Opernneubau-Debatte Stadthalle Godesberg zu 80 Prozent ausgelastet

Bad Godesberg · Die Räume für Veranstaltungen in der Stadthalle Godesberg spielen in der Diskussion über einen Abriss und Theaterneubau eine Rolle. Godesberger Politiker zeigen zu Plänen eines Opernneubaus im Bezirk gemischte Reaktionen.

Die Idee von CDU, SPD und FDP, für einen Opernneubau auch einen Abriss der denkmalgeschützten Stadthalle Bad Godesberg zu prüfen, stößt im Stadtbezirk auf geteilte Resonanz. Der Vorsitzende der CDU Bad Godesberg, Christoph Jansen, und Philipp Lerch, Vorsitzender der Bezirksfraktion, teilten mit: „Der Neubau eines Opern- und Schauspielhauses in Bad Godesberg würde unserem Stadtbezirk und seiner Innenstadt, der Stadt Bonn und der gesamten Region über Jahrzehnte Identität, Herz und Perspektive geben.“ Die CDU-Vertreter sehen eine „ebenso exzellente wie ausgesprochen verantwortungsvolle und konsequent zukunftsgerichtete Idee“.

Gleichzeitig formulieren Lerch und Jansen klare Forderungen: Bad Godesberg müsse zentraler Spielort des städtischen Schauspiels bleiben, bei Abriss der Stadthalle müsse es dennoch ausreichend Kapazitäten für Tagungen und Veranstaltungen im Stadtbezirk geben und eine sinnvolle und nachhaltige Perspektive für das Gebäude der Kammerspiele her. Außerdem regt die CDU an, einzelne Elemente der Stadthalle wie den Trinkpavillon zu erhalten. Das gastronomische Angebot in der Stadthalle, gerade von älteren Goderbergern auch als ihr „Wohnzimmer“ bezeichnet, sollte nach Meinung der CDU auch in einem Neubau fortgeführt werden.

Die Stadthalle ist nicht nur das Wohnzimmer, sondern auch der größte Veranstaltungssaal im Stadtbezirk. Allein der große Saal mit bis zu 900 Sitzplätzen war im vergangenen Jahr 230 Mal belegt. Insgesamt gab es 2750 Veranstaltungen in allen Räumen, so Pächter Thomas Weiermann (62), der seit 40 Jahren im Haus ist. Damit sei das Tagungszentrum, von dessen Ausrichtung im mittleren Preissegment es kein zweites in Bonn gebe, zu mehr als 80 Prozent ausgelastet. Auch wenn bis zur Sanierung ab dem 30. Juni 2020 die Vermietungen noch normal weiterlaufen, suchen Kunden schon ein neues Quartier: Die Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT), die zehn Mal im Jahr den Saal für Großveranstaltungen gebucht hat, wechseln jetzt ins Hotel Maritim.

In den kleinen Saal der Stadthalle passen 300 Personen, in den teilbaren Parksaal ebenfalls. Hinzu kommen Brunnensaal (70), Empfangszimmer (40), Konferenzzimmer (20), Erkerzimmer (14) und Bierstube. Genutzt werden sie von Blinden- und Schwerhörigenvereinen, Jobbörsen, Karnevalisten, Lions, Rotariern, Uni-Kinderklinik, Frauenkreisen, Colloquium Humanum, IHK, Messeveranstaltern und von vielen mehr. 100 Gäste passen außerdem ins Restaurant, 300 auf die Terrasse.

Probleme bei umliegenden Hotels?

„Umsatzträger sind die Tagungen“, sagt Weiermann, der 22 Festangestellte und 50 Aushilfskräfte hat. Auf dem Papier handele es sich um eine Sport- und Mehrzweckhalle, in der vor 30 Jahren auch Boxwettkämpfe stattfanden. In der Stadthalle spielten BAP, Udo Jürgens und Led Zeppelin. Außerdem verabschiedete die SPD hier 1959 ihr Godesberger Programm.

Pächter Weiermann, der mit der Sanierung der Stadthalle in Ruhestand geht, wäre für Abriss und Neubau eines Tagungsgebäudes mit vielen Nebenräumen. „Unsere Mieter sind tief enttäuscht und wissen nicht, wohin sie sollen“, sagt Weiermann. Auch seien die umliegenden Hotels alle auf den Tagungsbetrieb eingerichtet, sie hätten dann oft bis zu 300 Gäste.

Der Vorsitzende des Vereins Bad Godesberg Stadtmarketing, Jürgen Bruder, sagte zur jüngsten Idee aus der Politik: „Generell finde ich den Neubau eines Operngebäudes gut. Es ist die Frage, ob das in Bad Godesberg sein muss.“ Er sieht Schwierigkeiten bei der Erschließung (etwa Bau einer Tiefgarage) und den Verkehrsanbindungen. „Wir wollen unsere eigene Infrastruktur mit Kammerspielen und Stadthalle erhalten“, so Bruder. Das sei für die Vereine und Bürger wichtig.

„Es ist gut, dass Bewegung in die Diskussion über die Zukunft der Stadthalle kommt. Denkverbote helfen da nicht“, sagt Hillevi Burmester (SPD). „Sich jetzt schon auf einen Standort festzulegen, wäre der falsche Weg. Wir müssen sowohl die Finanzen der Stadt als auch die Wichtigkeit des Standortes Kurpark für Bad Godesberg im Blick behalten.“

"Großer Charme"

Für Achim Schröder (FDP) hat die Idee der Zusammenlegung von Oper und Schauspiel in einem neuen Gebäude auf dem Gelände der Stadthalle „großen Charme“. Der mit einem Theaterneubau verbundene Ausbau Bad Godesbergs zu einem bedeutenden Kulturstandort biete die Chance zu einem grundlegenden Imagewandel des Stadtbezirks. „Daher sollte diese Idee ernsthaft geprüft und nicht von vorne herein zerredet werden“, meint Schröder.

Marcel Schmitt vom Bürger Bund Bonn (BBB) fürchtet in jedem Fall Nachteile für Bad Godesberg. Sollte das neue Theater am Erzbergerufer gebaut werden, würden die Kammerspiele geschlossen, so Schmitt. Bei einem Neubau anstelle der Stadthalle verlören viele Vereine ihre Heimat. „Das Wolkenkuckkucksheim eines Zweispartenhauses als Ersatz für die Oper und die Kammerspiele scheint mir nicht zu Ende gedacht“, so Schmitt. Selbst wenn es in Bad Godesberg umgesetzt würde, bestünde dort dann kein Grund für unumschränkten Jubel.

Die Linksfraktion will ihre grundsätzliche Haltung wie auch die Standortfrage in ihrer kommenden Fraktionssitzung beraten.

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