Ditib in Bad Godesberg Unverständnis nach Moschee-Razzia

BAD GODESBERG · In der Fatih-Gemeinde in Bad Godesberg herrschte gereizte Stimmung nach den Durchsuchungen des BKA. Die Stabsstelle Integration der Stadt hat gute Erfahrungen mit Ditib-Vereinen.

Kurz vor Beginn des Freitagsgebets war die Stimmung an der Bad Godesberger Fatih-Moschee gereizt. Gemeindemitglieder reagierten abweisend auf Fragen, kaum einer wollte mit dem General-Anzeiger sprechen. Am Mittwoch war die Moschee an der Koblenzer Straße von Beamten des Bundeskriminalamts (BKA) durchsucht worden. Sie wollten Beweismaterial finden, das belegen sollte, dass Imame der türkischen Religionsbehörde Diyanet Anhänger der Gülen-Bewegung ausspioniert hatten. Die Moschee gehört dem Dachverband Ditib an.

„Die Beamten haben ihre Arbeit gemacht und wir machen unsere“, sagte der Vorsitzende der Gemeinde der Fatih-Moschee, Süleyman Hasbal. „Unser Leben geht weiter.“ Er betont, dass die Durchsuchung die Wohnung des Imams, nicht aber den Verein betroffen habe. Dieser sei neutral und mische sich nicht politisch ein. „Es handelt sich ausschließlich um Privatwohnungen, nicht um Ditib-Vereinsräume“, schreibt auch der Dachverband mit Sitz in Köln in seiner Pressemitteilung. Ditib kündigte an, die Generalbundesanwaltschaft bei der Aufklärung der Vorwürfe weiter zu unterstützen.

Ein Godesberger Gemeindemitglied bezeichnete die Stimmung am Freitag, zwei Tage nach der Durchsuchung, als von „Unverständnis“ geprägt. „Das ist schließlich unsere Sache, unsere Innenpolitik“, sagte der Mann. „Wir sind mit der Durchsuchung nicht einverstanden und fühlen uns zu Unrecht beschuldigt.“ Er sieht die Spionage-Vorwürfe als ein Problem der Politik: „Es sollten deswegen nicht die Bürger durchsucht werden.“ Viele der Gemeindemitglieder lebten seit den 1960er Jahren „in Frieden“ in Deutschland – „sie sind fast integriert und jetzt so etwas“.

Der evangelische Pfarrer Jan Gruzlak ist Synodalbeauftragter für das christlich-muslimische Gespräch im Kirchenkreis Bonn. „Wir haben eine ganze Reihe von Verbindungen zur muslimischen Gemeinde“, erklärte er. „Das sind wirklich gute und verlässliche Partner.“ Man besuche sich gegenseitig in Gottesdiensten und Freitagsgebeten und lade sich zu Gemeindefesten und muslimischen Feiern ein. Aber auch abseits dessen suche man das Gespräch. „Es gibt zudem inoffizielle Kontakte, wo wir auch mal gemeinsam einen Tee trinken.“

Angesichts der Vorwürfe gegen den Imam warnt Gruzlak vor Verallgemeinerung: „Auf der einen Seite ist es richtig von der Politik zu schauen: Wie sind da die Verflechtungen? Wo hat sich der Dachverband etwas zu Schulden kommen lassen? Aber wir unterscheiden eben: Nur wenn vielleicht ein Pfarrer Mist baut, heißt das ja nicht, dass auch die Gemeinde Mist baut.“

Die freundschaftlichen Beziehungen der Gemeindemitglieder untereinander wolle man auf keinen Fall aufgeben. „Wir wollen diese Partnerschaft aufrechterhalten – denn was soll schlecht daran sein, wenn man sich trifft und über das Gebet austauscht?“, so der evangelische Pfarrer.

Auch die Stabsstelle Integration der Stadt habe gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Ditib-Moscheen, erklärte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. „Die Stabsstelle Integration hat die Ditib-Moscheen immer als verlässliche Partner im Stadtteil geschätzt und in der Zusammensetzung der Mitglieder politische und persönliche Meinungsvielfalt erlebt.“

Die Fatih-Moschee hat nach eigenen Angaben etwa 250 Mitglieder, denen sie täglich fünf Gebetszeiten anbietet. An den Wochenenden besuchten etwa 100 Kinder die Koranschule in der Bad Godesberger Moschee.

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