Salafismus in Bad Godesberg Ultraorthodoxe Muslime sind seit Jahren aktiv

BAD GODESBERG · Dass in der "Salafistenhochburg Bonn" der Nährboden für radikales Gedankengut neben Tannenbusch im südlichen Bad Godesberg fruchtbar ist, gilt nicht nur in Polizeikreisen als offenes Geheimnis.

Der Mai 2012 beginnt blutig in Lannesdorf. Bei Randalen militanter Salafisten am 5. Mai werden zwei Polizisten bei Messerattacken schwer verletzt. Als Vorwand für die Krawalle dient den Salafisten eine Demo der islamfeindlichen Partei Pro NRW, die vor der König-Fahad-Akademie Mohammed-Karikaturen zeigt.

Lannesdorf. Wer über die Salafistenszene spricht, weiß, was gemeint ist. Umstritten ist aber, wie eng die Ausschreitungen mit dem Schauplatz in Verbindung stehen. So waren viele der Festgenommenen aus ganz Deutschland angereist. Dass in der "Salafistenhochburg Bonn" der Nährboden für radikales Gedankengut neben Tannenbusch im südlichen Bad Godesberg fruchtbar ist, gilt nicht nur in Polizeikreisen als offenes Geheimnis. In Godesberg verkehren noch heute einzelne Personen, die die Sicherheitsbehörden als sogenannte Gefährder einstufen.

Die Fahad-Akademie als saudi-arabische Ergänzungsschule gibt sich seit ihrer Beobachtung durch den Verfassungsschutz transparent. Dabei hatte auch die 1995 eingeweihte Schule einen einschlägigen Ruf, der ultrakonservative Muslime aus ganz Deutschland anzog. Sie meldeten ihre Kinder dort an, obwohl dies nur Ausländern erlaubt war. Einige Lehrer galten als Hardliner, die den Dschihad predigten - bis die Akademie 2003 bundesweit in die Schlagzeilen geriet.

In ihrem Umfeld hatte auch Bekkay Harrach agiert, der 2010 als Al-Kaida-Dschihadist in Afghanistan ums Leben kam. Er war 2006/'07 im Vorstand der früheren Ar-Rahma-Moschee in Lannesdorf. Dort predigte auch der radikale Islamist Abdel Akher, der in den 70er Jahren in Ägypten die militante Organisation "Gamaa Islamija" mit gegründet hatte und 2000 mit politischem Asyl nach Bonn kam.

In der Al-Ansar-Moschee in der Bonner Straße ist Mohamed Benhsain anzutreffen. Er ist Experten zufolge einer der ersten salafistischen Prediger in Deutschland. Er missioniert nicht nur mit Hilfe von Videos, sondern tourt auch durch Deutschland. Zwar distanziert er sich vom bewaffneten Dschihad, tritt aber unter anderem in der umstrittenen As-Sahaba-Moschee in Berlin auf.

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