Kommentar Überzeugen statt zwingen

Droht Bad Godesberg jetzt ein Kulturkampf um die Schrift? Wohl kaum. Denn in den Diskussionen um Chancen und Probleme von (Nicht-)Integration besteht in einem Punkt doch meistens Einigkeit: Die Sprache stellt die wesentliche Voraussetzung zur Interaktion und Teilnahme dar.

Dass in Godesberg eine zunehmende - wenngleich bislang überschaubare - Zahl an Gewerbetreibenden auf ihren Reklametafeln die deutsche Sprache für überflüssig hält, sollte jeden Politiker interessieren, der schon einmal seine Zeit den schier unzähligen Integrationsbemühungen gewidmet hat. Es dürften die meisten sein.

Was den Ruf nach einem weiteren Gesetz betrifft: Sonderlich kreativ wirkt dieser nicht. Andererseits erscheint ein Reglement auch nicht unzumutbar. Auch andere Hauseigentümer und Geschäftsleute können schließlich ein Lied vom Paragrafendschungel singen - und haben sich gleichwohl daran zu halten. Und doch wirkt Überzeugungskraft zumeist besser als Zwang.

Dass die FDP in einer - sicher nicht ganz ernst gemeinten - Replik nun Arabischkurse für die Kritiker anregt, wird längst nicht jeder Godesberger witzig finden. Zu empfindlich ist inzwischen die Sensorik gegenüber den Erscheinungsformen einer sich abgrenzenden ausländischen Parallelgesellschaft, wie sie etwa in der sichtlich zunehmenden Zahl voll verschleierter Frauen im Straßenbild zum Ausdruck kommt.

Dass es sich - wie gern beschwichtigend behauptet - ausschließlich um Medizintouristen handele, widerlegen Berichte aus Kindergärten und Schulen. Arabische Schrift, und mag sie in bester Absicht den Dienst am Kunden verfolgen, wirkt da wenig integrativ. Quo vadis, Bad Godesberg? Wer die Zukunft der Stadt konstruktiv gestalten will, der ist mit dieser Diskussion schon ziemlich spät dran. Aber spät ist ja bekanntlich immer noch besser als nie.

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