Erziehung in Godesberg Waldorfkindergarten muss schließen

Bad Godesberg · Das Umzugsteam war schon gebildet, die Kinder hatten erste Ideen für die neue Inneneinrichtung abgegeben. Doch für den Waldorfkindergarten wird es keinen Neuanfang an der Kurfürstenallee geben.

 Die Tage des Spielvergnügens an der Herderstraße sind gezählt. Im Sommer schließt der Waldorfkindergarten nach 24 Jahren.

Die Tage des Spielvergnügens an der Herderstraße sind gezählt. Im Sommer schließt der Waldorfkindergarten nach 24 Jahren.

Foto: Ronald Friese

Wie Jennifer Watkins, Vorstandsmitglied der Elterninitiative, auf Anfrage mitteilte, ist der Umzug von der Herderstraße an die Kurfürstenallee geplatzt. „20 Minuten vor unserer entscheidenden Elternsitzung letzte Woche kam die Absage per SMS“, sagt Watkins mit tiefer Verbitterung.

Die Absage bedeutet zugleich das Aus für die Bad Godesberger Waldorfeinrichtung nach 24 Jahren. Wie berichtet, hatte der Eigentümer des Privathauses, in dem sich der Kindergarten momentan befindet, im Dezember 2015 den Mietvertrag gekündigt.

Zum Sommer läuft er aus, da das Haus laut Watkins verkauft worden ist. „Wir wollen jetzt noch eine Woche weitersuchen, aber die Elternversammlung nächste Woche wird wohl das Aus beschließen“, so das Vorstandsmitglied. Denn da der Vertragsabschluss seit Mitte April eigentlich nur noch eine Formalie gewesen sei, habe man in den vergangenen Wochen nicht weiter nach anderen Immobilien gesucht.

„Der Investor hat uns gesagt, dass er die Immobilie nun doch selbst nutzen möchte“, sagt Watkins, und es schwingt Unverständnis in ihrer Stimme mit. Darüber, warum diese Sinnesänderung so kurz vor knapp kam. „Jetzt sitzen neben den Kindern auch vier Erzieherinnen auf der Straße“, bedauert die dreifache Mutter, deren Kinder alle in die Einrichtung an der Herderstraße 28 gehen.

Von 25 Kindern hätten bislang durch Eigeninitiative 15 für das neue Kindergartenjahr einen anderen Platz gefunden. Die Erzieherinnen stehen noch ohne Perspektive da. Die Stadt Bonn bedauert die Entwicklung. „Wir haben geholfen, wo wir konnten“, sagte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. Sollte es Bonner Kinder ohne neuen Platz geben, werde die Stadt diese unterbringen, stellte er in Aussicht.

Die Suche nach einer neuen Bleibe war auf den ersten GA-Bericht hin erfolgreich angelaufen. „Das Haus an der Kurfürstenallee schien perfekt, war nämlich schon vorher ein Kindergarten, so dass uns die Betriebserlaubnis durch die Stadt sicher war“, sagt Watkins.

Doch der Investor habe einen früheren Vermietungstermin als Sommer im Auge gehabt. „Deshalb haben wir nach und nach die anderen acht Angebote geprüft.“ Die jedoch waren lieb gemeint, aber nicht geeignet für das Betreiben eines Kindergartens.

„So haben wir im April wieder beim Investor angerufen, und die Immobilie war noch frei“, sagt die Vorstandsfrau. Man durfte mehrfach ins Haus rein, verteilte sogar zwei neue Verträge für das kommende Kindergartenjahr. „Es war sehr unangenehm, dass ich den Eltern jetzt absagen musste.“

In Bad Godesberg scheint sich Geschichte zu wiederholen: Vor 20 Jahren hatte der Mehlemer Waldorfkindergarten sein Domizil am Glückshaus 1 a aufgeben müssen, weil der neue Eigentümer das Haus privat nutzen wollte.

Eltern, die für ihre Kinder weiter auf Waldorfpädagogik setzen, finden Alternativen in Poppelsdorf Am Schloss und in Pech: Die jeweiligen Leiterinnen Bernadette Detry und Lieselotte Scheibner gaben an, noch Kapazitäten für 2016/17 zu haben.

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