Deutschherrenstraße in Bad Godesberg Standspur statt Datenautobahn

Bad Godesberg · Die Anwohner der Ostseite der Deutschherrenstraße müssen seit Jahren auf eine schnelle Internetverbindung verzichten – im Gegensatz zu den Haushalten der Westseite. Der Ärger über den Netzbetreiber, die Deutsche Telekom, ist groß.

 Nur im Schneckentempo können sich die Anwohner auf der Ostseite der Deutschherrenstraße im Internet bewegen.

Nur im Schneckentempo können sich die Anwohner auf der Ostseite der Deutschherrenstraße im Internet bewegen.

Foto: Ronald Friese

Gernot Firsching ist genervt. „Ich kann mir am Wochenende nicht einmal ein Youtube-Video ansehen“, ärgert er sich. Cloud-Dienste zum Hochladen von Dateien könne er auch nicht nutzen. „Dafür müsste ich schon mehrere Stunden einplanen.“ Seine Nachbarn auf der anderen Straßenseite haben es da deutlich besser angetroffen. „Die haben sogar VDSL.“ Firsching hat die Telekom nach eigener Aussage bereits vor einem Jahr gebeten, auch seine Wohnanlage an dieses Netz anzubinden. Auf Briefe und E-Mails habe er jedoch keine Antwort erhalten.

So geht es auch Brigitte Frieben-Safar. Sie betreibt in der Deutschherrenstraße ein Übersetzungsbüro. „Meinerseits läuft schon seit 2010 eine Vorstandsbeschwerde“, sagt sie. Es sei als Affront zu werten, dass sie per Post jahrelang Werbung für ein Upgrade erhalten habe, obwohl sie noch nicht einmal die Bitrate bekomme, die in ihrem Vertrag stehe. Ihr Nachbar Firsching hat die tatsächliche Leistung in der Vergangenheit messen lassen. Das Ergebnis: Unter der Woche liege die Bandbreite bei 14, am Wochenende gerade einmal bei etwa zwei MBits pro Sekunde. Laut Vertrag sollten es 16 sein.

Die Telekom erklärte auf Anfrage der Stadt, dass die geringe Bitrate am Netz des Hauses liege. Dieses sei vermutlich zu lang. Eine Kürzung liege jedoch in der Verantwortung des Hausbesitzers, so der Bonner Konzern. Dass die betroffene Wohnanlage darüber hinaus nicht mit einer Bandbreite von 50 MBits/s versorgt werden könne, liege daran, dass sie direkt mit der Vermittlungsstelle (Central Office) der Telekom und nicht etwa mit einem nachträglich installierten Kabelverzweigerkasten mit VDSL-Technik verbunden sei. Das Ganze sei historisch so gewachsen, so die Telekom.

Firsching will diese Begründung aber nicht einfach so hinnehmen. Schließlich befinde sich ein entsprechender Kasten nur ein paar Meter entfernt – nämlich unmittelbar auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Seine Wohnanlage müsse doch einfach nur mit diesem verbunden werden, glaubt er.

Doch auch dieser Hoffnung setzte der Bonner Konzern ein Ende. Der besagte Kasten sei nicht mit der nötigen Technik für VDSL ausgestattet, erklärte Rainer Knirsch, Sprecher der Telekom. Ein entsprechender Breitbandausbau sei bei der Bundesnetzagentur beantragt. Fiete Wulff, Sprecher der Bundesnetzagentur, teilte jedoch auf GA-Anfrage mit, dass eine solche Genehmigung Aufgabe der Stadt sei.

Firsching und Frieben-Safar sehen viele Ungereimtheiten und wollen nicht glauben, dass der Kabelverzweigerkasten auf der gegenüberliegenden Straßenseite nicht mit der nötigen Technik für VDSL versehen ist. Schließlich hätten die Haushalte dort allesamt einen entsprechenden Anschluss. Firsching vermutet, dass die Telekom einen Breitbandausbau hinüber zur Ostseite der Deutschherrenstraße aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Erwägung ziehe. Einen generellen Anspruch auf einen Breitbandausbau gibt es nicht. Firsching und Frieben-Safar hoffen deshalb, dass sich der Bonner Konzern bewegt. „Gerade vor der eigenen Haustüre, nur fünf Kilometer vom eigenen Hauptgeschäftssitz entfernt, sollte die Telekom für eine vernünftige Anbindung ihrer Kunden sorgen“, findet Frieben-Safar.

Auch Firsching will die Situation auf jeden Fall nicht einfach hinnehmen. „Drüben gibt es eine Datenautobahn und hier steht man auf der Standspur.“ Beide seien langjährige Kunden der Telekom. Nun dächten sie über einen Wechsel nach.

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