Folientunnel im Wachtberger Ländchen Streit um das Landschaftsbild

Wachtberg · Für die einen sind sie ein Hilfsmittel, um Obst wie Erdbeeren geschützt anzubauen und dadurch wettbewerbsfähig zu sein, für die anderen sind sie eine Verschandelung der Landschaft: Folientunnel stehen in Wachtberg seit längerem in der Diskussion.

 Folientunnel am Grimmersdorfer Weg in Adendorf

Folientunnel am Grimmersdorfer Weg in Adendorf

Foto: Axel Vogel

Nun stand das Thema in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur und Umwelt noch einmal auf der Tagesordnung. Im Herbst vergangenen Jahres hatte es erstmals einen Runden Tisch zum Thema geschützte Landwirtschaft gegeben. Zuletzt hatte die SPD-Kreistagsfraktion Rhein-Sieg mit Blick auf die Konflikte von Schützern und Nutzern der Landschaft in Wachtberg die Aufstellung eines Landschaftsplan beantragt.

Nun will die Gemeinde Landwirte in Zukunft stärker in den Natur- und Landschaftsschutz mit einbeziehen und die Wogen glätten. Dazu will die Verwaltung ihre Zusammenarbeit mit der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft mit Sitz in Bonn vertiefen. Sie soll ihre Expertise zur Landschaftsgestaltung beitragen. Zudem soll ein weiterer Termin für einen Runden Tisch gefunden werden, um den Dialog mit Wachtberger Bürgern zu suchen.

Die Arbeit der Stiftung, die bereits seit zehn Jahren im Drachenfelser Ländchen aktiv ist, stellte Geschäftsführer und Landschaftsarchitekt Thomas Muchow im Ausschuss vor – und welche Projekte die Stiftung für Wachtberg für sinnvoll hält. Bislang berät sie laut Muchow vor allem die Obstbauern zu verschiedenen Themen, zum Beispiel, wie sich Nisthilfen für Mehlschwalben, ein Staudenbeet oder eine Dachbegrünung anlegen lassen.

Blühstreifen und Blühflächen an Feldrändern

Für Wachtberg empfiehlt sie das Anlegen so genannter Blühstreifen und Blühflächen an Feldrändern, für die beispielsweise Klatschmohn und Kornblumen ausgesät werden. „Für Wachtberg sehe ich die Möglichkeit, fünf Kilometer Blühstreifen einzubringen“, so Muchow. Fünf bis zehn Betriebe könnten dafür gewonnen werden. Zudem könne sich der Ausbau von Streuobstwiesen positiv auf die Kulturlandschaft auswirken. Für die Stiftung hat die Verwaltung Kosten bis zu 5000 Euro angesetzt. „Wir wollen aber versuchen, die anfallenden Kosten zu halbieren“, sagte der Beigeordnete Jörg Ostermann. Die Hälfte solle von der Landwirtschaft, die andere Hälfte von der Gemeinde bezahlt werden.

Einigen Politiker ging die Ästhetisierung der Landschaft jedoch am Thema vorbei. Grüne und SPD erinnerten daran, dass nach wie vor die Folientunnel im Mittelpunkt der Gespräche stünden. „Wir wollen den Fokus auf den Umweltschutz legen, nicht auf Landschaftsästhetik“, sagte Grünen-Ratsherr Joachim Lengrüsser. Seine Partei fordert, dass geprüft werde, inwieweit sich die Kunststoffe der Folientunnel im Laufe der Zeit zersetzen und sich als Mikropartikel in Wasser und Boden eintragen.

Zudem wollen Grüne und SPD auch die Themen Hangabflüsse bei Starkregen und Erosion, die durch Folientunnel verursacht würden, berücksichtigt wissen. Die CDU verwies auf das ökonomische Interesse der Landwirte an Folientunneln. Der Streit dürfe nicht auf ihrem Rücken ausgetragen werden. Die Politik stimmte einer vertieften Zusammenarbeit mit der Stiftung zu. Sie soll beim nächsten Runden Tisch ebenfalls dabei sein. Ein Termin dafür soll nun im Juni gefunden werden.

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