Andreas Oldörp Stadtklangkünstler beendet Arbeit in Bonn mit Installation im Kurpark

BAD GODESBERG · Wer zurzeit im Kurpark zwischen Carillon und Stadthalle unterwegs ist, sollte genau hinhören. Dann wird er bemerken, dass die Kurfürstenquelle von einem feinen, gleichmäßigen Klang umgeben ist. Die Dur- und Molltöne verleihen dem Gebäude eine Leichtigkeit, fast scheint es so, als schwebe es in der Luft.

Es ist das Werk von Andreas Oldörp. Der 53-Jährige ist der Bonner Stadtklangkünstler 2012, den die Beethovenstiftung im Zuge des auf fünf Jahre angelegten Projekts "bonn hoeren" nach Bonn geholt hat. Er ist mit drei Installationen mit dem Schwerpunkt "Klang und Architektur" in der Bundesstadt vertreten: im Kunstverein, am Kunstmuseum und an der Kurfürstenquelle. Die Installation "3_fluidum" in Bad Godesberg, die bis Ende des Jahres zu hören sein wird, ist gleichzeitig seine Abschlussarbeit - Oldörp ist gestern wieder Richtung Hamburg aufgebrochen.

"Die Installation am Kunstmuseum ist sehr präsent, diese hier ist eher zurückgenommen", erklärt Oldörp. Zu sehen ist sie nicht: Die kleinen Orgelpfeifen, die die Töne hervorrufen, sind unterhalb des Gebäudes angebracht. Der Klang greift das Thema der Quelle auf. "Wenn man an eine Quelle denkt, verbindet man automatisch ein plätscherndes Geräusch mit ihr." Wichtig sei, dass der Klang "einen Ort charakterisiert".

Schließe man die Augen, bekomme man generell eine gute Vorstellung von der Umgebung, in der man sich befindet. "Mir ist wichtig zu ergründen, wie ich durch den Klang einen Ort verändern kann", erklärt Oldörp. Das ist eine weitere Facette der Installation: Denn das Gebäude mute durch die Töne anders an.

Es könne sein, dass nur diejenigen den Klang wahrnehmen, die gezielt darauf achten, sagt Oldörp. Das aber sei nicht schlimm: "Ich vergleiche es mit dem Duft von Blumen in einem Garten." Man nehme ihn meistens unterbewusst war. Manchmal aber halte man inne und verfolge den Duft bis zu seiner Quelle. "Dann nimmt man den Garten wieder anders wahr." Genau das soll nach Wunsch des Künstlers auch an der Kurfürstenquelle geschehen. Die Menschen, die dort vorbei kommen, sollen sich das Gebäude wieder ansehen, und zwar mit anderen Augen.

Dass seine Installation an der Kurfürstenquelle erklingen sollte, war kein Zufall. Die Beethovenstiftung habe ihm freie Hand gelassen, an welchen Orten er arbeiten wolle, erzählt Oldörp. Bei einem Spaziergang durch den Kurpark entdeckte er das Gebäude. "Bad Godesberg hat zwei Quellen", erläutert Oldörp, der sich fragte, warum mit diesem Pfund, dem Godesberg den Zusatz "Bad" zu verdanken hat, so stiefmütterlich umgegangen wird.

"Ich hatte das Gefühl, die Quelle hat ihre Zeit hinter sich, was ich sehr schade fand." Er finde das Gebäude sehr schön. So sei die Idee entstanden, es klangenergetisch aufzuladen. Außerdem verdiene "eine Quelle Konstanz". So habe er sich gewundert, dass die Kurfürstenquelle im Winter geschlossen sei. Das ist nun anders. Im Zuge der Installation ist sie sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

"bonn hoeren"
"Bonn hoeren" ist ein auf fünf Jahre angelegtes Projekt der Beethovenstiftung. Seit 2010 wird jedes Jahr ein Künstler zum Stadtklangkünstler Bonn berufen, bisher waren das Sam Auinger, Erwin Stache und Andreas Oldörp. In diesem Jahr ist es Christina Kubisch. Die künstlerischen Arbeiten stehen in engem Bezug zur Stadt Bonn, ihren Bürgern und Besuchern und deren alltäglichen Lebens- und Arbeitsbereichen.

Der scheidende Stadtklangkünstler Andreas Oldörp wurde 1959 in Lübeck-Travemünde geboren. Im Februar kommt er zurück nach Bonn: Dann ist er bei dem Projekt "passionenstationen" im Kunstmuseum dabei.

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