weiter wie bisher, im schlechtesten Fall kommt ein externer Bauträger, der Wohnungen auf dem Areal errichtet“, so Verhoff.

Die Inhaberfamilie hatte den Dorfsaal vor mehr als zwei Jahrzehnten mit einem Zuschuss der Stadt Bonn renoviert. In einem Vertrag war damals festgelegt worden, dass 25 Jahre lang eine Nutzungsbindung für Lannesdorfer Vereine bestehen sollte. Dieser Vertrag lief kürzlich aus. Nachdem im vergangenen Jahr schließlich auch die Kaevers ihren Pachtvertrag gekündigt hatten, fiel der Entschluss zum Verkauf.

Nach Ansicht der Familie zeigt sich an den finanziellen Problemen des Dorfsaals der allmähliche Strukturwandel im Ortsteil. „Die Kneipenkultur hat sich verändert“, erklärt der Sohn, der das Areal seit Kindesalter kennt.

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